Sharon Tennison, Präsidentin der US-amerikanischen CCI, einer amerikanischen Business-Organisation (die ca. 7.000 russische Unternehmer ausbildete) hat uns heute Nacht aus St. Petersburg geschrieben und ihre Erfahrungen vor Ort geschildert. Ein Augenzeugenbericht von heute.
Wie denken die Russen über Krim, Putin und die Ukrainer?
Wir drucken ihren Brief mit ihrer freundlichen Genehmigung.

Ein Reality Check aus Russland
Liebe Freunde
Die letzten beiden Wochen habe ich in St. Petersburg und Moskau verbracht.
Angesichts der Tragödie die sich in der Ukraine abspielt, war es überraschend eine völlig einhellige Meinung der russischen Bürger vorzufinden, inklusive unserer CCI-Absolventen. Und das nicht wegen „kontrollierter Medien“, da alle mit denen ich gesprochen habe eine Vielzahl von Medien täglich durch das Internet lesen, einschließlich CNN. Ihr Alter reicht von 25 bis 55, im allgemeinen stellen sie die Mittelklasse Russlands dar. Das ist keine langjährige Unterstützung für Putin, denn wenigsten die Hälfte von ihnen waren vorher keine Putin-Unterstützer. Aber heute hat sich die Situation geändert. 

Die Krim –- Sie bestehen fest darauf, dass die Krim immer russisch war; dass Russland in vergangenen Jahrhunderten Schlachten schlug, um die Krim zu halten, und abgesehen von einem kleinen Prozentsatz Tataren, sind die Bewohner der Krim ethnische Russen – und dass Chrustschows Übergabe der Krim an die Ukraine nur ein duseliger Zufall eines verrufenen Sowjetführers auf Papier  war, der damit versuchte seinen Geburtsland mit seiner Macht zu beeindrucken. Viele unserer Absolventen machen auf der Krim (wo ein beneidenswert warmes Wetter herrscht) Urlaub. Sie bestehen darauf, nie eine andere Sprache in den Straßen der Krim gehört zu haben als Russisch, dass des Weiteren die Krim-Bürger russisch-orthodox sind und sich selbst als Russen fühlen. Sie sagten mir, als Jelzin 1991 allen Gebieten außerhalb Russlands die Freiheit gab, erklärte sich die Krim für unabhängig. Vier Monate später waren die Bürokraten in Kiew dagegen und unglücklicherweise verblieb die Krim politisch an die Ukraine gebunden. Unsere Freunde erinnern sich, wie sie als Kinder im Sommer in die Kinderferienlager auf die Krim fuhren und auch als Erwachsene regelmäßig dort Ferien machten. Sie, wie auch die Einheimischen, haben die Krim immer als Teil Russlands angesehen. Als dann offensichtlich wurde, dass Kiew nicht länger Russisch als offizielle Sprache erlaubte und rapide begann die westukrainische Kultur zu institutionalisieren, sperrten sich die Bewohner. Unsere Absolventen fügen hinzu, die Bürger der Krim seien dankbar und begeistert, offiziell mit Russland wiedervereinigt zu sein.

Ist es Russlands Absicht frühere sowjetische Gebiete an sich zu reißen? 
Die Russen waren geschockt und baff, dass ich überhaupt eine solche Frage stelle, ob die russische Führung versuchen könnte in die Baltischen Staaten, Polen oder irgendeine der früheren Sowjetrepubliken einzurücken. So stellte ich die Frage noch einmal so: „Was würden Sie tun wenn sie im TV sähen, dass Russland beabsichtigt Truppen in eine dieser früheren Republiken zu schicken?“ Sie wurde ganz aufgeregt, dass ich so eine Möglichkeit überhaupt annehmen könnte. Sie bestanden darauf, unter keinen Umständen würde Russland JEMALS, interessiert sein irgendeines dieser Länder wieder unter seine Herrschaft zu bringen. Das war für sie absolut unvorstellbar. 

Will Russland mehr von der Südostukraine unter seine Kontrolle bringen? 
Absolut nicht, war die unverzügliche Antwort im ganzen großen Raum.  Sie meinten, dass Russland helfen würde beim Wiederaufbau, falls und wenn dieser krieg endete. Aber NIEMALS wird Russland irgendeinen Teil der Südostukraine annektieren. Sie sagen jede anderslautende Information ist pure Propaganda.

Die russisch- ukrainische Geschichte 
Die Russen haben sich den Ukrainern immer tief verbunden gefühlt – in der Tat war Kiew das ursprüngliche Zentrum der Russ – Russlands Geschichte und Kultur. Jeder mit dem ich hier sprach hat nahe Verwandte in der Ukraine. Die zwei Länder betrachteten sich selbst als aus demselben Holz (ausgenommen die Westukraine). Ukraine und Russland erinnern mich an siamesische Zwillinge – mit gemeinsamen Hauptschlagadern, Knochengerüst und Organen. Sie zu trennen, abzubrechen, zerstört den vitalen Fluss von Produktion, Handel und wichtiger Infrastruktur – zusätzlich zu den Herzen und Seelen der Menschen die seit drei Jahrhunderten mit einander verflochten sind. Kein Wunder, dass viele ukrainische Soldaten desertiert sind und nicht auf einander schießen wollen, wenn sie zum Kämpfen gezwungen wurden.Die Ukraine war niemals eine unabhängige Nation von Menschen, die von ihren ethnischen Bindungen an sich zusammengeschweißt wäre.  Die Westukraine, der europäische Teil der nach dem 2. WK zur UdSSR kam (früher Polen, Ungarn, Österreicher und Deutsche), versucht jetzt den Rest der Ukraine, mit US-Hilfe, von Russland zu separieren und in Europa einzugliedern Die Südostukrainer, überwiegend Russen, weigern sich ihre Sprache  und Kultur aufzugeben und von West-Ukrainern beherrscht zu werden.Das ist die Quintessenz.Die Westukrainer kämpften im 2. WK mit den Nazis gegen die Sowjetunion und sie haben seit dem Russland verachtet. Natürlich wollen die mit Europa vereinigt werden. Ich habe stets empfohlen, die Ukraine in zwei kooperierende Staaten aufzuteilen. Denen die Europa wollen, sollte das erlaubt werden, aber sie sollten nicht die russischen Teile der Ukraine von ihren Handels- und engen kulturellen Bindungen mit Russland wegzerren.Die Ukraine, anders als Russland, hatte schreckliche, korrupte Führer seit der Kommunismus 1991 implodierte. Oligarchen (und politische Führer die sich nach den ukrainischen Oligarchen richteten) haben seit dem das Land zugrunde gerichtet. Deshalb sind die einfachen Ukrainer tief enttäuscht und ärgerlich sind, dass sie keine Ordnung, Stabilität und anständiges Wirtschaftswachstum erlebten wie in Russland, Polen, Ungarn und de, Baltikum. Die Ukraine ist ein gescheiterter Staat – der Krieg zwischen dem westlichen und dem östlichen Teil haben die wenigen Hoffnungen weiter vernichtet, die vor Ausbruch des Konfliktes noch bestanden. 

Die Großmacht 
Soweit ich sagen kann, hat eine sehr schmale, aber leistungsstarke Minderheit in Washington vor Jahren entschieden, dass die Ukraine der wichtigste Ort sein wird, ein zukünftiges Comeback Russlands als eine der verschiedenen führenden Mächte in der Welt in Frage zu stellen. Archivmaterial deutet darauf hin, dass neokonservative einen Plan stellten 1992 einen Plan auf, dass Amerika bereit sein sollte, jedes Land militärisch niederzuwerfen, das seine weltweite Vormachtstellung beeinträchtigen würde. Der Plan nennt Russland von dem sie meinten, es würde oder könnte die Einheit der ehemaligen UdSSR-Republiken wieder herstellen. Diese Minderheit gewann bei Republikanern und Demokraten im Kongress und im Weißen Haus an Boden.Wie bei anderen Ländern (Irak, Iran, Libyen, Syrien, Zentral- und Südamerikanische Länder) die erste durchzuführende Operation ist die Führer der Länder zu dämonisieren und die Länder in der Absicht des Regimewechsels zu destabilisieren. Es mag vertretbar sein, wenn die Situation zu besseren Lebensbedingungen und Möglichkeiten für die Bevölkerung dieser Länder führen würde, aber unglücklicherweise hat sich das bei keinem dieser Länder herausgestellt.Victoria Nuland, die für die Zukunft der Ukraine verantwortliche Chefdiplomatin des US-Außenministeriums, gestand, unsere Steuerzahler haben um die 5 Milliarden $ da reingesteckt, die Ukraine auf die Linie der USA und der EU zu bringen – und nicht mit Rußland. Das Ergebnis ist der Krieg, der nun die Ukraine zerreißt. Die Russen wiederholen ständig, daß ihr Militär nur der Verteidigung dient, dass sie niemals Krieg anfangen oder ein anderes Land übernehmen wollen, sondern nur ihre Grenzen verteidigen werden. Bei seiner tragischen Geschichte der Invasionen durch die Mongolen, Napoleon, Hitler und andere, ist Rußland verständlich paranoisch.

Russland wird die NATO an seinen Grenzen nicht tolerieren 
Mit gutem Recht. Können wir uns vorstellen, was unser US-Militär machen würde, falls die Russen Raketenbasen quer durch Kanada errichten würden, innerhalb der unmittelbaren Angriffs-Reichweite zu Washington? Oder zu diesem Zwecke entlang der ganzen Grenze Mexikos zu den USA? Wie würde sich Frankreich fühlen, wenn Deutschland entschiede, Massenvernichtungswaffen an seine Grenze zu stellen? Keine lokale, schon gar keine Weltmacht würde das akzeptieren ohne zurückzuschlagen. Putin hat es, und Washington tut als wäre das unzumutbar.
Ich meine, Rußland hat bemerkenswerte Zurückhaltung und kühlen Kopf bewiesen, und die ganze Zeit mit bemerkenswert eleganten Lösungen reagiert, die dramatische Situation südlich ihrer Grenzen zu entschärfen. Laßt uns hoffen und beten, dass Weisheit in Washington herrschen möge – die Spannungen zwischen den Ukrainern gedämpft werden, das Schießen endet und eine Koalition von Staaten beginnen kann den Ukrainer zu helfen den Winter zu überleben.

Sharon
aus St. Petersburg
15. September 2014

Geben Sie diesen Brief weiter, drucken, kopieren, verbreiten sie ihn. Die russenfeindliche Kriegshetze muß ein Ende haben.

(Aus der Webseite: "Hinter der Fichte")


© Sharon Tennison


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