Ekelerregend ist es manchmal, zusehen zu müssen, mit welcher Selbstverständlichkeit vorhandene Mittel benützt werden! Sie werden manchmal nicht einmal richtig dabei genossen! Und die Leute, die das tun, gebärden sich als die Herren oder die Damen der Welt, egal wie blöde sie auch sein mögen. Und das ist zu verstehen, wie es dasteht: wie sie sein mögen. Denn sie mögen, was sie sind!

Sie steigen aus Riesenkarossen, mit der Miene des Überfliegers, weil sie glauben, sie gehöre zu ihnen wie eine zweite Haut. Sie bewohnen unglaublich pompöse Villen, weil sie denken, daß die ihnen einfach so zustehen, obwohl sie den sich dort bietenden Platz weder brauchen, noch voll ausschöpfen können. Er ist einfach da – nur das Denken fehlt!

Aber in einer Welt der Selbstverständlichkeiten muss es nicht unbedingt vorkommen. Es hindert doch lediglich die Eitelkeit an ihrer Entfaltung! Entfaltung ist freilich besonders für Menschen lebensnotwendig, die nichts besitzen, was sie entfalten können – ich meine, nichts, außer ihren Besitztümern. Das ist der höchste Grad der Armut im Geiste, den man sich überhaupt vorstellen können müsste!

Und genau dieser Grad geistiger Armut ist es anscheinend, der die Individuen sogenannter menschlicher oder tatsächlich tierischer Art stark genug macht für die Erfordernisse, die das Überleben von uns verlangt. „Sobald ich etwas habe, habe ich es mir auch verdient“, so lautet der Wahlspruch der Tüchtigen, denen es dann erlaubt ist, obendrein auf Leute herabzusehen, die durchweg gewissenhaft waren.

Denn Subjekten, die zwar gewissenhaft, aber nicht im Sinne von Moneten erfolgsorientiert arbeiten, darf nichts zugetraut werden. Sie müssen als eben nicht mit beiden Beinen im Leben stehend betrachtet oder bezeichnet werden. Sie erzeugen einfach nur Angst! Die Angst vor Methoden, die anzuwenden sich ein ekelerregender Überflieger einfach nicht traut, weil er sonst eventuell nicht aus Nobelkarossen steigen könnte – bewaffnet mit der Ignoranz eines Managers.

Sensibilität ist erlaubt! Das wird zwar allerorts verkündet, aber Anwendung findet diese Scheinparole nur in Lotterbetten, vielleicht auch noch, wenn man sich, der Form halber, als Frauenversteher oder Femme fatale ausgibt, weil das gerade modern ist – wahr ist jedenfalls nichts davon! Wahr ist nur, daß man sich gerne als Insti-tution versteht, der keinesfalls widersprochen werden darf. Das wäre gegen das Naturgesetz und gegen das Gesetz der feinen Sitten. Den Anstand nach außen wollen wir doch wenigstens wahren.

Doch was soll derjenige, der sich vor allem als Mann oder Frau von Welt empfindet, denn noch tun, wenn nicht, sich zu präsentieren, als sei er/sie unverletzbar, von Geburt an? Soll man zwanghaft an sich zu zweifeln versuchen, auch wenn man keine Spur von Seelentiefe besitzt?! Das ginge dann doch wohl entschieden zu weit! Nun, das vielleicht nicht – aber umschauen sollte man sich wohl, ob es da nicht noch etwas gibt, das man, ganz aus dem Selbsterhaltungstrieb heraus, übersehen hat, weil nichts von dem gefährdet werden sollte, das uns unbestreitbar am Leben hält: die unverbrüchliche Ignoranz!

Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 307. Schritt

© Alf Glocker


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Kommentare zu "Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 307. Schritt"

Re: Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 307. Schritt

Autor: Sonja Soller   Datum: 14.08.2022 11:58 Uhr

Kommentar: Genau!!!!

Herzliche Sonntagsgrüße in den Süden, Sonja

Re: Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 307. Schritt

Autor: Alf Glocker   Datum: 14.08.2022 17:04 Uhr

Kommentar: man dankt herzl zurück aus dem sonnigen Süden
Alf

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