Spiegelbilder

...Ein Kuss, ein tiefer Blick, eine innige Umarmung...
Ein Gesicht vor den Augen, grau-blaue Augen strahlen Dich an.
Eine zarte Hand fährt sanft über dein Gesicht, mit tiefen bezaubernden Blick schauen dich die Augen an und fesseln dich, ziehen dich in den Bann.
Du willst sie halten, einfach nur festhalten, willst sie berühren diese sanfte zarte Haut, willst sie riechen, ihren Duft wieder verinnerlichen, einfach nur küssen und den Geschmack wieder haben, immer und immer wieder.
Dieser Augenblick, dieser Moment soll ewig dauern!!!!

Doch es ist alles nur ein Trugbild, eine Illusion.
Der Spiegel zeigt dir nur auf was du sehen willst.
Du siehst nicht mehr dich selber. Du willst dich nicht selber sehen, denn was du dann sehen würdest wärst nicht du selber.
Lieber lass den Spiegel etwas anderes aufzeigen, z.b. diese grau-grünen Augen, die so warm und herzlich sind, die in ihrer Ausstrahlung genauso faszinierend sind wie die grau-blauen Augen, die du genauso wenig vergessen hast, die immer noch tief im Herzen sind, von denen man genauso gern geträumt hat und wo ebenfalls jeder Augenblick sich verinnerlicht hat.

Auch das alles zeigt dir der Spiegel auf, und du schaust gern hin...immer wieder.
Etwas anders willst du nicht sehen .
Du willst das Leben wieder leben wie einst, möchtest alles zurück haben, doch nur der Spiegel kann es dir zurückgeben.

Doch was ist mit einem selbst? Was ist mit dem eigenen Spiegelbild?
Das will man nicht sehen, denn man sieht eh nur einen gebrochen Menschen, dem das Vertrauen genommen wurde, dem das Selbstvertrauen abhanden gekommen ist.
Einen Menschen , der das Lachen verlernt hat, dem man die Trauer in den Augen ablesen kann, und der gerne über die Vergangenheit spricht und nur in diesem Moment glücklich ist.
Man würde einen Menschen aufgezeigt bekommen,dem die Tränen in den Augen stehen, der emotional so ergriffen ist, dass man kaum an ihm rankommt, das nur wenigen Personen vorbehalten ist.
Selbst eine dritte Person, die Interesse zeigt, die mit ihrer Freundschaft dieses Interesse versucht zu überspielen stößt an ihre Grenzen und ist dabei selbst allein die Freundschaft aufs Spiel zu setzen.

Man würde einen Menschen sehen, dem alles aus den Händen gleitet, der sich selbst opfert nur um anderen nicht wehtun zu müssen, dem der eigene Schmerz auffrisst, der sich versteckt um nicht seinen Gefühlen zu erlegen, und doch kann er sich nicht erwehren, wenn die Träume immer wiederkehren, wenn man im Alltag in Situationen hineinversetzt wird, die die Erinnerungen wieder aufleben lassen, dem trotz alledem die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben steht, dem sämtliche moralischen Grundsätze zunichte gemacht wurden, dem buchstäblich das Herz herausgerissen wurde und ins Feuer geworfen wurde um endgültig vernichtet zu werden.
Man würde jemanden sehen, der nur zwei Personen in den Spiegel sieht, die zwei Personen, die einem mehr bedeuten als man selbst, die zwei, die mit ihrer Ausstrahlung, mit ihrem Wesen, mit ihrem Sein, mit ihrer Art und Einstellung ihm eine völlig neue Seite des Lebens aufzeigten, die Zwei, die einem ein Gefühl von Verstanden werden vermittelten und akzeptiert zu werden wie man ist (leider ist es bei einer Person nicht mehr so).
Man würde sehen, wie hin- und hergerissen man ist, wie jeder Tag mit einem Blick in dem Spiegel beginnt um diese zwei Personen zu sehen, wie man nur vor dem Spiegel hängt um sie zu sehen, den ganzen Tag, und wie man abends, bevor man in die Träume abdriftet, sich erneut vor dem Spiegel stellt und sich die Spiegelbilder anschaut.
Man würde auch sehen, wie man so in den Tag hinein lebt, wie jeder Tag nur an einem so vorbeizieht, wie Jahre vergehen können ohne das man mitbekommt was um einem herum geschieht, wie die Jahre vergehen können und nur die Erinnerung im Kopf hat von den letzten schönen Sachen die einem geblieben sind, als wäre es gerade erst gestern geschehen gewesen, wie alles um einem herum nur noch im Schatten erscheint.
Man würde miterleben, wie nervös und konfus man ist, wie man jeden Tag hin- und her rennt vom Fenster zu Fenster und zum Balkon um hinauszuschauen um nur einen Blick erhaschen zu können , um das zu sehen was man so sehr vermisst, dass die Zeit keine Bedeutung mehr hat, dass ein Jahr ein Tag sein kann oder eine Minute eine Stunde.
Man würde miterleben wie Wut und Liebe sich miteinander vermischen, aber eigentlich die Liebe die Oberhand hat, dass Liebe und Wut die Gefühle völlig durcheinander bringen können und sie nicht kontrollieren kann, dass dabei so viele Gedanke durch den Kopf rauschen,; wie z.b.Zornausbrüche Personen gegenüber die man hasst, denen man etwas antun möchte , aber trotzdem weiß, dass es falsch wäre und sinnlos; oder Hoffnungen, Situationen in denen Dinge geschehen die alles wieder in Ordnung bringen, oder Situationen aus der Vergangenheit an die man sich festhält, die man einfach nicht vergessen kann, weil sie sich so tief eingebrannt haben, oder Dinge sich ausmalen was wäre wenn dieses oder jenes geschieht, wie würde der andere reagieren, würde er so reagieren wie man es sich ausmalt? Das Denken weitet sich einfach aus.
Man würde auch sehen, wie selbst im Alltag ein normaler Schritt nicht möglich wäre, weil selbst fremde nahestehende Personen , wenn man sie sieht, einem wie ein Blitz treffen und es durch Mark und Bein geht, wie doch nur ein kleiner Funke ausreicht um sämtliche Erinnerungen hervorzurufen.
Man würde auch sehen, wie man sich selber schämt für das Leben, für die ganze Situation, für alles was geschieht, für das was man nicht tut und was man tut.
Man macht sich auch Gedanken darüber, was andere über einem selber denken, wie man rüberkommt den Personen gegenüber, oder darüber ob man seine Emotionen unter Kontrolle halten kann und ob die anderen damit umgehen können. Man versetzt sich einfach in die Lage der anderen und malt sich vielleicht das aus was vielleicht gar nicht eintrifft. Man denkt was andere vielleicht gar nicht denken. Man schämt sich dafür, für alles, für sich selber. Man bewahrt sich selber davor enttäuscht zu werden.
Das einzige was bleibt ist nur für sich allein es irgendwo rauszulassen, es nieder zu schreiben und es den Menschen anzuvertrauen wo man hofft, dass sie es versteht und weiß damit etwas anzufangen, weil die Hoffnung bleibt, dass man genau von der Person aufgefangen wird, weil keine fremde Person je so nah an einem herankommt.
Und es bleibt auch die Einsamkeit, keiner wirklich da, der einem zu jeder Zeit da ist, der ein offenes Ohr hat und das wiedergibt was man selber geben möchte...Vertrauen, Liebe; Geborgenheit; Zärtlichkeit, denn was zurückgeblieben ist ist einfach nur ein großes leeres tiefes Loch ohne den Boden zu sehen.Eine große Leere , in dem auch der Ansporn, der Elan versunken ist, und niemand vermag es alles zurückzugeben. Niemand vermag das Loch wieder aufzufüllen...Das ist nur zwei Personen vorbehalten, und allein...allein hat man keine Kraft.
Man hat auch die Schönheit der Welt vergessen, die Welt die man einst mit anderen Augen sah, die Welt, die man wieder so sehen möchte wie einst, einfach nur geniessen.
Man würde sehen wie sehr man die Zärtlichkeit vermisst, diese Leidenschaft der Liebe.
Man vermisst es das zu geben was man zurückgeben möchte. Man spürt es wie es in einem brodelt und es wieder heraus möchte, diese Sinnlichkeit zu geben, sie spüren zu lassen und zu erfahren.

Man würde aber auch die ganze Probleme sehen, die einem beschäftigen, die man so alleine einfach nicht lösen kann, weil man keinen Rückhalt hat, weil man nicht weiß wofür man das alles tun soll, weil man ja doch nur allein ist und weil alles viel zu lange dauern würde. Man möchte, dass sie einfach von heut auf morgen weg sind.

Man würde auch sehen was alles in der Vergangenheit passiert ist, wie die Vergangenheit einem geprägt hat, und dass man dabei nicht allem einfach mal einen Strich darunter setzen kann.
Man würde Dinge sehen wie auch Situationen aus dem Alltag, einfach Geschichten die alltäglich wären, die wenn sie kommen, einfach nur einen Schlag versetzen, weil es wieder etwas neues ist, etwas neues womit man sich beschäftigen soll, was einem wie ein Schlag in die Magengrube versetzt, weil sie dazu beitragen, dass sich das Leben mehr und mehr verändert und nicht zum Positiven, nein ganz im Gegenteil...sie schlagen einfach noch mal zu, mit voller Wucht.

Man würde sehen wie die Sehnsucht einem auffrisst, wie das Herz einfach nur still und leise nach der Sinnlichkeit schreit, nach Zärtlichkeit, Verständnis und Liebe...und wie man daran zugrunde geht.
Man würde sehen wie sich die Gedanken um eine Erlösung drehen, wie sich der Tod vor einem abspielt und sich trotzdem Gedanken darüber macht was danach ist, was danach passiert und wie andere Personen damit umgehen , wie bestimmte Personen damit umgehen.
Man würde aber auch sehen, dass man keinen Mut dazu hat, dass man oft aber davor steht, aber immer doch etwas gibt was einem zurückhält...die Gedanken und die Hoffnung an die beiden obwohl es sich vielleicht gar nicht lohnt.
Man würde sehen, dass man den Lebenssinn verloren hat, dass man sich fragt: wofür soll man eigentlich noch kämpfen? Für das System wo jeder eh nur an sich denkt? Wofür soll man noch leben, um für andere zu arbeiten nur damit die reicher werden und wir am Boden mit der Zunge schleifen? Oder dafür, dass wir uns immer in den Arsch treten lassen dürfen und um enttäuscht zu werden?

Man würde sehen was für Fragen auftauchen, die keiner wirklich beantworten kann.

Man würde einen Menschen sehen, dem kaum noch ein Laut über die Lippen kommt, dem langsam aber sicher die Stimme versagt, einen Menschen, der aus Verzweiflung und dem was er sagen möchte Angst hat, der nur noch in schriftlicher Form die richtigen Worte findet und damit eigentlich ganz leise schreit...ach seinem alten Leben mit der Person , die man so sehr geliebt hat.

Es gibt so viele Dinge was man im Spiegel einfach nicht sehen will.

Da lieber schaut man doch nur in den Spiegel um die schönen Dinge zu sehen, die Dinge die einem ein Lächeln auf die Lippen zaubern können, die Dinge , die man nicht vergessen möchte.

Die Erinnerungen sind einfach zu stark und zu fesselnd, dass man nichts anderes sehen möchte.

Man will sein eigenes Spiegelbild einfach nicht sehen, weil man selbst weiß was man darin sieht und man hat selbst Angst davor.

...Oder soll der Spiegel in tausend Scherben zerscheppern und mich die Scherben mehr Quälen als nur ein einzelner großer Spiegel, Sollen sich die Scherben in mein Fleisch schneiden und mich bluten lassen ?
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Man möchte doch nur sein altes Leben zurück, möchte alles wieder so haben wie es einst mal war, einfach nur wieder glücklich sein und die Leidenschaft spüren, das Feuer neu entfachen und für immer lodern lassen.
Man möchte wieder gemeinsam etwas unternehmen, gemeinsam durchs Lebens schreiten , Hand in Hand und füreinander da sein. Jeden Augenblick erneut erleben und nicht sich durchs Leben quälen nur um zu wissen, dass das Leben was man hatte eine Erfüllung war ...“war“. Es soll die Erfüllung sein, für immer und nicht nur für einen Augenblick , für einen Wimpernschlag.
Dafür hat man doch gekämpft, hat sein Leben neu aufgebaut und neu geordnet. Und für was ? Nur um fallen gelassen zu werden ?
Es war doch Liebe, eine besondere Liebe, eine Liebe mit Leidenschaft und das kann kein anderer zurückgeben, das können nur zwei Personen, doch beide wollen nicht. Die eine geht lieber zu ihrem Lügner zurück und lässt sich verarschen und schmeisst dafür für ihre Lüge alles weg ; und die andere habe ich ja viel zu sehr enttäuscht.
Doch was soll ich machen?
Ich bin allein, der Ansporn ist weg, alles ist weg und eine aussenstehende Person kann nicht das geben was man möchte und da mit Hilfe ansetzen wo sie doch nicht helfen können. Es ist nicht das was man sich unter der Hilfe vorstellt. Man möchte einfach nur ein Leben leben wo alles in Ordnung ist und wo man geliebt wird, wo es keine Probleme gibt und nicht immer wieder aufs neue einen Kampf erleben muss um seinem Glück nur ein kleines Stück näher zu kommen um dann festzustellen , dass man sich ja doch nur mehr und mehr entfernt.
Und sie war nunmal die Erste, bei der ich ganz offen und ehrlich meine Gefühle gezeigt habe., bei dir konnte ich es ja nicht, und da soll ich nunmal so tun als ob nichts gewesen wär? Soll es einfach abhaken?
Das kann ich nicht!!!!! das geht nicht so einfach. Man kann seine Gefühle nicht einfach so unterdrücken und so weitermachen. Wenn das andere können dann war es von denen nie ernst gemeint und wissen es einfach nicht was es heisst richtig zu lieben .


© Mystherium


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Kommentare zu "Spiegelbilder"

Re: Spiegelbilder

Autor: Kirschbaum   Datum: 21.09.2017 21:55 Uhr

Kommentar: Liebes Mysterium,
ich habe deinen Text gelesen. Bin nicht oft hier drin, zu wenig Zeit. Deine Zeilen regen zum Nachdenken an. Ich hatte auch so einen Spiegel. Aber meiner ist zerbrochen. Gut so. Dann habe jedes einzelne Stück aufgehoben , betrachtet und wieder zusammengefügt. Jetzt erstrahlt mein Spiegel in einem neuen Licht, den ich in und auswendig kenne und keine Angst vor ihm habe. Im Gegenteil. Ich mag ihn. Nein, ich liebe ihn. Er ist ein einziges Mosaik auf dem die Sonnentrahlen tausend strahlende Lichter erzeugen die mir sagen, es liegt in mir, das Mysterium, bereit gelebt und geliebt zu werden. Liebe Grüße an Dich.

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