Verliebt ins Verliebtsein
Für viele ist es bestimmt nicht einfach, zu erkennen, wann aus Schwärmerei Liebe wird. Wann der anfängliche "Crush" zum potentiellen Lebenspartner wird. Wann ist es wirklich Liebe?
Ich persönlich frage mich das, seit ich mich gefühlt alle drei Wochen neu verliebe, verhältnismäßig oft. Verliebt in den Jungen, oder doch nur in das Gefühl des Verliebtseins? Bei solch einem schnellen Wechsel des Angeschmachteten ist diese Frage meines Erachtens durchaus berechtigt.
Ich bin kein Fan von Spielereien in Sachen Liebe, unehrliche Spielchen sind schon immer ein rotes Tuch für mich gewesen, vor allem, weil ich die Auswirkungen in meinem nahen Umfeld deutlich mitbekommen habe. Was aber, wenn ich nun selbst, die rosarote Brille tief ins Gesicht gezogen, mit diesem roten Tuch wedle? Bin ich ehrlich zu der Person, für die ich neuerdings Gefühle habe? Und noch viel wichtiger: Bin ich ehrlich zu mir selbst?
Schwer zu beantworten, wenn man in seinen erst siebzehn Jahren Lebenserfahrung noch kein einziges mal das Gefühl der wahren Liebe erfahren durfte. Was ist wahre Liebe eigentlich? Wie fühlt es sich an, jemanden aufrichtig und von ganzem Herzen zu lieben? Ich, meinerseits, habe keine Antwort auf diese Fragen. Kaum denke ich, dass ich verliebt bin, kommt förmlich der nächste Augenschmaus um die Ecke, in den ich mich blitzschnell vergucke. Kenne ich ihn richtig? - Nein, aber das ist ja auch Nebensachen und stoppt mich keinesfalls, mir gemeinsame Dates und eine rosige Zukunft mit ihm auszumalen.
Mir ist durchaus bewusst, wie absurd das Ganze eigentlich ist. Ich verliebe mich viel zu schnell - und viel zu schnell überträgt sich dieses Gefühl dann auf eine komplett andere Person. Wenn ich ehrlich bin, will ich dagegen allerdings kein Stück unternehmen. Ich spiele viel zu gerne romantische Situationen in meinen Gedanken durch, interpretiere viel zu gerne etwas in zufällige Berührungen oder Blickkontakte, hinzu kommt noch: Ich flirte einfach viel zu gerne.
Neuerdings erwische ich mich selbst oft dabei, diese Eigenschaft auf mein Sternzeichen zu schieben. Großen Glauben schenke ich Horoskopen nicht, als Entschuldigung für meine Unfähigkeit Gefühle zuzuordnen oder sie mir einzugestehen sind sie jedoch herzlich Willkommen. Um das kurz etwas verständlicher zu machen- Ich bin Wassermann. Wassermänner flirten gerne, sind allerdings eher Bindungsscheu und in sich gekehrt, trifft natürlich alles auf mich zu, erklärt nur leider nicht mein sprunghaftes Verliebtsein. Immer wieder ertappe ich mich dabei, ganz unwillkürlich mehr und mehr für jemanden zu empfinden. Wird es dann aber mal ernster, also auch von der anderen Seite aus, bin ich ganz schnell wieder weg von der Bildfläche (ein typischer Wassermann-Move, würde ich sagen). "Für eine Beziehung reicht es leider nicht aus. Du hast da wohl was falsch verstanden", heißt es dann, wobei vor zwei Tagen noch die Vorstellung vom Händchenhalten und Kuscheln mit dieser Person in meinen Gedanken schwirrte.
Wirklich verstehen tue ich das selbst nicht und, dass es eine vernünftige Erklärung dafür gibt, wage ich zu bezweifeln. Wie also damit umgehen? - Gar nicht, ich lasse meinen Gedanken und Vorstellungen einfach freien Lauf. Was sollte ich auch großartig dagegen unternehmen? Ich denke mir, solange ich es nur in meinem Kopf durchspiele, werde ich auch niemanden ernsthaft verletzen, denn das ist das Allerletzte, das ich möchte. In den meisten Fällen ist ja klar, dass diese Gefühle, ob sie nun eingebildet sind oder nicht, lediglich von meiner Seite kommen. Die andere Person muss also nicht wissen, dass die beiläufige Umarmung noch heftige Glücksgefühle in mir auslöst, wenn ich am späteren Abend den Tag noch einmal Revue passieren lasse. Ich genieße einfach die Zeit, in der mein Körper mir vorgibt, verliebt zu sein, in dem Wissen, dass es ja sowieso nicht lange anhält und demnächst wieder jemand anderes der Nummer Eins Gedanke in meinem Kopf sein wird.
Dem Ein oder Anderen ist mit Sicherheit der Gedanke gekommen, wie eine Siebzehnjährige(!) es wagen kann, sich dermaßen mit dem Thema Liebe auseinanderzusetzen. Dieser Gedanke ist natürlich vollkommen berechtigt, Siebzehn ist ein junges Alter und keinesfalls möchte ich hier irgendetwas tiefsinniges über die Liebe oder das Leben erzählen. Es sind nichts als die einigermaßen geordneten (zumindest hoffe ich das) Gedanken eines Teenagers, was genau mich geritten hat, diese nieder zuschreiben, weiß ich auch nicht, aber vielleicht können sich ja Einige mit meinen Schilderungen, wenn auch nur in weitester Hinsicht, identifizieren. Denen möchte ich gerne mit auf den Weg geben: Lasst es einfach geschehen und macht euch nicht so viele Gedanken über Gefühle. Wir haben noch so viel vor uns, nehmt jedes schöne Gefühl, jede schöne Erfahrung und jede neue Begegnung mit, genießt den Moment, irgendwann wird Jemand in euer Leben treten, bei dem ihr merkt, dass es etwas komplett Anderes und Neues ist, denn an Eines glaube ich ganz fest: Wenn es Liebe ist, dann weiß man das auch.


© Luz


1 Lesern gefällt dieser Text.





Kommentare zu "Verliebt ins Verliebtsein"

Es sind noch keine Kommentare vorhanden

Kommentar schreiben zu "Verliebt ins Verliebtsein"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.