Abgerückt von allen Befindlichkeiten steht die Seele neben der Identität eines Menschen und – betrachtet! Dabei hört sie „es“ sprechen, dieses wunderlich faszinierende Etwas um sich herum, aber sie beteiligt sich nicht. Was möchte der Mensch, in dem sie sich befindet ausdrücken? Welchen Zwängen ist er unterworfen? Wohin wendet er sich, wenn er in Not ist? Bestimmt nicht an die Seele! Die Seele bleibt lebenslang fremd!

Und doch ist sie es, die unser Zentrum darstellt. Sie erlebt das Licht des Universums wie einen unausweichlichen Traum, dem sie sich nicht entziehen kann, denn dafür ist sie in einem Außenherum geboren worden: DAMIT das Universum erlebt werden kann. Allerdings hat das Universum auch Rollen verteilt. „Komm in die Zeit und nimm Schaden an deiner unsterblichen Seele, oder entscheide dich für die Vernunft!“

Dies ist ein Ausspruch des tiefsten Selbst: „Ich glaube nicht, daß auch nur irgendetwas gut ist, was ich tue“. So sei es erkannt, das Leben! Sobald ich die Bühne betrete, verlange ich nach meinen Tod, oder nach der Mühsal anderer. Habe ich das gewollt? Ich habe doch vor allem gewollt, daß ich es nicht weiß. Deshalb bin ich untröstlich, denn die Erkenntnis aus allen Dingen verletzt die Seele so sehr, daß sie nicht mehr betrachten möchte.

Und: darüber hinweggetröstet zu werden ist unmöglich. Ein Opfer des globalen Wahnsinns zu werden ist dagegen ganz einfach: man spielt seine Rolle und glaubt fest an sich selbst. Der Rest ergibt sich! Doch woraus dieser „Rest“ besteht ist nur mit einer Vernunft nachvollziehbar, welche die Fakten unbarmherzig gegeneinander abwägt und am Schluss den höheren Werten mehr Beachtung schenkt als der Primitivität.

Das Naturgesetz kann einfach nicht ausgeschaltet werden! Ein sehr kluger Betrachter kann es sublimieren, aber er sollte peinlichst darauf achten, daß es sich lediglich auf einer höheren, fein empfundenen Stufe vollzieht und nicht lächerlich, durch stumpfe Lippenbekenntnisse zu eingebildeten Kräften, negiert wird. Das führt zu Rückschritten in der Evolution – da sehnt sich der Homo Erectus nach dem Australopithecus.

Nachdem die Natur aber kein „Zurück“ kennt, das in die Zukunft führt, werden solche Entwicklungen die letzten sein. Sie sind der äußerste Rand eines Zweiges, der nicht mehr weiter wächst – das Ende einer langen Kette von vielversprechenden Individuen, deren jüngstes Kind in eine Leere läuft: The Point of no return! Wer, in einiger Entfernung, neben sich steht, kann sie kommen sehen: die Vergangenheit!

Es ist die immerwährende Vergangenheit! Als sich die Zweige „Caniden“, „Feliden“ und „Primaten“ voneinander getrennt hatten, gab es für 2 davon keine Umkehr, denn die Spezialisierung in eine bestimmte Richtung befiehlt dem Wanderer durch die Evolution, stehenzubleiben, in dem Zustand zu verharren, den er für den gangbarsten hielt. Ein Gepard kann vielleicht noch ein bisschen schneller werden, aber er kann nicht…

nein, niemals kann er Werkzeuge gebrauchen – so lange hält die Erde ihrem Zerfallsprozess nicht stand. Auch die Fische haben nicht mehr genügend Zeit, unter freiem Himmel zu atmen…nicht aus eigener Kraft. Und tun sie es doch einmal, dann könnte das höchstens auf genetische Experimente zurückzuführen sein. Eine gesunde Entwicklung aber bringt verrückte Varianten, im Rahmen eines Aufwärtsstrebens, nicht hervor!

Deshalb: „Mich selbst zu beobachten“, sagt der Betrachter, „ist mir unerträglich, aber es muss sein!“. Denken tut weh! Das klingt zwar lachhaft, entspricht aber den Tatsachen. Wer sich diese Schmerzen erspart, der grenzt sich aus – er lebt fern der Realität in einer strengen Umgebung, deren angebotene Lösungen Einbahnstraßen sind, Nebengleise, die dort abrupt enden, wo niemand vermutet hat.

Sich auf nichts Spezielles zu spezialisieren heißt die Lösung, der Mittelweg ist der gangbarste aller Wege. Er führt abseits riesenhafter Gebisse, mächtiger Krallen, oder größter Fruchtbarkeit, zu einem brauchbaren Gehirn – einem, das in der Lage ist, nichts und niemanden, nichts als nur ernst zu nehmen. Entdecke dich selbst! Danach steig auf – und alle Menschen siehst du nackt, ganz ihrer hochmoralischen Mäntelchen beraubt.

Betrachtung Nr. 3:  Direkt neben der eigenen Identität

© Alf Glocker


© Alf Glocker


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Kommentare zu "Betrachtung Nr. 3: Direkt neben der eigenen Identität"

Re: Betrachtung Nr. 3: Direkt neben der eigenen Identität

Autor: Wolfgang Sonntag   Datum: 13.03.2023 10:56 Uhr

Kommentar: Lieber Alf,
die Seele sind Speicherplätze im Gehirn; das Gehirn ist die Identität des Menschen ... das hier klingt jetzt nicht so hochwertig wie dein Text. Es ist ja auch nur mein Kommentar.
Liebe Grüße Wolfgang

Re: Betrachtung Nr. 3: Direkt neben der eigenen Identität

Autor: Sonja Soller   Datum: 13.03.2023 12:30 Uhr

Kommentar: Mit dem Text, lieber Alf, hast du einmal mehr bewiesen, ein hervorragender
Dichter und Denker zu sein.

Hin und wieder sollte man sich schon mal selber betrachten, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.

Sehr gerne und mit Interesse gelesen.

Herzliche Grüße aus dem heute wechselhaften Norden, Sonja

Re: Betrachtung Nr. 3: Direkt neben der eigenen Identität

Autor: Jens Lucka   Datum: 13.03.2023 19:43 Uhr

Kommentar: Wie würde ich wohl meine Seele von außen, als mein eigener Zuschauer betrachten.
Vielleicht würde ich kluge Ratschläge erteilen oder einfach machen lassen.

Liebe Grüße von Jens

Re: Betrachtung Nr. 3: Direkt neben der eigenen Identität

Autor: Alf Glocker   Datum: 14.03.2023 18:03 Uhr

Kommentar: Ich bedanke mich herzlich!

Liebe Grüße
Alf

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