Es geschieht jeden Tag.
Es geschieht in der Nachbarschaft.
Es geschieht Mädchen und Jungen.
Es geschieht unter einem „anständigen“ Dach.
Es geschieht bei dem lieben freundlichen Nachbarn oder bei der netten Mama von nebenan.
Es geschieht so nah in Deinem persönlichen Umfeld und so viele können es nicht einmal erkennen.
Trau Dich, lass es raus... auch wenn es nicht der richtige Tag sein sollte, auch wenn es nicht die richtige Zeit sein sollte... jeder Schritt ist ein Weg zum Ziel.
Das Ziel ist nicht wichtig in dieser Hölle, sondern der erste Schritt da heraus zu kommen!!!

Menschen mit einer nicht so schönen Lebensgeschichte verschwinden freiwillig in der Anonymität, weil sie schon genug Schmerzen ertragen mussten und weitere Verletzungen nicht mehr so einfach wegstecken.
Und warum?
Weil diese „Spaß“-Gesellschaft solche Dinge lieber nicht so nah an sich heranlassen will. Es könnte ja das wahre Leben sein.
Dann sind bissige Kommentare noch die harmloseste Konsequenz.
Da werde ich vielleicht als Wichtigtuer abgestempelt und in eine Richtung gedrängt, aus der ich mich jahrelang mühsam versucht habe, herauszuarbeiten.
Plötzlich reicht ein Wort aus und ich breche zusammen.
Gleichzeitig trifft man Menschen, die meinen, sie wüssten wie man damit umgehen könnte, sollte und müsste.
Wenn ich das hinterfragt habe, musste ich feststellen, dass sie beim Erzählen meiner Lebensgeschichte schon entsetzt den Kopf schütteln und mir nicht wirklich glauben wollen.

Es passt halt immer wieder nicht in unsere Gesellschaft.
Und doch wird es immer öffentlicher und die Älteren behaupten dann glatt, dass es so etwas früher ja nicht gegeben hätte.
Tja... da sollte man sich dann aber mal ganz ehrlich fragen, woher die ganze Inzucht eigentlich gekommen ist.
Früher war alles schön, brav, gesittet und ordentlich.
Früher gab es keine Vergewaltigung und keine seelischen Misshandlungen. (Körperliche waren ja nur zu Erziehungszwecken gedacht).
Früher war einfach alles besser.

Nein!
Früher wurde vermutlich nur mehr unter den Teppich gekehrt und was nicht sein durfte, wurde einfach wunderschön verschwiegen.
Heute wird es aufgedeckt, von Jugendämter, Lehrern und Erziehern, die so ihrer Pflicht genüge tun und den Finger auf die Wunde halten. Auch wenn es mal die falsche Wunde ist und derjenige vielleicht unschuldig in Verruf geraten ist. Aber sein Leben ist jetzt zerstört und die Zeit lässt sich nicht zurück drehen und die Worte lassen sich nicht zurücknehmen.

Warum schreib ich das jetzt hier alles so chaotisch und durcheinander und für manchen vielleicht unverständlich?

Ganz einfach:
Weil wir alle unsere ganz eigene Lebensgeschichte haben und sich nur wenige trauen, etwas davon preiszugeben und offen und ehrlich zu sein.
Weil ich mich nicht in einer Anonymität verkrieche, nur weil die Gesellschaft nichts davon hören will.
Weil ich manchmal einfach schreien muss und dafür nicht in den Wald gehen will.
Weil ich ein Leben habe, dass mir immer wieder zeigt, dass meine Antennen auf Hab-Acht-Stellung stehen und hochsensibel sind...
und weil ich es nicht tun möchte, wie in diesem Gedicht

Mauern, viel zu hoch
Stein um Stein hat sie Mauern gebaut
Stein um Stein und keinem mehr vertraut
Stein um Stein ohne Fenster ohne Licht
Stein um Stein so hört man sie nicht
höher und höher dass sie niemand sieht
höher und höher weil sie niemand liebt

Stein um Stein in Zement betoniert
Stein um Stein Gefühle blockiert
Stein um Stein hat sie Mauern gebaut
Stein um Stein sich selbst nichts zugetraut
höher und höher in Einsamkeit erfroren
höher und höher und sich selbst verloren

Mauern viel zu hoch, hat sie selbst geboren
hat sich dahinter selbst eingefroren
Mauern viel zu hoch ohne irgendein Licht
so sieht sie die Wirklichkeit einfach nicht
hat gehofft, dass jemand sie retten wird
bevor ihre Seele in der Einsamkeit stirbt
(Auszug aus "Schrei doch..." von Lia Beck
Wagner Verlag, veröffentlich 2007)


© Lia Beck


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