Immer, wenn wir dieses Jetzt bewusst in uns aufnehmen, werden wir unruhig. Wir versuchen uns links und rechts aufzustützen, hinter uns etwas zu finden, an das man sich anlehnen kann, damit man wenigstens mit dem Rücken zur Wand steht, wenn man sich schon verteidigen muss, oder uns vor uns auf einen Punkt zu konzentrieren, der uns Sicherheit vorspiegeln kann. Während einer Autosuggestion könnte das eventuell ein spiegelnder Türknauf sein. Daran könnte man sich imaginär „festhalten“.
Imaginär festhalten könnte man sich auch an etwas Ab-straktem, das viele Menschen mit einem seltsamen Wort bezeichnen: Heimat! Da dieses Wort aber hauptsächlich nur eine Lüge beschreibt, müssen wir uns damit vorsehen, die Heimat, also der Ort, an dem wir leben, gehört nämlich den „Verantwortlichen“, also den Reichen und den Politikern, die ihnen helfen, die Güter der „Heimat“ für sich zu nutzen. Wenn sie es wollen, dann haben wir weder eine Heimat, noch gehören wir uns selbst, denn sie verlangen sogar auf etwas, das zum Schein uns gehört, Steuern! Sie verurteilen uns, wenn wir ihnen nicht passen, sie schicken uns in einen Krieg oder sie holen einen solchen zu uns her.
Von ,Heimat‘ ist hier keine Rede! Wir leben ergo in einer fremden Heimat – in einer, die uns heimatlos macht und uns weismachen will, daß sie eine sei. Das ist es, was wir brauchen? Klar! Aber weil die Klügeren unter uns da nicht so ganz sicher sind, erwählen sie etwas zu ihrer Heimat, das noch viel unsicherer ist als alles, was ihnen die Heimat außerdem schon vorgemacht hat: Sie „nehmen“ sich einen Partner!
Präziser ausgedrückt heißt das: Sie stellen sich als Partner zur Verfügung, kehren ihre besten Seiten heraus und geben vor, als Heimat tauglich zu sein. Wenn alle gewählt und die meisten eine ,Heimat‘ gefunden haben, dann stellen sie sich den Anforderungen der sie umgebenden Fremde, voller Hoffnung, daß die mobile Heimat sich als solche erweisen möge, denn mittlerweile ist die „Liebe“ im Spiel! Nachdem die Liebe zu einer immobilen Heimat heutzutage nicht nur einerseits irgendwie verboten und andererseits gefährlich ist, muss dieser Hoffnung der höchste Stellenwert eingeräumt werden.
Je bewusster ein Mensch lebt, desto einsamer wird er vermutlich sein – sollte ihm nicht irgendein Gott das Füllhorn des Glücks über dem Kopf ausgeschüttet haben. Wenn das der Fall ist, braucht er sich keine Sorgen zu machen, denn er wird immer eine Heimat finden, bei der er sich naiv, aber berechtigt, einbilden kann, sie sei echt. Für alle übrigen gilt, sich etwas einreden zu lassen, das aus Luftblasen besteht – oder eben damit klarkommen zu müssen, daß sie wie Fußabstreifer behandelt werden. Ob sie der Partner/die Partnerin dabei dann tröstet, oder überhaupt trösten kann, ist irrelevant. Hauptsache er/sie ist vorhanden!
Kommentar:Ein sehr zum Nachdenken anregender Text, lieber Alf!!
So habe ich noch gar nicht darüber nachgedacht. Hier hast du wieder einmal einen wunden Punkt getroffen. Ich kann dem, was du geschrieben hast, nur beipflichten.
Wir alle sind in den Händen von gewissen "Verantwortlichen".
Aus der Nummer kommen wir so schnell nicht raus, es sei denn wir werden auch reich oder Politiker/innen!
Herzlich Grüße aus dem heimatlosen Norden, Sonja
Re: Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 355. Schritt
Kommentar:Irgendwie sehe ich meine Heimat auch immer aus der Sicht der Liebe und des wohlbehagenen Umfeldes, des Zuhauseseins. Ich denke nochmals darüber nach...
Liebe Grüße , Jens
Re: Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 355. Schritt
Wenn Macht regiert durch Angst und Schrecken,
Blutspuren manch Bürgersteig bedecken.
Mord und Totschlag den Tag „versüßen“,
Menschen mit ihrem Leben büßen.
Licht malt helle Leuchtspurbahnen
in den Alterungsprozess,
Dinge, die von weither kamen,
setzen sich in Träumen fest,
die dir längst Vergangenes bringen
und dein Hiersein noch [ ... ]
Du findest die Hose! Aber die
Strümpfe sind weg. Du suchst die
Strümpfe. Und findest das Hemd.
Und findest die Schuhe. Und den
Schal. Nur nicht die Strümpfe.
Dann setzt Du die Brille auf. [ ... ]
Heute habe ich die Wahl der Qual, denn ich will mir die Zeit vertreiben, die mich vertreibt, damit ich nicht auf ewig etwas Übles anstellen kann. Soll ich mich, aus Verlegenheit, einfach [ ... ]