Menschen verwenden Wörter im Alltag, die ich immer wieder versuche zu reflektieren. Als Beispiel dient "Vielleicht".
Man benutzt es wenn man sich nicht festlegen will. Es bedeutet weder "Ja" noch "Nein". Man möchte damit keine Entscheidung treffen, hinterlässt eine Lücke.
Dieses Wort verursacht Unsicherheit in mir, ich kann mich nicht auf ein Ereignis einstellen. Es verlangt von mir Spontanität und Flexibilität.
Ich brauche klare Aussagen um meinen Alltag strukturieren zu können.
Ein "Vielleicht" lässt sich in diese Struktur nicht integrieren, verhindert Vorhersehbarkeit und zerstört eventuell vorherige Strukturen.
Ich begreife nicht wie Menschen sich einfach auf ein Ereignis oder eine Situation einlassen können. Blind in eine Sache hineinrennen, ohne zu hinterfragen, was einen erwarten wird.
Ein "Vielleicht" setzt die Fähigkeit voraus, spontan und kurzfristig Entscheidungen treffen zu können. Für viele Menschen mag das selbstverständlich sein, mir jedoch bereitet es große Schwierigkeiten und setzt mich unter massiven Druck.
Eine Situation die "vielleicht" stattfindet ist für mich nicht greifbar.
Um sie begreiflich zu machen gehe ich alle möglichen Dialoge inklusive Konsequenzen und Veränderungen durch. Auch jene, die sich durch das nicht Stattfinden jener Situation zutragen könnten.
Häufig lässt sich ein "Vielleicht" nicht in ein "Ja" oder ein "Nein" umwandeln, es bleibt ein Wort mit vielen Interpretationsmöglichkeiten mit der Option, sich kurzzeitig entscheiden zu können. Und genau diese Option macht es mir schwer, obwohl es ein "leicht" enthält.
Dazu muss man noch hinzufügen, dass ein "Vielleicht" Auslöser sämtlicher Missverständnisse sein kann. Wenn man die Frage "Magst du mich?" mit einem "Vielleicht" beantwortet, kann es zwei beziehungsweise drei Bedeutungen haben.
So sollte man als Sender dieser Frage sämtliche Empathiefähigkeiten besitzen, um die Gesten, Körperhaltung und die Mimik des Gegenübers richtig deuten zu können.
Ein Lächeln, ein verlegenes auf den Boden schauen oder eine Veränderung der Tonlage der Stimme könnten bedeuten, dass das "Vielleicht" in ein "Ja" umgewandelt werden kann.
Im Gegensatz dazu wäre ein abwertender Blick, ein Achselzucken oder der Versuch diese Frage zu umgehen.
Wir sind Individuen, jeder reagiert anders und dementsprechen lassen sich Reaktionen nicht in Schubladen unterteilen. Dieses Feingefühl, zwischen den Zeilen zu lesen, besitzt nicht jeder, daher wäre es sinnvoll sich von Wörtern wie "Vielleicht" abzuwenden.
Kommentar:Ich muss bei "vielleicht" immer schmunzeln und an meinen ersten Freund denken. Ich frage: "Wollen wir uns heute Abend sehen" und er antwortet: "vielleicht". Heißt für mich: wenn ich nichts besseres finde... Naja, ich hab dann was besseres gefunden...
Das Leben isst einen dunklen Alptraum und
verdaut ihn zu einer romantischen Insel,
die man angeblich verschieden interpretieren
kann, darf, soll, nein, unbedingt muss!
Denn ungestüm [ ... ]
Wenn Macht regiert durch Angst und Schrecken,
Blutspuren manch Bürgersteig bedecken.
Mord und Totschlag den Tag „versüßen“,
Menschen mit ihrem Leben büßen.
Licht malt helle Leuchtspurbahnen
in den Alterungsprozess,
Dinge, die von weither kamen,
setzen sich in Träumen fest,
die dir längst Vergangenes bringen
und dein Hiersein noch [ ... ]
Du findest die Hose! Aber die
Strümpfe sind weg. Du suchst die
Strümpfe. Und findest das Hemd.
Und findest die Schuhe. Und den
Schal. Nur nicht die Strümpfe.
Dann setzt Du die Brille auf. [ ... ]