Taumelnd, stehe ich mir und dem tiefen Abgrund meiner Verzweiflung entgegen. Die Welt ist so weit entfernt, schimmert wie durch Pfützen, in die ich versuche meine Hand zu tauchen.
Doch halte ich in meinen Händen nichts als trauernde Leere, wenn ich sie ihn meine Dunkle Welt, in den Raum der einst mein Ziel, mein Sein darstellte, zurückziehe. Das eins werden mit der Welt, außerhalb meines früheren Egoismus, wird mir verwehrt. Blicke durchdringen mich, packen Würde und Stolz und drücken sie an meine Kehle. Brechreiz. Was nur, was muss ich tun um mein neues Leben endlich beginnen zu können.
Reden gelingt mir nicht. Wie eine unsichtbare Wand schiebt sich Verbrochenes, zwischen mich und Mitmenschen. Ich kann sie nicht erreichen, mein Atem beschlägt das aus Übel geschmiedete Glas, schon bald werde ich wieder alleine sein. Ich will, doch will ich nicht.
Sicherheit. Das letzte verbleibende Gefühl. Werde ich es hinter mir lassen müssen, wenn ich nach draußen will? Und werde ich sowohl, Freundschaft, wie auch Vertrauen finden, wenn ich nun plötzlich die beschlagene Scheibe, zerbreche und den Himmel erblicke, wie auch den sanften Luftzug spüre? Werde ich so einer von ihnen? Angst durchfährt meine schon tief im Geist sitzende Kälte, soll ich es riskieren? Nein! Schreit der Kopf, immer schon geschah dies wenn ich auszubrechen versuchte aus der Öde die mein Leben nun bildet. Die Hand fährt von den Pfützen zurück, das Glas umschließt mich voll und ganz. Das Atmen fällt schwer, die Beine werden müde.
Ausweglosigkeit hält mein Blut warm, das Adrenalin, bringt Mut zurück. Meine Hand will die Mauer zerschlagen, ich lasse sie walten. Langsam fährt sie wieder hoch, doch schließt sich der Käfig immer enger um mich, wie eine Schlange ihre Beute, kurz bevor es Mahlzeit wird. Der Arm wird an meinen restlichen Körper gezwängt. Völlig hilflos, nicht in der Lage mich zu bewegen, starre ich ins Leere in die Menschen, sie stehen da in Reih und Glied, ich weiß ich bin ihr Ziel auch wenn nur der Rücken zu mir steht.
Ich sitze fest, so helft mir doch, ach kleines Herz, wie sehr hör ich dich in meiner Brust flehn, doch ich kann nicht sprechen. Meine Stimmbänder verstummten vor Mondjahren, als ich mich auf die Welt, die mich nun verletzt, und Ewigkeit vorbereitete.
Doch sehe ich, wie sie sich ändern, hinter der Mauer, es werden weniger die mich bestrafen, mehr die mich und meine Geschichte vergessen, der Lauf der Zeit, mein bester Freund! Und ein Lächeln breitet sich auf meinem alt gewordenen Gesicht aus. Nun muss ich nur noch geduldig sein, schreit das Leben draußen freudig, das schon auf mich wartet.
Ja, genau. Warten. Doch wie lange? Die Luft wird immer knapper, meine Beine krümmen sich, der Kopf wird vor Müdigkeit und Isolation, vernebelt und immer schwerer.
Warten. Ein Tag. Eine Nacht. Ein Quartal, und weitere Nächte. Zielstrebig fährt sie voran, doch kommt sie je bei mir an? Wann kommst du? Zukunft? Hoffnung?
Wer findet mich? Wer zerbricht das Glas von außen? Hilfst du mir?


© Lässer


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