Der Philosoph vernimmt aus seiner angereicherten Essenz heraus das Ihm-Eigene und gibt im Austausch lediglich das weiter, was er nicht weiter für sich behalten kann. Es handelt sich hierbei also um Bruchteile seines Wesens, die zuvor noch in ihm beschlossen lagen und nun frei heraus zum weiteren Austausch erschlossen wurden.


© Michael Wollmann


3 Lesern gefällt dieser Text.





Beschreibung des Autors zu "Über die Essenz des Philosophen"

Quelle: Tradierte Aberrationen [2014]

Diesen Text als PDF downloaden




Kommentare zu "Über die Essenz des Philosophen"

Re: Über die Essenz des Philosophen

Autor: Uwe   Datum: 15.11.2014 10:00 Uhr

Kommentar: Gefällt mir. Aber stimmt der Passus:
"...was er nicht weiter für sich behalten kann",
so, als gebe er nur weiter, was sich regelrecht wie mit Überdruck von selbst nach draußen dränge? Freut er sich nicht, wenn er schon eine gescheite, kecke Formulierung findet, die NEU (besonders wichtig!) scheint und in der ein innerliches Blitzen des Geistes durchscheint?
Wenn ich manche philosophische Schriften oder Ansichten las, erschien es mir so. Deshalb schrieb ich das Gedicht
"Halt besser die Klappe - mal anders ausgedrückt" und stelle es ins Netz.
Herzl. Gruß und Dank, Michael, denn deine Einlassungen haben immer hohe Qualität (und sind mir hoch erfreulich!)

Re: Über die Essenz des Philosophen

Autor: Michael Wollmann   Datum: 15.11.2014 14:32 Uhr

Kommentar: Hallo Uwe,
vielen Dank für deine lobenden Worte! Einem guten Philosophen sollte es in erster Linie darum gehen, etwas Wahres auszusagen, was dann auch nicht unbedingt vollkommen neu sein muss, denn der Philosoph ist kein Unterhaltungskünstler. Tatsächlich ist es aber so, dass ein Mensch, der viel denkt (bzw. sich über vieles bereits seine Gedanken gemacht hat), viele frag-würdige Dinge, die für andere ergiebig sein könnten, gar nicht erst notiert, weil er sie entweder für allgemein bekannt und selbstverständlich hält (was natürlich ein Trugschluss ist, denn nichts versteht sich von selbst, nicht einmal das Verstehen), oder aber ihm nie ganz zum Bewusstsein kommen, sich ihm gleichsam nur andeuten, ohne denkerisch durchdrungen und in eine sprachliche Ausdrucksform gebannt, also aufgezeichnet und für andere verwertbar gemacht zu werden. An dieser Stelle will ich aber auch gar nicht in Abrede stellen, dass es sicherlich auch eine gewisse Eitelkeit bei den meisten Philosophen und Denkern gibt, besonders die Sätze und Gedanken, die in ihren Augen besonders eindrucksvoll (ja, in ihren Augen vielleicht sogar überaus originell) sind, publik zu machen. Doch damit konstruieren sie natürlich die Wirklichkeit nicht mehr nur in ihrem Sinne, sondern verzerren sie tatsächlich bewusst, ohne sie adäquat abzubilden, was immer die Aufgabe eines guten Philosophen bleiben muss, dem es um Wahrheit zu tun ist (auch wenn ein guter Philosoph selbst noch an der Möglichkeit von „Wahrheit“ zweifeln muss).

PS: Dein brandneues Gedicht zur Thematik habe ich mir zwischenzeitlich auch zu Gemüte geführt und mit einem "Gefällt mir"-Klick versehen.

Re: Über die Essenz des Philosophen

Autor: Uwe   Datum: 15.11.2014 14:36 Uhr

Kommentar: Bin angetan von deiner Antwort hier, mehr als von dem "gefällt" dort.
Danke, kluger EchteWolleMann!
Uwe

Kommentar schreiben zu "Über die Essenz des Philosophen"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.