Es ist Feiertag, wir haben lange geschlafen, ausgiebig gefrühstückt und ich möchte meiner Freundin, die nicht aus Hannover kommt, einen meiner Lieblingsplätze dieser schönen Stadt zeigen. Es ist 17 Uhr und ich entscheide mich für einen Spaziergang um den Maschsee, das bekannte urbane Gewässer, das ich so sehr liebe und das ich innerhalb eines halben Jahrhunderts unzählige Male umrundet habe. Die Fahrt dorthin dauert 10 Minuten. Ich parke mein Auto auf dem Schützenplatz.
"Pass auf, tritt nicht in die Scherben !!" Ich konnte einem spitz aufragenden Flaschenboden gerade noch ausweichen. Auf der kleinen Brücke , die vom Stadionparkplatz zum Marriott Courtyard
führt, rempelt mich ein ca. 16-jähriges, offensichtlich betrunkenes Milchgesicht an. "Ey, Alter, was vor die Fresse oder was ?" Ich gehe weiter. Mich wundert das große Aufgebot an Polizei und Rettungskräften. Auf der Mauer am See stehen drei junge Männer
und pissen ungeniert in das Gewässer, als einer ihrer Kumpels von hinten angerannt kommt und zwei von ihnen begleitet von lauten Beifallsbekundungen der Umstehenden, ins Wasser stößt. Es riecht nach Gegrilltem, verschüttetem Alkohol, menschlichen Fäkalien und Schweiß und das, obwohl ein Südost-Wind weht.
Wir lassen uns von unserem Spaziergang nicht abhalten und umrunden den Maschsee im Uhrzeigersinn. Es sind nicht nur Bollerwagen unterwegs, sondern ebensoviele mobile imbißstände, die noch dazu mit Ghettoblustern ungeahnter Größe bestückt sind.
Die dissonante Beschallung quält mein Trommelfell. Andrea Berg und Bushido passen einfach nicht zusammen. Die Rasenflächen sind belegt von besoffenen jungen Menschen oder sind sie erschöpft vom Vater-Sein ? Auf einer großen Wiese sitzt friedlich
eine Familie. Ihre drei kleinen Kinder spielen Fangen, stürzen, laufen, lachen und freuen sich. In unmittelbarer Nähe sehe ich einen jungen Mann, der die leergesoffenen Flaschen aus seinem Bollerwagen wirft und auf dem Rasen zerschlägt. Überall liegen Müllberge.
HANNOVER, HIMMELFAHRT 2012. ICH HABE ANGST ! Nein, nicht davor, was auf die Fresse zu kriegen, sondern vor der Manifestierung solcher Szenarien. Deutschland, du Land der Dichter und Denker - Quo vadis ? Wohin gehst Du ? Vatertag 2012.
Das Leben isst einen dunklen Alptraum und
verdaut ihn zu einer romantischen Insel,
die man angeblich verschieden interpretieren
kann, darf, soll, nein, unbedingt muss!
Denn ungestüm [ ... ]
Wenn Macht regiert durch Angst und Schrecken,
Blutspuren manch Bürgersteig bedecken.
Mord und Totschlag den Tag „versüßen“,
Menschen mit ihrem Leben büßen.
Licht malt helle Leuchtspurbahnen
in den Alterungsprozess,
Dinge, die von weither kamen,
setzen sich in Träumen fest,
die dir längst Vergangenes bringen
und dein Hiersein noch [ ... ]
Du findest die Hose! Aber die
Strümpfe sind weg. Du suchst die
Strümpfe. Und findest das Hemd.
Und findest die Schuhe. Und den
Schal. Nur nicht die Strümpfe.
Dann setzt Du die Brille auf. [ ... ]