. . . mich haben immer genau die herausragenden Wissenschaftler fasziniert, die sich auch damit beschäftigt haben,was ihre nicht selten revolutionären Erkenntnisse zu einem Verständnis von ‘allem was ist’, beigetragen haben.-
Und die damit zugleich auch nicht selten ihre Skepsis formulierten zum Erkenntniswert dessen,was sie herausfanden - und zu den daraus resultierenden offenen,neuen Fragen.
Was kann Wissenschaft ultimativ leisten? Wird sie zur Ideologie,wenn man ihre Möglichkeiten überschätzt? Sie absolut setzt? Gibt es Grenzen des Verstehens, nicht auflösbare Missverständnisse, die sich aus unserem biologischen Wesen ergeben? Dieses ist letztlich den Gesetzen der Evolution geschuldet.
Zur Erinnerung :
Die Entwicklung von der ersten Zelle zum komplexen Gehirn nahm einen Zeitraum in Anspruch, den wir uns anschaulich kaum ( nicht) vorstellen können.
Die Geschichte der Anpassung der irdischen Biologe an die speziellen Gegebenheiten des dritten Planeten einer durchschnittlichen Sonne,an Lichtbrechung,Gravitation . . . Zusammensetzung der Atmosphäre etc. . . . verlief nach den allgemein akzeptierten Gesetzen der Evolution. Die Vielfalt der Arten erreichte eine schier unglaubliche Vielfalt.
Das gilt auch für die unauflösbare Komplexität der miteinanderwechselwirkenden Prozesse und Systeme.
Homo sapiens wurde ,wie er ist, genau durch diese Bedingungen. Er ist Teil dieser Natur.
Die moderne Medizin führt uns täglich neue Varianten dieser Prinzipien vor Augen. Das Verstehen entwickelt sich kontinuierlich,aber langsam.
Was wusste man vor nur 2 Jahrzehnten über das Mikrobiom in unserem Darm, dessen Wechselwirkungen z.B. mit unserem Gehirn noch der Aufklärung bedarf? Die unzähligen unterschiedlichen Viren, ohne die wir nicht leben könnten?
Wie alt sind die Erkenntnisse der Epigenetik, die das Postulat der exklusiv alles bestimmenden Gene längst zum Schnee von gestern haben werden lassen?
Was lehrt uns eine Astrophysik, die bis heute mit den Metaphern ‘dunkle Energie’ und ‘dunkle Materie’ das bisher ‘nicht Verstandene’ umschreibt?
Zurück zu Homo sapiens.
Andere Startbedingungen, auch solche mit minimal anderem Impact, hätten eine andere Geschichte der Evolution geschrieben , zu anderen ‘Sinnesorganen’ , zu einem anderen Gehirn geführt. Es gab ‘Flaschenhälse’ in der Geschichte alles Lebenden, durch die unsere Geschichte hätte enden können.
Befinden wir uns aktuell in einer vergleichbaren Bedrohungslage, erkennen sie aber noch nicht ? Was ist vor diesem Hintergrund von unserer Erkenntnissen - all unseren derzeitigen Wahrheiten zu halten? Die Zauberworte sind Komplexität, Nicht-Linearität etc.,usw.-
So lange man nicht abschließend und endgültig verstanden hat, wie das komplexeste aller Systeme funktioniert,welches letztlich alle Fähigkeiten,alle unsere Kompetenzen zur Hervorbringung von Wissen, Erkennen und Theorien, Kunst,Musik,Kultur,Religion etc. bereitstellt . . . bleiben viele der zentralen Fragen unbeantwortet.
Die Rede ist vom Gehirn - ist es nicht immer noch weitgehend 'Terra incognita' ?
Noch ist überhaupt nicht sicher, dass wir verstehen werden, was das Bewusstsein, das Ich, das Selbst etc. sind. Wie aus Materie Geist wird, ist noch nicht klar. Trotz gigantischer Bemühungen.
Ist uns durch unser bisheriges Überleben als Gattung ein unbegründeter Optimismus quasi in die Gene gebrannt worden? Es wär fatal. Die Evolution gewährt keine Garantie auf Überleben.
Der Streit über die Möglichkeiten und Risiken, zukünftigen Fähigkeiten von KI, ChatGpt, Deep Learning etc. zeigt beispielhaft, dass auch die Experten einfach keine validen Prognosen abgeben können zu den Konsequenzen immer schneller expandierender Erkenntnisse von extrem weit gefächerten wissenschaftlichen Spezialdisziplinen.
Kein Mensch wird sie übrigens mehr wirklich integrieren können in eine Gesamtschau.
Eines scheint aber sicher : sollte eine KI der Zukunft authentisch 'Ich' sagen,dann wäre das ein erneuter Urknall.
Bisher ist völlig offen, ob es geschehen wird. Auszuschließen ist es nicht.
Aber alles danach wäre anders - unvorhersehbar anders.
Es gibt aktuell keine Chance, fundierte Aussagen zum Wesen
einer hypothetischen, noch nie da gewesenen neuen geistigen Entität zu machen.
Auch die Nobelpreisträger für Physik 2024 können nichts darüber sagen. Hopfield ist mir übrigens bekannt seit den 90igern. ( M. Spitzer ‘ Geist im Netz’ Neuronale Netz Theorie' 1996)
Man muss aus meiner Sicht nicht selbst Wissenschaftler sein, um Überlegungen dieser Art anzustellen.
Eher sind Fantasie und ein Kreativität gefragt - und a bisserl gesunder Menschenverstand ist immer unverzichtbar. Die meisten Menschen haben diese Gaben.
Mehr oder weniger.
Wissenschaftler, gar Nobelpreisträger waren und sind in diesem Zusammenhang auch nur Menschen. Ein grundsätzlicher,unreflektierter Kompetenztransfer ihrer herausragenden Fähigkeiten in ihren Spezialdisziplinen auf die Bewertung anderer schwierigen Fragen und Themen unserer komplexen Welt ist bestenfalls
ein Missverständnis.
Wissen und Fachkompetenz korrelieren nicht linear mit der Fähigkeit für tiefe Einsichten,kreativ fundierte Weltdeutungen.Das sind ‘unterschiedliche Schuhe’.
Wie in der Musik, der Kunst, der Poesie,der Mathematik . . . Vieles ist einfach bedingt durch Eigenschaften, die wir immer noch mit Disposition,Begabung,Talent umschreiben.
Nicht alles lässt sich erlernen. Und die Potenziale waren und sind ungerecht verteilt.
Dabei ist die Plastizität unserer Gehirn unvorstellbar groß,ermöglicht so viele unglaubliche Leistungen, wenn man sie nur fördert,in Anspruch nimmt, zum lebenslang Übenden wird. Das Prinzip ‘Askese’ ( griechisch=üben) ist die einzig angemessene Lebenshaltung - meine ich.
Neuronale Plastizität ermöglicht Lernen, Reha, den Erwerb neuer Fähigkeiten,die Kompensation von Handicaps. Sie beruht auf dem wesentlichsten und allgemeinsten Prinzip,das auch die Evolution kennzeichnet.
Heraklit hat es gut und griffig für alle Zeiten formuliert : Pantha Rhe.
In unserem Universum gibt es keinen Stillstand.Alles Existierende ist in steter prozesshafter Veränderung: Materie,Energie,Biologie . . . - man sollte es einmal im Leben für sich zu Ende denken,oder?
Würde dieses Prinzip jetzt in diesem Augenblick enden, ich könnte meinen Text nicht mehr senden. Alles wäre zu Ende.
Das wäre OK,oder?
Die Qualität der Weltdeutungen und die Erkenntniskraft der großen Lyriker,Roman- Autoren ist aus meiner Sicht dabei der von Wissenschaftlern ebenbürtig. Oder sollte ich sagen,im Bohr’schen Sinne komplementär - und dadurch irgendwie unverzichtbar ?
Ich meine ja.
Kommentar:Hallo Ulli, du hast das sehr gut beschrieben. Ich lese eigentlich nur die Gedichte hier, weil ich selbst meist nur Gedichte schreibe. Ich kann nicht alle meine Gedanken so gut formulieren wie du, aber ich habe dieselbe Sichtweise. Ich bin gelernte Labor-MTA und habe allein durchs mikroskopieren eine andere Sicht auf vieles. Ich wusste das vorher gar nicht. Erst war ich im anlytischen klinischen Labor, doch erst in der Zytologie erlebte ich meine Begabung. Ich habe den mikroskopischen Blick. Wo andere lange suchen müssen, finde ich z.B. Tuberkelbakterien - wenn auch auf einem Objetträger manchmal nur ein paar zu finden sind. Auch im Alltag ist das so. Ich bin wohl hypersensibel, denn ich höre die Mäuschen beim Spaziergang, andere nicht. Und dann zeige ich ihnen die Tierchen. Will damit sagen: Der Mensch an sich ist das Wunder! Das dürfen wir nicht vergessen und einfach durch KI ersetzen. Die Fähigkeiten der KI sind verlockend, ja - aber: Die Geister, die ich rief.... Ich bin da skeptisch.
Leider muss ich jetzt aufhören, aber vielleicht hast du mich angeregt auch mal darüber ein Gedicht zu schreiben.
Danke für deine Anregungen
Liebe Grüße
Angelika
Kommentar:Dank dir Angelika.Ich freue mich immer sehr, wenn jemand meine Gedanken mit Wertschätzung kommentiert. Die meisten halten sie immer für 'philosophisch' oder schwierig. Das irritiert mich - ich schreib doch nix, was man nicht verstehen könnte.
Dir alles Gute.Labor-MTA hat meinen vollen Respekt.
Liebe Grüße
ulli
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