Rückblende:

Mit zittrigen Fingern lenkte sie ihre Konzentration wieder auf den Bildschrim des Laptops. Sie versuchte in stiller Verzweiflung, sich wieder zu sammeln.
Verloren.
Versagt.
Schuldig.
Hätte sie nicht aufgepasst, ihre Finger hätten eine sehr eintönige Arbeit abgeliefert. Bestehend aus diesen drei Worten. Mara schloss kurz die Augen und besann sich endlich halbwegs auf ihre Arbeit. Minuten bevor ihr Verstand komplett aussetzte.

Es war fast Punkt 22.00h und Alina wurde immer unruhiger. Ihr Mann schüttelte in unregelmäßigen Abständen leicht den Kopf und tippte wie ein Wahnsinniger auf der Tastatur seines Notebooks herum.
"Was ist?"
Die Stimmung war gereitz, angespannt.
Die Tür ging auf und Theo kam in den Raum. Aschfahl ließ er sich am Esstisch auf den Stuhl neben seiner Mutter sinken, das Handy in der verkrampften Hand.
"Dreimal." Er schluckte, räusperte sich, doch seine Stimme war trotzdem kaum zu verstehen. "Dreimal habe ich noch versucht sie anzurufen, ich habe sie zugespamt mit allen möglichen Nachrichten. Nichts."
Erst jetzt sah sein Vater hoch. "Das heißt im Klartext, dass sie sich nicht mehr meldet. Verstehe ich das richtig?" Er war schon in Begriff aufzustehen und Richtung Festnetztelefon zu gehen.
Pfeilschnell kam Theo auf die Beine, musste sich jedoch kurz am Tisch festhalten, weil seine seit mehreren Stunden konstante Übelkeit, ihn mit aller Macht überrollte. "Lass es", diesmal sprach er erstaunlich fest. "Ich habe ihr versprochen, dass die Polizei nichts erfahren wird, Papa."
"Weißt du, was du da sagst? Über eine Person, die sich gerade wahrscheinlich umgebracht hat, verdammt nochmal?! Es ist mir scheißegal, was du ihr versprochen hast. Ich rufe jetzt die Polizei."
Er war mit zwei Schritten bei seinem Vater, doch dieser ignorierte es und hatte bereits den Hörer am Ohr.
"Mirko Kuf mein Name. Ich möchte einen Notfall melden, der eine Kontaktaufnahme zu ihren italienischen Kollegen erfordern wird."
"Worum geht es?"
"Die Freundin meines Sohnes hat mit hoher Wahrscheinlichkeit die Absicht sich umzubringen. Mara Berger. Sie befindet sich zur Zeit in Italien im Freiwilligendienst."
"Alles klar, ich schicke zwei Kollegen raus, die sich dem Fall annehmen. Halten Sie bitte schon mal Ihren Ausweis bereit und geben Sie mir Ihre Adresse durch. Wir beeilen uns und werden paralell schon die ausländischen Kollegen benachrichtigen. Name der Einrichtung?"
Er schaute über die Schulter und sah, dass Theo bereits im Internet recherchierte. "Einen Moment bitte, mein Sohn schaut gerade nach. Wir haben die Adresse leider aktuell nicht vorliegen."
Eine Minute später waren die Daten übermittelt und es kehrte Stille ein. Absolute Stille. Es dauerte nicht lange, da sprang Theo jedoch auf und verließ fluchtartig den Raum. Sekunden später hörte man Würgegeräusche aus dem Bad nebenan.









Maja/Torben


© MajaBerg


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