Ein Kriegsgebiet ist die Hölle.
Das Leben, all das was ein Gemeinwesen im funktionalen Sinne auszeichnet, nichts, außer der "Zerstörung" des jeweils Anderen, zählt mehr.

Die so genannten Jobcenter sind definitiv Vorhölle, denn es gibt viele Arten von Gewalt und manche Ausformung darin, benötigt lediglich einen grauen Papierberg.
Wer über entsprechende Taten menschlichem Leben Sinn, Perspektive und Wert abspricht, führt eine Art Krieg gegen zivile Bürger.
Das zivil muss betont werden, weil das zum Großteil menschenverachtende Agieren der Fallmanager gegenüber ihren "Kunden" eher mit einem militärischen Habitus in Verbindung steht.
Klassische Zermürbungstaktiken statt einer menschenwürdigen Kommunikation
auf Augenhöhe, dominieren das Erleben.
"Beratungen" welche ausarten und sich trotz inhaltlicher Fokusierung und Sachlichkeit seitens des "Kunden", zur Wortverdrehungs- und Diffamierungsarie
entwickeln.
Von einer Behandlung als "Mensch zweiter Klasse", was auch schon schlimm genug wäre, kann definitiv nicht die Rede sein.

Für viele der dort Angestellten scheinen ihre "Kunden" menschlicher Unrat und Füllmaterial für "Maßnahmen" zu sein.
Es wird die zumeist vorhandene Bildungs- und Erwerbsbiografie gar nicht zur
Kenntnis genommen.
Selbst mit Allgemeiner Hochschulreife und Studium landet man unversehens in
einer Ein-Euro-Job-Maßnahme.
Ehrlicher wäre die Umschreibung als "Kein-Euro-Zwangsbeschäftigungs-Maßnahme".
Der offizielle Name suggeriert es handele sich um Arbeit.
Eine reale Arbeit beinhaltet den Status als bezahlte Tätigkeit.
Ein Ein-Euro-Job hingegen ist Arbeit ohne Lohn.
"Arbeitsgelegenheit mit Mehraufwandsentschädigung", dummerweise wird oft nicht einmal der reale Mehraufwand ersetzt.

Das Einkaufen solcher Maßnahmen wird von den Jobcentern, bzw. der BA bei Jahresbeginn eingeleitet.
Im Verlaufe des Jahres ist auf diese Art und Weise das meiste Geld für die "Kundenförderung" bereits verbraucht.
Maßnahmen, die nun auch noch irgendwie "befüllt" werden müssen.
So erklärt sich auch die Inhaltsleere vieler "künstlich generierter" Maßnahmen
und der fehlende Nutzen für die Kunden.
Durch den Einkauf dieser "Angebote" bei Jahresbeginn, ergibt sich die fehlende Kongruenz zu den Kundenbedürfnissen, denn niemand kann prognostizieren, welche
Berufsbilder als Arbeitssuchend im Jahresverlauf anfallen werden.

Wo Angebot und Nachfrage in keinem Sinnzusammenhang stehen, sondern einfach Quoten zu erfüllen sind, ist nicht mehr der Markt am wirken, sondern Planwirtschaft in statischer Bilderbuchausführung gegeben.
Ein Pseudoarbeitsmarkt der Zahlenmaskerade gewidmet.
Teure und sinnlose Lebenszeitverbrenner.
Das SGBII mit dem § 31 ist hier die juristische Keule um den Zustand
der existentiellen Dauerbedrohung aufrecht zu erhalten.

Wer sich hingegen als noch immer, wider aller Erwartung der Sachbearbeiter, "motivierter Kunde" um eine Weiterbildung bemüht, wird sich lange und oft vergeblich nach Fördermitteln seitens des Jobcenters umsehen.

Das Ausmaß an Bevormundung und offen zur Verbalschau getragenen Geringschätzung des Kunden grenzt an ein Menschenbild, weches nicht mehr durch die Artikel des Grundgesetzes abgedeckt ist.
Unser Grundgesetz ist die Essenz der Lehren aus dem Dritten Reich.
Das wesentliche Element des dort umrissenen Menschenbildes ist der
Schutz vor staatlicher Willkür.

Nun die Gegenwart: die Jobcenter, aus Gründen nicht als Behörde geltend, sind ein Schmelztigel von Willkür.
Die Suizidrate von HartzIV-Betroffenen liegt bei ca. 20%.
Dies alles in der Summe spricht eine deutliche Sprache der Menschenverachtung.
Um Arbeit und Bildung, bzw. Förderung im eigentlichen Sinne geht es der Institution der BA / Jobcenter nicht.

An dieser Stelle sei darauf verwiesen, dass es einige wenige Menschen in diesem System gibt, welche ihre Menschlichkeit nicht an der Eingangspforte abgeben.
Dies sind jedoch nur wenige.
Über "Interne Anweisungen" der BA an ihre Angestellten, ist klar ersichtlich, dass Repression ein erwünschtes Mittel ist um sich der Bezieher von
"Grundsicherung" zu entledigen.
Die Partei der Piraten hat in Berlin vor einigen Wochen "Interne Anweisungen" der BA auf Anfrage erhalten, und das dort zu lesende ist erschreckend.

Daher auch meinen höchsten Respekt an die wenigen mutigen Mitmenschen, welche sich ihre Humanität trotz Druck und Gruppendynamik erhalten konnten!


Für sehr bedenklich halte ich das bis heute währende Schweigen von Amnesty Deutschland zu diesen Aspekten des fragwürdigen Umgangs mit Grundrechten.
Menschenrechte sind unteilbar und dies sollte auch für Deutschland gelten.


© Monja Ben Messaoud


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Beschreibung des Autors zu "BA oder wie sich eine Institution anschickt Menschen aus ihrer eigenen Gegenwart auszubürgern"





Wer sich weitergehend informieren möchte, dem stehen Plattformen, welche über aktuelle Gerichtsurteile das SGBII betreffend berichten, zur Leseverfügung.
So z.B. auf www.gegen-hartz.de .
Des Weiteren gibt es SGBII Foren worin Betroffene über ihre Erfahrungen schreiben.
Am besten ist jedoch das Gespräch mit den Betroffenen direkt zu suchen.
Zu beobachten, was sich in den Gesichtern dieser Leben abspielt.
6 Millionen Arbeitslose werden auf unter 3 Millionen herunter gerechnet und stehen ca. 1 Million offener Stellen in ganz Deutschland gegenüber.
Auch dies spricht für sich.

Die Sozialgerichte sind für Millionen von Menschen die letzte Hoffnung und der Gang gen Gericht ist ein langwieriger und mit vielen Hürden beschwert.
Wenn Gerichte die Versäumnisse von Politik aufzuarbeiten haben, ist
der Zeitpunkt gekommen, in der Politik einen anderen Umgang mit Gesellschaft und Realität zu wagen.
Statt Kaschierung des Unerwünschten, müssen Probleme endlich als solche erkannt und benannt werden, um in konstruktiver Weise damit umzugehen!

Nicht der Bote ist des Üblen Kern, sondern dass nicht wahrnehmen wollen dessen, was bereits im Heute destruktiv am wirken ist.

Es wurde eine Art rechtsfreier Raum erschaffen, der Menschen erst bei Gang vor Gericht, wieder ihre Menschlichkeit zugesteht.
Wie kann es sein, dass nur noch auf diesem Wege das Recht der Menschen zu achten ist?
Grundrechte sollten als grundlegende Rechte zu gelten haben, und nicht als etwas, das erst einmal vor Gericht erstritten werden muss.
Nicht nur Ursache und Wirkung von Arbeitslosigkeit wird durch die BA vermengt, es scheint auch der Rechtsstaat auf seinem Kopfe zu stehen.
Als Dauerzustand ist dies nicht haltbar.









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Kommentare zu "BA oder wie sich eine Institution anschickt Menschen aus ihrer eigenen Gegenwart auszubürgern"

Re: BA oder wie sich eine Institution anschickt Menschen aus ihrer eigenen Gegenwart auszubürgern

Autor: Bartonitz   Datum: 08.12.2013 2:02 Uhr

Kommentar: Guter Artikel, der klar stellt, dass wir hier einer modernen Sklaverei ins Auge schauen.
Du schreibst, dass die Selbstmordrate bei 20% liegt. Hast Du dazu einen Link?
Viele Grüße
Martin

Re: BA oder wie sich eine Institution anschickt Menschen aus ihrer eigenen Gegenwart auszubürgern

Autor: MonjaBenMessaoud   Datum: 08.12.2013 15:21 Uhr

Kommentar: Guten Tag Martin,


Danke für Dein Lob.

Sklaverei ist als Begriff fast noch zu zahm.
Im Alten Rom galten die Sklaven als Teil des Reichtums, der wie alle anderen
Reichtumsgüter durchaus gehegt und gepflegt wurde.
Hinter Hartz IV steht eine andere Grundhaltung.

Es ist, bezogen auf die Wirkung, eine aus Menschenleid erschaffene Mauer erbaut aus Bedrohung und Demütigung, und der Adressat dieser Mauer, sind jene welche sich noch im Status eines Arbeitsvertrages erleben.
Da jedes Leid und Unglück natürlich die Drohgebärde dieser Institution verstärkt, muss man kein Zyniker sein, um schreiben zu können:
Die Folgen, auch die schlimmster Art, sind wohl kalkuliert.

Es gibt, welch Zufall, keine offiziellen Untersuchungen zu der aktuellen Suizidrate der Menschen im Kontext des SGBII.
Die Zahl der 20% ging zurück auf die Schätzung einer gemeinnützigen Organisation, welche anhand ihrer Angaben dies so hochrechnete.
Der Link hierzu steht mir momentan nicht zur Verfügung.

Empfehle u.a. den Blog

realmodis.blog.de/2013/02/01/h4-liste-leichen-15488090/

oder www.nachrichtenspiegel.de/2013/01/03/von-den-jobcentern-in-den-tod-getrieben-wie-leichen-den-weg-der-hartz-iv-reform-pflastern/

Letztlich kann es auch nicht an einer Zahl liegen, um zu sehen, dass ein System wo mit diesen Auswirkungen Menschen entgegen tritt, nicht haltbar ist.

Jeder Tote ist ein Toter zuviel.
Jedes Leben ist von Wert.
Jeder Name stand für Hoffnung und eine Geschichte, welche gewaltsam endete.

Darüber hinaus ist auch ökonomisch betrachtet die Institution der BA eine Art
Suizid des Gemeinwesens, denn die Ausgaben für den Erhalt jener Entrechtungsmaschinerie sind sehr kostspielig.
Hinzu kommen die sinnentleerten und überteuerten Maßnahmen.

Ein BGE wäre wesentlich günstiger und mit dem darin umrissenen Menschenbild im Sinne unseres Grundgesetzes.


Mit aufrichtigem Gruß

Monja

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