Als Emanze zum Höhepunkt!?

„Saug“, befiehlt er mit sanfter Stimme. Meine Lippen schließen sich um das Leder. „Genug“, herrscht er mich an. Shades of Grey

…wild und heftig zum Orgasmus gepeitscht. Längst existiert nicht mehr nur die Bibel, die wahres lehrt. Im Zeitalter der Emanzipation ergreifen Frauen das Wort. Erst Feuchtgebiete, dann Shades of Grey. Was folgen wird, kann nur erahnt werden. Doch warum verführen uns diese Bücher so sehr und welche grundlegende Bedeutungen wird das für unsere Zukunft haben?

Emanzipation? Ja gerne! Welche Frau sagt da schon nein? Doch sollten wir uns zur Abwechslung nicht einmal fragen, was uns dann noch bleibt? In dem Buch Shades of Grey wird beschrieben, wie eine selbstbewusste Studentin von einem reichen, mächtigen Mann gepeitscht und geschlagen wird, bis ihre Bedürfnisse gestillt sind. Zu Beginn sind diese masochistischen Handlungen nur das heiße Verlangen des Mannes. Doch aus Neugierde und Erwartungsdruck fügt sich die junge Studentin schnell.

Auch Feuchtgebiete ging nicht spurlos an uns vorüber. Emanzipation wird hier nicht klein geschrieben.

"Alice Schwarzer soll aus meinem Schlafzimmer rausbleiben. Wenn ich eine selbstbewusste Frau bin, die sich im Bett gerne erniedrigen lässt, muss sie mich nicht davor retten" schreibt Charlotte Roche von sich selbst.

Ich für meinen Teil behaupte jetzt einfach mal, dass Charlotte Roche eine sehr emanzipierte Frau ist, die sich traut Themen anzusprechen, die sich bei den meisten Menschen nur hinter verschlossenen Türen und heruntergelassenen Rollläden ereignen. Trotzdem gibt es Rubriken, in denen will Frau einfach nur Frau sein, da spielt Emanzipation keine Rolle mehr. Was Alice Schwarzer, oder andere Feministinnen als erniedrigend, provozierend, ja sogar abstoßend bezeichnen, ist für Charlotte Roche, Ana Steele und vielen weitern ein Moment der Euphorie, ein süchtiges Verlangen, der Höhepunkt des Tages.

Doch bedeutet Unterwerfung im Bett tatsächlich das Ende der Emanzipation? Lassen wir unsere paritätische Hülle fallen, sobald wir ins Bett steigen, oder noch besser, uns besteigen lassen? Verliert Frau ihre moralischen Werte, wenn sie sich auf das „Unterdrückungsinstrument“ Sex einlässt? Feministinnen haben hierzu ihre eigene Meinung. Ganz klar, kann Unterdrückung und Emanzipation nicht auf einer Ebene stehen. Doch wo soll die Emanzipation denn noch hinführen, wenn sie bereits unsere Schlafzimmer beherrscht? Bzw. die Rückbank des Autos, die Sauna im Keller oder das Sofa des Liebhabers!?

Frauen können Emanzen sein, ohne dass sie gleich den Spaß im Bett verlieren. Frauen können mächtig, wohlhabend, attraktiv sein und sich trotzdem beim Akt der Liebe als Untertan deklarieren lassen. Emanzipation bedeutet nicht nur, sich der Erniedrigung zu stellen, sondern dem Verlangen der Frau nachzugehen, ihre Bedürfnisse zu stillen. Ganz gleich ob im Beruf oder im Bett und ganz gleich welche Art von Bedürfnisse.


© Verena Selg


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