Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 288. Schritt

© Alf Glocker

Ich bereue alles, was Gott getan hat, denn ich habe zugesehen und mich nicht eingemischt. Ich dachte: ,Was kann ich schon tun?!‘ Und ich bedachte nicht, daß ich eine Person bin, eine Schöpfungseinheit, die Hoffnungen hat, denen sie wohl obendrein ein wenig verpflichtet ist.
Und außerdem ist ja sowieso alles gut. Was passiert, ist gut und was nicht passiert, ebenso. Dagegen darf ich doch nicht protestieren – oder?
Sich zu beklagen ist nicht effizient, sich hinrichten zu lassen ebenfalls nicht! Stell dich auf eine Erdspalte, warte, bis sich der Boden unter deinen Füßen öffnet, und du wirst ein gutes Stück klüger sein!
Wende dich einem Geschlechtspartner zu und füge dich ein in den Fortgang der Ereignisse – jeder neue Mensch bringt seine Ereignisse mit, die er auszudrücken hat. Er hat nichts zu bereuen, auch nichts, was „Gott“ getan hat. Er ist, wie er ist – er und Gott!
Du kannst niemandem helfen, wenn du erst nicht mehr da bist. Solange du da bist, hast du genug damit zu tun, dir selbst zu helfen, dann hilft dir nämlich Gott. Aber das willst du ja gar nicht – du willst dir nicht selbst helfen, du willst mitmachen!
Sonst gehen ja all die wundervollen Dinge an dir vorbei: Die Erdbeben, die Unwetter, die Kriege, die Schwangerschaften und die Zeugungsakte, die Überschwemmungen aus Wasser und Fleisch. Was davon kannst du beeinflussen?
Denke länger nach, und dir wird die passende Lösung einfallen. Sie lautet: nichts! Wozu also solltest du dich beherrschen, wozu solltest du das Erreichte bewahren wollen? Wozu solltest du dich im Bett nicht gehen lassen, wo das doch jeder tut … weil Gott es so will.
Später kannst du immer noch bereuen, was geschehen ist. Aber du wirst dir eingestehen müssen, daß dir eine andere Lösung als die erlebte nicht zur Verfügung stand. Du warst entweder zu dumm oder zu machtlos dafür. Darum – mach deine Augen auf und erkenne wenigstens, was um dich herum vorgeht.
Und schäme dich dann dafür, was Gott getan hat! Harharr...

© Alf Glocker

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Angélique Duvier
Sonja Soller
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