Neulich, in der ersten Stunde eines Geburtsrückbildungskurses, fand ich mich in der Kennenlernrunde wieder. Dort sassen zu 3/4 Erstlingsmütter, auch Neu Mamas genannt.
Der Aufforderung der Hebamme sich vorzustellen und zu sagen, wie es ihnen ginge wurde von den Neu Mamas durchweg beantwortet mit Sätzen wie "Uns geht es super!", "Bei uns läuft es spitze", "Mit Theodor ist es sooo schön, er ist ja so süß". Alle grinsten hormongeschwängert und gaben ihre Erfolge beim Stillen und ihren Stillrhytmus preis. Es wurde erzählt, in welchem Stundentakt gestillt wird und sie versuchten sich gegenseitig mit der Häufigkeit ihrer Stilleinsätze zu übertrumpfen.
"Ich stille ihn alle zwei Stunden." - "Oh, ich muss jede Stunde ran." Eine "Erfahrene Mutti" (nicht das erste Kind) erntete entrüstete Blicke als sie offenbarte, ihr Kind schon lange abgestillt zu haben. Es bekämme Flaschennahrung und sei zufrieden.

Damit alle Mamas gut beschäftigt sind und sich zu Hause nicht langweilen, fand im Anschluss noch eine Babymassage statt. Dort traf ich dieselben Mamas wieder, wie in der Rückbildung, aber diesmal hatte sie Verstärkung mitgebracht. Ihre kleinen Sonnenscheine, mit denen ja alles so gut läuft. Schon das Ausziehen der Baby gestaltete sich bei den meisten Müttern schwierig. Die Babys fingen an zu schreien, im Chor. Die Mütter schwitzen und schauten verzweifelt. Mit Beginn der Massage wurde das Schreien immer lauter und die meisten Mamas waren nun am stillen, damit sich die Babys beruhigten. Massieren konnten die wenigsten Mütter, sie mussten immer wieder stillen und sahen ziemlich unglücklich aus, machten jetzt nicht mehr den Eindruck das alles so supi läuft.

Die ach so glücklichen Neu Mamas sahen aus wie gerupfte Hühner und ihre kleinen Lieblinge sehr hungrig.
Nur ein Baby lag zufrieden auf der Matte und ließ sich massieren, das Flaschenkind!

-Alles mit einem Augenzwinkern gemeint, niemand soll sich angegriffen fühlen -


© Sara Stern


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