"Leben, eine ständige Achterbahnfahrt", dachte sich Helena, als sie gerade mit ihrem Dienstfahrzeug durch die dresdner Straßen fährt. Plötzlich erhält sie eine Meldung, dass sie sich so bald wie möglich in die Schlossstraße 25 begeben soll. Schnell schlägt sie die linke Einfahrt ein, fährt fünf Straßen und ist an ihrem Ziel.
Hastig steigt sie aus und geht mit eiligem Schritt in das Café. Die Besitzerin des Cafés, Beth Barker, schildert der Beamtin Helena Maedows die Situation. "Der Mann, der in der linken Ecke sitzt, hat sich etwas bestellt, gegessen und wollte ohne zu bezahlen einfach verschwinden. Ich habe es noch rechtzeitig gemerkt und habe ihn hier behalten.", sagt Beth. Helena geht auf den noch unbekannten Mann zu, nimmt einige Daten über ihn und seine Person auf, und gibt es der Dienststelle weiter. Auf einmal kommt ein Kollege durch die Tür und geht auf Helena zu.
"Frau Maedows", ruft er. "Ja", sagt Helena. "Kann ich den Herrn mit zur Dienststelle nehmen oder hast du ihn noch nicht befragt? Ich habe keine Meldung bekommen, ob die Daten schon aufgenommen wurden." "Alles schon erledigt, du kannst ihn abführen. Ich komme später nach, ich muss noch Patrouille schieben!", entgegnet Helena. Ihr Kollege verlässt mit dem Verbrecher das Café und begibt sich mit diesem zur Wache.
"Das Sie den Herrn hier im Laden behalten haben, war vollkommen richtig von Ihnen.", sagt Helena. "Sie können mich auch gern Beth nennen.", entgegnet Frau Barker. "Wenn es so angenehmer ist, dann ja. Du darfst gern Helena zu mir sagen!" "Na gut Helena, darf ich dir einen Kaffee ausgeben?" "Aber gern."
Helena und Beth unterhalten sich noch eine Weile, doch dann muss die Beamtin schon wieder los und fährt Patrouille. Im Auto sitzend, schaltet sie das Radio an, stellt den Kaffeebecher in die Getränkehalterung und fährt los. Nach ein paar Stunden Dienst hat Helena endlich Feierabend. Sie geht zu ihrem Spint, holt ihre persönlichen Sachen heraus und fährt in aller Seelenruhe nach Hause, wo sie sich Essen kocht und dann ins Bett geht, um ihr Lieblingsbuch "Das Beste von allem" zu lesen.
"Eine Frau, die zeitlos schöne Schuhe trägt und auf ihrer Insel der Glückseeligkeit ihre Seele baumeln lässt... das brauche ich auch", denkt sie sich. Sie steht auf und läuft zum Kühlschrank, um sich ein Getränk zu besorgen. Sie dreht sich um. Plötzlich fällt ihr der Kaffeebecher von Beth auf - da, an der Seite steht eine Fünf. Helena dreht langsam den Becher, eine Handynummer und eine kleine Botschaft kommen zum Vorschein. Helena liest vor "Null, Eins, ..., Fünf, Acht. Liebe Grüße, Beth." Sie denkt sich nichts weiter und geht wieder ins Bett. Nach zwanzig Seiten des Buches schläft sie ein.
Am nächsten morgen klingelt ihr Wecker, wie jeden Tag, um sechs Uhr. Sie steht auf, geht duschen und danach schlägt sie den Weg zur Küche ein, um sich einen Kaffee zu machen. Wieder fällt ihr der Kaffeebecher mit der Handynummer von Beth auf. Sie beschließt, heute in der Mittagspause zum Café McCommery zu fahren und ein kurzes Gespräch mit Beth zu halten.
Acht Uhr - Helena fährt zur Arbeit, zieht sich in den Umkleiden ihre Uniform an und geht ins Büro. Dort angekommen erledigt sie bis zur Mittagspause die ganzen schriftlichen Sachen, die sie seit zwei Tagen vor sich her schiebt. "Endlich - Mittagspause.. Wurde aber auch Zeit", sagt sie. Ihr Kollege, Herr Nicols, läuft am Büro vorbei, bleibt stehen und schaut rein. "Mit wem sprichst du?", fragt er. "Mit niemanden wieso?", entgegnet Helena. "Nur so", sagt er und geht schnell weiter. Helena denkt sich nichts weiter und zuckt verwundert mit den Schultern. Sie nimmt ihren Autoschlüssel, verlässt die Wache und fährt zum Café.
Helena steht vor verschlossener Tür, an dem ein Schild mit der Aufschrift "Geschlossen bis zum 20.03.2015" steht. "Mh - Eine Woche geschlossen", murmelt sie vor sich her. Sie steigt ins Auto. Wieder fällt ihr der Kaffeebecher auf. Schnell fährt sie nach Hause, speichert sich die Nummer in ihre Kontakte auf dem Handy ein und ruft Beth Barker kurz darauf an. Sie schaut auf ihr Display, "Rufaufbau zu Beth Barker..", dann hält sie sich das Handy ans Ohr. Es ertönt ein Piepton.
Eine junge, männliche Stimme - wie die eines Dreijährigen erklingt - und sagt "Hallo?". "Hallo, wer bist du denn?", sagt Helena. "Tim und wer bist du?", fragt der kleine Junge. "Ich bin Helena, ist Beth zu Hause?" Tim ruft laut am Handy das Wort "Mama", so laut, dass Helena kurz das Handy vom Ohr nimmt. Tim ruft hinterher "Da ist Helena am Telefon, kennst du die?" Sofort meldet sich eine weibliche Stimme im Hintergrund und sagt, dass "die" und "der" Wagenschmiere ist. "Hallo? Ist noch jemand dran?", fragt Helena. "Hallo. Frau Maedows?" "Ja, ich bin es", entgegnet sie. "Tut mir Leid, mein Sohn ist ran gegangen. Ich wusste es nicht." "Das ist nicht so schlimm." "Ich hoffe, dass es ok war, dass ich dir meine Nummer hinterlassen habe?" "Natürlich. Du, ich habe gleich Pausenschluss und muss wieder zur Arbeit. Hast du vielleicht Lust, heute Abend mit mir essen zu gehen?" Beth antwortet mit einem lautem "Jaa". "Gut, dann würde ich sagen, dass ich dich um Zwanzig Uhr vor deinem Café abhole?" "Ja." "Dann bis später, Tschüss!" "Tschau!" Helena legt auf.
Sie strahlt über das ganze Gesicht. Freudig tanzend geht sie zum Auto, fährt zur Arbeit und beendet den Schreibkram.
Neunzehn Uhr fährt sie nach Hause, duscht sich, zieht sich etwas schickes an und fährt anschließend zum Café, wo Beth schon wartet. Sie steigt aus dem Fahrzeug aus, geht auf Beth zu und sagt "Hey". "Hey" entgegnet Beth. "Können wir los?" "Ja." "Steig ein."
Helena und Beth steigen ins Auto und fahren in das Restaurant "zur Goldstadt". Dort angekommen, bringt der Platzweiser beide zu einem reservierten Tisch. Sie bestellen Essen und plaudern den ganzen Abend. Eine Flasche Wein darf an diesem Abend auch nicht fehlen. Nach ein paar vergangenen Stunden fordert Helena die Rechnung an. "Ich bezahle, ich habe dich eingeladen!", sagt Helena. "Nett von dir", antwortet Beth. Nach dem Bezahlen gehen sie aus dem Restaurant und bleiben am Auto stehen. "Beth? Hast du noch was vor?" "Nein, warum fragst du?" "Kommst du noch zu mir auf einen Kaffee?" "Danke, aber ich lehne ab. Wie Klischeehaft diese Frage ist", Beth kichert. "Entschuldigung." "Ist schon okay, würdest du mich nach Hause fahren?" "Ja." Bei Beth zu Hause angekommen, steigt Helena aus und öffnet für Beth die Autotür. "Sehr charmant.. Danke." "Nicht dafür, es war ein netter Abend." "Das finde ich auch. Den würde ich gern wiederholen!"
Beth steigt aus. Sie umarmen sich, auf einmal schauen sich beide tief in die Augen und kommen sich näher. Zwischen beiden ist nur noch ein Zentimeter Platz. Sie schließen die Augen. "Danke, bis zum nächsten mal", haucht Beth ganz leise und küsst Helena auf die Stirn. Beth geht. Helena schaut ihr noch hinterher. Beth dreht sich ein letztes mal um und schickt Helena per Hand einen Luftkuss zu. Helena steigt ins Auto und fährt nach Hause. Dort angekommen zieht sie sich um und schläft.
Am nächsten Morgen steht Helena erst um Zehn Uhr auf und geht direkt in die Küche, um sich wie jeden Morgen einen Kaffee zu machen. Zum Kaffee bereitet sie sich noch eine Schüssel Cornflakes und zwei Toastbrote mit Kirschmarmelade zu. Sie setzt sich hin und frühstückt in aller Seelenruhe.
Auf einmal klingelt ihr Handy. Helena geht ran, es ist Beth. "Guten Morgen Beth! Wie gehts dir?" "Guten Morgen?? In welcher Zeit lebst du denn?" "Ich bin vor einer halben Stunde erst aufgestanden." "Achso, also ich bin schon seit Acht Uhr auf den Beinen", sagt Beth."Hat dein Laden wieder geöffnet oder ist er noch geschlossen?" "Ich habe ihn wieder geöffnet, mir war langweilig zu Hause." "Okay, naja, dann komm ich nachher auf einen Kaffee vorbei." "Ja, kannst du machen." "Bis nachher." "Tschüss", erklingt es am Ende des Telefons.
Helena frühstückt in Ruhe zu Ende, geht danach duschen und fährt anschließend ins Café. Dort angekommen, geht sie direkt auf Beth zu und umarmt sie. "Hey Helena, wie gehts dir?" "Mir geht es soweit ganz gut und dir?" "Ja, mir auch. Willst du einen Kaffee trinken?" "Natürlich, dafür bin ich doch her gekommen." Helena grinst. Beth schaut verwirrt. Sie dreht sich um und macht für Helena und sich einen Kaffee. "Willst du auch ein Stück Kuchen zu deinem Kaffee?" "Gern."
Beth und Helena setzen sich gemeinsam an den Tisch, essen, trinken und reden über typische Frauensachen. Nach einer geschlagenen Stunde sitzen beide immer noch am Tisch und quatschen, auf einmal sagt Helena etwas. "Beth, ich liebe dich. Seit ich das erste Mal gesehen habe, bekomme ich dich nicht mehr aus dem Kopf!" Beth schaut erschrocken und antwortet "W-w-was?" "Beth, bitte. Du gehst mir einfach nicht mehr aus dem Kopf." "Helena, ich, ich weis nicht was ich sagen soll." "Liebst du mich?" "Ehrlich gesagt finde ich, dass du eine echt tolle und sehr einfühlsame Frau bist, aber ich stehe nicht auf Frauen." "Was war das denn gestern Abend am Auto?", fragt Helena.
"Ich habe dich nur auf die Stirn geküsst. Das hat doch noch lange nichts zu bedeuten! Du bist für mich eine gute Freundin geworden, ehrlich, aber eine Beziehung mit dir einzugehen? Nein." Helena sagt nichts mehr. "Helena..?" "Was ist?!" "Du sagst auf einmal nichts mehr." "Was soll ich denn dazu noch sagen, außer das du mich gerade verletzt?", antwortet Helena.
"Sag mir, dass wir Freunde bleiben. Denn eine Beziehung kann ich mir mit einer Frau gar nicht vorstellen. Tut mir Leid!" Helena steht auf und geht bedrückt nach Hause. Sie legt sich ins Bett und nimmt ihr Buch in die Hand. Sie ließt und ließt, einige Stunden vergehen und sie ist auf der letzten Seite des Buches angekommen.
Sie ließt aufmerksam alle Zeilen des Buches und spricht den letzten Satz laut aus: "Leben, eine ständige Achterbahnfahrt!"


© by Inaxx


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