Der Angstschweiß kriecht mir den Rücken hinauf. Ich würde am liebsten schreiend weglaufen. Ich habe sonst keine Angst. Nicht vor der Dunkelheit, nicht vor dem Wald und schon gar nicht vor dem Vollmond. Früher war ich jeden Tag im Wald. Doch seit mein Bruder tot ist, jagt er mir Angst ein. Er ist darin ermordet worden.
Schemenhaft kann ich noch den Waldrand erkennen. Magisch. Die Nebelfetzen wabern langsam um die Stämme. Kriechen über den gefrorenen Boden. Sie schlingen sich um meine Füße. Ich folge dem Pfad. Mondlicht sickert durch das dichte Blattwerk über mir. Leuchtet mir den Weg. Schuhu, Schuhu. Ich zucke zusammen. Die Schleiereule ist aufgewacht. Sie fliegt dicht über mich hinweg. Eine Feder trudelt langsam zu Boden. Vorsichtig hebe ich sie auf. Ich stecke sie in meine Brusttasche. Mein Herz schlägt wie verrückt. Ich hoffe, es springt nicht aus meiner Brust. Ich folge langsam dem Pfad
Ich drücke die Büsche vor mir weg. Zucke zurück. Hebe meine Hand vor die Augen, um nicht blinzeln zu müssen. Der helle Vollmond beleuchtet die kleine Lichtung. Gut versteckt. Ja, das ist sie. Ich setzte mich unter den alten Ahornbaum am anderen Ende der Lichtung. Schließe meine Augen. Das Zirpen der Grillen, das Plätschern des Baches. Eine Wolke schiebt sich vor den Mond. Gespenstisch. Geisterhaft. Unheildrohend. Ganz ruhig, denke ich. Jetzt bloß nicht durchdrehen. Du bist ein starkes Mädchen. Lass dich nicht unterkriegen. Auf einmal höre ich ein Knacken.
Ich kann nicht mehr an mich halten. Fange an zu schreien. Kralle meine Finger verzweifelt in das spärliche Gras unter mir. Springe auf. Blicke gehetzt um mich und fange an zu rennen. Vorbei an all den Bäumen und den Felsen. Eine Wurzel. Stolpere. Mein Knöchel knackst. Schürfe meine Knie auf. Panisch rapple ich mich wieder auf. Der Schmerz rammt sich wie ein Dolch in meinen Fuß. Doch ich ignoriere ihn. Weg! Meine Gedanken überschlagen sich. Ich kann nicht mehr klar denken. Warum habe ich mich auf diese verdammte Wette bloß eingelassen? Ich hätte doch ahnen müssen, dass so etwas passiert. Die Geräusche um mich herum lassen meine Füße noch schneller laufen. Endlich sehe ich den Waldrand. Kaum habe ich ihn passiert, fällt all die Anspannung von mir ab. Mein Puls rast. Rase so schnell es meine Kraftreserven zulassen nach Hause und schließe die Tür hinter mir ab.
Nie wieder. Nie wieder werde ich etwas so Wahnsinniges tun.
Spät am Abend
wenn die Blumen,
ihre Blüten schließen,
ehe wir noch wissen,
wie sich unsere Träume
gestalten,
wenn sich die Wiesen
mit Tau bedecken
und die Sonne [ ... ]
Es ist so ein großes Gefühl in mir,
in mir, die ich doch nur ein Lichtlein bin,
so viel hat man einst erzählt mir von dir,
jedoch woanders stand mir der Sinn.
Der Tag versinkt
im Abendrot.
Still schaue ich zu
wie du die
Funkelperlenmomente
des Tages auffädelst.
Deine verletzliche
Unbeschwertheit bringt
Licht ins Dunkel
meiner Gedanken.
Ich [ ... ]
Es macht doch nichts daß nichts was macht –
alles ist schon immer so gewesen!
In allen Köpfen herrscht die Nacht –
es gibt kein menschliches Ermessen –
denn jeder Grund zur Sorge [ ... ]
Meine Hand liegt auf deiner Schulter,
ich spüre dein Interesse an der Natur,
bin stolz und spreche glücklich mit dir,
als Antwort plapperst du lustige Laute,
ich verstehe nicht, aber habe [ ... ]
Einmal nur möchte‘ ich die Welt anhalten,
alles zum Guten wenden,
alles geradebiegen, was verbogen,
alles erkennen, was gelogen,
die Welt menschengerecht gestalten,
im Einklang mit der Natur [ ... ]