Ich bin sowas von müde. Und mir geht so viel durch den Kopf, ich hasse das.
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Dienstag bin ich, so wie immer, schlecht aus dem Bett gekommen, war aber nur 10 Minuten zu spät. Nachmittags habe ich mal wieder garnichts gemacht und auch kaum jemanden gesehen. Mittwoch ging es mir dann morgens total kacke, ich war wach, bin aber nicht hochgekommen, und habe dann um kurz vor sieben angerufen, um mich krank zu melden. Gestern genau das gleiche. Die ganze Woche hocke ich eigentlich nur drinnen und rede mit keinem.
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Wie oft schon habe ich mir abends geschworen, dass ich am nächsten Tag dieses oder jenes mache und wie oft habe ich morgens im Bett gelegen und mich nicht getraut aufzustehen, weil ich nicht wollte, dass mich jemand so sieht. Oder bin nicht zur Schule gegangen, weil ich dachte, dass es besser für alle ist, wenn ich nicht da bin.
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Und manchmal ist es so eine Qual, wach zu sein und den ganzen Tag irgendwie zu überbrücken.
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Ich war schon wieder nicht in der Schule, gestern zumindest. Ich glaube, dass es seit zwei Monaten keine Woche gab, in der ich alle fünf Tage da war. Das geht so nicht weiter. Langsam habe ich Angst um mein Abitur. Auch wegen den Fehlstunden, aber auch weil ich den Stoff nicht mehr mitbekomme. Wiederholen werde ich jedenfalls nicht, egal was kommt. Noch ein Jahr stehe ich nicht durch.
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Momentan steht meine Zulassung zum Abitur auf der Kippe, weil ich so viel gefehlt habe. Seit den Weihnachtsferien war ich jede Woche nur einen Tag in der Schule, und das mit Mühe. Ich gehe nicht mehr ordentlich einkaufen, räume nicht mehr auf, mache absolut garnichts für die Schule und spiele so gut wie garnicht mehr Querflöte. Ich war schon seit drei Monaten nicht mehr im Orchester, außer vor ein paar Wochen nochmal. Kurzum, mein Leben ist ein Schrotthaufen, zumindest irgendwie momentan. R. weiß nicht mehr weiter und es kann sein, dass ich bald Medikamente nehmen muss. Depression ist schon ein hartes Wort, aber im Großen und ganzen stimmt es.


© lyansoma


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Beschreibung des Autors zu "Antriebslosigkeit"

Vor ein paar Monaten habe ich eine mittelschwere depressive Episode durchgemacht und währenddessen immer mal wieder Tagebuch geschrieben. Im Nachhinein habe ich jetzt beschlossen, einige Auszüge mehr oder weniger nach Themen geordnet zu veröffentlichen. Ich hoffe, mit meinen Texten dazu beizutragen, dass diese Krankheit und ihre Symptome besser nachvollziehbar wird...
Ich habe die Depression übrigens erfolgreich bekämpft und kann heute wieder lächelnd durchs Leben gehen.

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