Werbeplakat-Strategien

© Alf Glocker

Mit großen schwarzen Kinderaugen schaut der kollektive Tod von Millionen Werbeplakaten. Er bittet um ein ganz kleines bisschen Essen, damit er uns dann belohnen kann mit seinem Machtzuwachs auf der Welt. Darunter stehen, wie unter dem Kreuz Christi, Graf Dracula und Fürst Dracul von Transsilvanien in Personalunion und verteilen Narrenkappen an die edlen Spender, die samt und seidensonders an aufgeblasenem Gewissen leiden. Daran sind schon viele Dummköpfe die eine Million und 10 Millionen nicht im Kopf ausrechnen können, verrundet, oder -eckt.

Überall wimmelt es plötzlich von Rattenfängern, von Trickbetrügern und Güte verstrahlenden Volksrednern, die nichts anderes im Sinn haben als keine Hochrechnungen anzustellen + X für U! Gebildete Paviane gehen auf Tauchstation und versuchen dort das Telefonbuch der größten Metropole auswendig zu lernen. Davon versprechen sie sich eine Heiligsprechung in Kecka, eine willige Ziege, zweimal 6 unterlassene Nasenstüber von den Mächtigen dieser Sein-Scheinwelt, in der Recht hat wer die größten Seifenblasen erzeugen kann. Daneben leuchtet ein Regenbogen.

In allen Regionen verspricht man sich von den Indi-Genen eine Auffrischung der Unterwerfungsmentalität vergangener Jahrhunderte, wo dem Feudalherrn die erste Nacht im Bett einer unschuldigen Hebauf-Amme zustand. Alles in allem ist es jedoch kein Geheimnis, daß dieser fortschrittliche Rückschritt beabsichtigt ist. Es lässt sich leicht recherchieren was wer, aber nicht warum gesagt hat. Doch die selbsternannte Intelligenz bekommt Krampfanfälle, sobald es einer wagt mit dem Finger auf die Werbeplakate des Todes zu zeigen!

Den Tod interessiert das nicht, ihn interessiert nichts, solange das Geschäft mit den Särgen floriert. Er verteilt die mildtätigen Spenden der Gewissenlosen, die sich mit der Herausgabe von Lebensleistungsergebnissen beruhigt haben, an die Terror-Gruppen der mafiösen Strukturen, die allerorts durch die Straßen schleichen. Inzwischen perfektioniert sich der Überwachungsapparat geistig zurückgebliebener Großsprecher in den Städten der Unvernunft. Eine Seele nach der anderen verkauft sich selbst an den Teufel, der sie gewinnbringend anzulegen versteht.

Manchmal hört man es aber noch, das leise Wimmern des wahren Lebens, der einzigen Institution einer einmal intakt gewesenen Natur, die jetzt allerdings niedergebrüllt werden muss. „Alle Schurken bitte vortreten!“ So klingt es aus den Lautsprechern, verirrter Lüste, aus dem Radio der staatlichen Großbaustellen, die versuchen müssen möglichst viele Untote unter die ahnungslose Bevölkerung zu mischen. Und der Beelzebub mischt auch etwas: die Karten des Schicksal, deren tatsächliche Botschaften es zu verharmlosen gilt.

„Niemand ist schuld“ heißt es darin versöhnlich, niemand kann etwas für nichts, aber die Vergangenheit auf einmal nicht mehr akzeptierter Nullen, die man ungestraft als Neu-Wüstlinge bezeichnen darf, ist für die nächsten 2000 Jahre nicht aus den Augen zu lassen! Sie haben gefälligst nirgendwo zuhause zu sein! „Heimat ist kein Ort“ verzapft man ihnen schelmisch, ganz ohne böse Absichten, doch der Tod weiß es besser. Für ihn und die Seinen ist die Heimat an jedem Ort dieser unschuldig sein wollenden Welt, wo keiner was anzustellen in der Lage ist.

Die Aller-aller-aller-Obersten aber sprechen sich von vornherein frei. Sie opfern kein Lebensglück. Sie bringen sich und ihren Nachwuchs in Sicherheit, während sie für den Tod unzählige Hilfsorganisationen gründen, deren Briefkastenadressen alle im Bermudadreieck der Vermessenheit liegen. Sie begegnen dem Tod und dessen traurigem Blick aus schwarzen Kinderaugen deutlich sichtbar hingebungsvoll, denn sie haben nichts zu verlieren: ihre Schäfchen sind alle im Trockenen, die Wölfe sind ausgesperrt, ihre Villen sind geschützt...

Nur die Arbeitsverhältnisse der Zukunft haben sie noch nicht (ganz) geklärt! Da sie unter keinen Umständen Schwierigkeiten für sich und ihre Brut, in ihren Ghettos heraufbeschwören wollen, geben sie sich jovial – sie lächeln dazu gekonnt, aus ihrem Erfolg heraus und vergessen, ebenso gekonnt, wer sie sind und woher sie gekommen sind, ja, sogar ganz nebenbei, daß der Tod große schwarze Kinderaugen hat, die fortan verhindern werden was sie groß gemacht hat. Das ist der Irrtum einer morbiden Zeit, deren Friedhöfe sich aufgetan haben, damit endlich Friede werde.


© Alf Glocker


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Kommentare zu "Werbeplakat-Strategien"

Re: Werbeplakat-Strategien

Autor: Sonja Soller   Datum: 04.11.2022 15:45 Uhr

Kommentar: Lieber Alf,
hier hast du ordentlich Dampf abgelassen!!
Du hast ja so Recht mit allem was du geschrieben hast!!

Herzliche Grüße aus dem zustimmenden Norde, Sonja

Re: Werbeplakat-Strategien

Autor: Alf Glocker   Datum: 04.11.2022 18:17 Uhr

Kommentar: Ich danke dir herzlich -
direkt aus dem (über die ewig nutzlose Bettelei) verärgerten Süden

Alf

Re: Werbeplakat-Strategien

Autor: Sonja Soller   Datum: 04.11.2022 18:28 Uhr

Kommentar: Nachtrag:

Ja, eben, das nervt mich auch, es sind nicht nur Plakate,
hier sitzen an jeder 5. Straßenecke Auswärtige, die morgens mit einem Kleintransporter angefahren werden, um ihrer "Arbeit" nachzugehen!!!
Das Geld, welches dort gespendet wird, fließt im Kleinen in ganz andere Kanäle, als es den Anschein hat.

LG Sonja

Re: Werbeplakat-Strategien

Autor: Kathleen   Datum: 04.11.2022 20:28 Uhr

Kommentar: Da ist was wahres dran lieber Alf,

Liebe Grüße

Kathleen

Re: Werbeplakat-Strategien

Autor: Alf Glocker   Datum: 05.11.2022 17:28 Uhr

Kommentar: Da hst du wohl sehr recht liebe Sonja

Herzl. Grü aus dem aufrichtigen Süden...
Alf


Danke dir herzlich liebe Kathleen!

Liebe Grüße
Alf

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