Überforderung

Ich muss in letzter Zeit häufiger an meinen Opa denken. Lehre mit 17, Job mit 19, Krieg überlebt, im Lazarett ne Krankenschwester für sich und seinen Oberschenkensteckschuß gewonnen, sie mit 21 in seine Frau und mit 22 in meine Oma verwandelt. 5 Kinder mit 29.

Ich bin 19 und bin von dem Gedanken überfordert, ob ich mich für das neue dunkle Design der YouTube-App entscheiden möchte. Das spart natürlich Strom, der Akku hält länger, doch ich habe mich an das helle Design schon gewöhnt gehabt und wenn das Handy morgens nicht hell ist, dann habe ich keine Ausrede mehr vor mir selbst, wenn ich nach dem Aufwachen erstmal 2 Videos gucke - denn das helle Licht `hilft mir ja beim Wachwerden´.

Natürlich hinkt der Vergleich, von meinem Opa wurden auch andere Dinge erwartet. Aber heißt das nicht, dass von uns heute keiner mehr etwas erwartet? Oder dass schon etwas erwartet werden würde, doch wir es nicht mitbekommen? Oder dass jeder nur noch das mitbekommt, was in seiner Bubble von ihm erwartet wird, was er dann auch erfüllt, oder eben nicht? Was davon ist denn schlimmer? Oder übertreibe ich auch nur, tue ich das? Übertrage ich hier gerade eigene Erfahrungen unzuläßigerweise und generalisierend auf ahnungs- und schuldlose Alterskollegen? Sagt das was über mich aus? Oh Gott, was denn und an wen sagt das was aus? Über mich oder von mir?

Ich nehm das dunkle Design, ich muss mich hinlegen -
dann werde ich nicht wachgehalten, wenn ich mir gleich ein Video anmache...

© Enrique Auriga

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l.Maja

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Kommentare zu "Überforderung"

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