Sehnsucht versteckt, hinter Verblendung und Dummheit. Träume verblassen wie Aquarelle bei Regen. Klarheit eingemauert mit Steinen der Verdrängung. Nur pseudo-virtuelles kreisen deiner Gedanken.

Weitsicht getrübt, durch die Schwaden des Rauches. Lethargie, betäubt gekonnt deinen Geist. Katatonische Bewegungen in deinen Synapsen. Gleichgültigkeit ist mehrheitlich omnipräsent.

Kreativität getrübt, durch Belagerung der Rezeptoren. Die Zeit verschwimmt, in der verzerrten Wahrnehmung. Falsche Prioritäten bestimmen dein Dasein. Du gehorchst einem Molekül, wie der Leibeigene dem Herrn.

Du suchst nach Ausreden, du strickst am Lügennetz. Dein Leben ist eine Bühne, dessen alleiniger Hauptakteur du bist. Späte Einsicht, sehr nah am Abgrund. Langes Leiden einzutauchen, gegen kurzen, tiefen Schmerz.

Es kamen Tage, voller Klarheit, zuerst verwirrend, weil unbekannt. Sie waren schmerzhaft, doch auch befreiend. Sie brachten Bäche gefüllt mit Tränen, gefolgt von schmerzhafte Emotionen, ohne Selbst-Anästhesie.

Nun bist du da, du bist auf null. Euphorie aus endogener Quelle sprudelt ungewohnt in deinen erschöpften Körper. Radikale Akzeptanz, du bist chronisch krank, deine Genesungs-Ziellinie wird dein Leben lang vor dir davon laufen.

Die Nüchternheit des Alltags bremst dich immer wieder aus. Der tägliche Kampf, Gut gegen Böse, flammt anfangs mehrfach auf. Die Zeit löscht immer öfter den Flächenbrand der dunklen Gedanken. Du weisst, eine Verfehlung, entflammt ihn zum neuen Feuersturm.

Du wanderst öfter am Grenzstreifen zum verbotenen Land. Weisst genau, ein Übertritt der unbewachten Grenze, lässt dich Morgen nicht mehr dein Spiegelbild ertragen. So kämpfst du dich von Tag zu Tag. Hast gelernt deine Krankheit als 24 Stunden Virus zu sehn. Musst immer nur den einen Tag übersteh‘n.


© Sebastian Rapmund


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Kommentare zu "24 h Virus"

Re: 24 h Virus

Autor: Anaj Lieb   Datum: 29.12.2021 11:43 Uhr

Kommentar: Sehr starke Bwschreibung eines steinigen Weges, dem du dich da stellst und dennoch es ist der einzige Weg. Doch du bist nicht alleine und umzudrehen lohnt sich nicht mehr. Schau nach vorne und betrachte die Nebenschauplätze und die ungeahnt schönen Momentw am Wegesrand

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