Im Vertrauen auf ein ,Danach‘ gehe ich in einen schlechten Film, zur Arbeit, auf eine dämliche Party, in den Krieg oder den Kreißsaal und warte. Denn das Danach verspricht mir den Frieden, im Glück! Man könnte ebenso gut sagen: „Ich begehe jetzt noch schnell ein Verbrechen, das macht aber nichts, weil ich danach sowieso verschwunden bin – untergetaucht.“

Genau so kann man es aber auch mit dem kompletten Leben machen. Versprechen wir uns doch ganz einfach ein schönes Danach, oder lassen wir uns eines verspre-chen. Lassen wir uns einreden, danach käme das Paradies. So bekommt die Sache einen Sinn!

Danach, also gleich nach dem Leben, wird alles gut – aber natürlich nur, wenn wir die gesamte Zeit brav gewesen sind. Sehr brav, damit unsere Verführer etwas genie-ßen konnten: Alles, was vor dem Danach kommt. Das ist doch ein fairer Handel! Allen Gutgläubigen gehört das Danach und allen Ausbeutern das Jetzt!

Sie drehen einen schlechten Film, schaffen miese Arbeitsbedingungen, richten dämliche Partys aus, zetteln Kriege an und schicken das Volk, so oft wie möglich, in die Kreißsäle, damit diese Kette nicht abreißt, die ihnen nützlich ist.
Wer aber danach fragt, was ein Danach sein soll, wie es genau beschaffen sein sollte, den apostrophiert man als Weichei, den können wir nicht brauchen – der ist uns zu kreativ (= verdächtig)! Was könnten wir schon mit ihm an-fangen?! Er möchte doch alles sofort! Aber ,sofort‘ gibt es gar nichts, jedenfalls nicht für Nicht-Glückskinder. Da wird schon sorgfältig ausgesucht – das hat auch einen Grund … einen lächerlichen! Weil wir nicht auf uns selbst aufpassen können, sondern Deppen brauchen, die uns immer wieder sagen, wo’s langgehen könnte, wenn man etwas weniger blöd wär, schreitet der Olymp höchstpersönlich ein.

Er beschenkt absolute Nullen mit Cabrios und stapelweise schönen Frauen, damit sie den anderen beschrei-ben können, was Wohlstand ist. Wer demgegenüber in der Lage ist, etwas im Kopf zu leisten, der bekommt auch et-was: eins aufs Maul! Denn sonst würde er sich ja nicht anstrengen.

Er sieht es, naiv wie solche Menschen nun mal sind, auch noch als Ehre an, sich im Namen des Wissens ver-brennen, steinigen, hängen, vierteilen zu lassen oder – wie es heute gemeinhin üblich ist – er wird einfach zu Tode ignoriert. Ein bewährtes Rezept dafür lautet: Beachte einen Menschen, der sich auf dem richtigen Weg befindet, so lange nicht, bis er freiwillig einen anderen geht.

Sollte das absolut nicht klappen, weil ihm der Teufel eine Chance zur Verwirklichung seiner Ideen gab, dann verabreiche ihm eine Medizin, die seinen Tod natürlich aussehen lässt. Oder sag einfach, er habe Rauschgift konsumiert und sei dabei umgekommen. Danach wird sich alles wieder einrenken! „Danach“ ist schlicht das schönste Wort der Welt!

Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten /  354. Schritt

© Alf Glocker


© Alf Glocker


6 Lesern gefällt dieser Text.

Unregistrierter Besucher




Unregistrierter Besucher

Diesen Text als PDF downloaden




Kommentare zu "Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 354. Schritt"

Re: Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 354. Schritt

Autor: humbalum   Datum: 31.10.2022 12:58 Uhr

Kommentar: Die "Danach" Idee! Sprache besitzt etwas unerschöpfliches!
Ich denke, die Kunst im Leben ist einfach. Sie besteht darin das Mensch sein nicht zu verlieren! In all dem täglichen Wahnsinn! Ich wünsche Dir eine herrliche Woche! Klaus

Re: Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 354. Schritt

Autor: Alf Glocker   Datum: 31.10.2022 19:24 Uhr

Kommentar: Das wünsche ich dir auch lieber Klaus!
Und vilen Dank!

Alf

Kommentar schreiben zu "Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 354. Schritt"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.