Wer mit seiner Ausbildung fertig ist, aber das Gefühl hat, es fehle ihm noch etwas, vielleicht sogar das Entscheidende, der kann hierzulande einen weiteren Studiengang drauflegen und ein paar Semester „Erfindung“ studieren. Das geht ganz einfach! Das bisherige Büffeln kommt einem ungeheuer zustatten – man weiß, was es alles gibt. Es gibt Autos, die problemlos vorwärts und rückwärts fahren können, Flugzeuge, die sich eine gewisse Zeitlang in der Luft halten können, Schiffe, die bei noch zu vertretendem Wellengang nicht untergehen, es gibt so spannende Romane, Gehörgang streichelnde, wohlklingende Musik und Instrumente, mit denen man sie erzeugen kann, Glühbirnen, Philosophien, vielsagende oder/und feine Gedichte; Medikamente gegen viele Krankheiten usw. usw.!

Einige dieser Errungenschaften wurden von Menschen mit langen Studienzeiten erreicht, andere wiederum von Menschen, die völlig ohne Bildung waren, wie Hippokrates z.B., der sogar seinen gleichnamigen Eid selbst aus dem Nichts erfinden musste. Nicht unerwähnt jedoch sollte bleiben, daß daran auch Hippokrates‘ mangelnde Schulbildung zu erkennen war, denn wie man aktuell weiß, hat der Eid heutzutage keinerlei Bedeutung mehr. Um solche Fehler wie das Ableisten von unmöglichen Eiden von vorneherein zu vermeiden, geht der anständige Bürger eben neuerdings auf die Erfinderschule, von der aus uns bereits einige fantastische Segnungen erreicht haben.

So erfand beispielsweise ein vor 15 Jahren noch als völliger Blödmann bezeichneter Geistesprolet den automatischen Schulterklopfer für Dummdreiste, womit er eindrucksvoll beweisen konnte, daß es jedem x-Beliebigen möglich ist, bahnbrechende Erfindungen zu machen. Man sollte es halt nur bis zum Experten auf diesem Gebiet gebracht haben. Als eine weitere große Entwicklung muss die Nachsprechanlage für Mitläufer genannt werden. Sie hat unser Leben bereits stark verändert. Und wenn demnächst zudem die Zwangsbefruchtungswaschstraße für freiwillig Kinderlose hinzukommt, sehen wir rosigen Zeiten entgegen.

Dann dürfen wir ebenfalls getrost den Lachmuskelstimulator für humorentleerte Witze gebrauchen. Und wenn wirklich einmal alles erfunden ist, dann dürfen ebenso das Bananenschälgerät wie auch eine Phrasendreschmaschine nicht mehr fehlen. Als die größte erfinderische Leistung aller Zeiten bezeichnen viele begeisterte Anwender den wunderbaren Klischeeumchiffrierungsaktivator, mit dessen Hilfe man meistgelesene Bücher mühelos abschreiben kann, ohne daß es jemand bemerkt!

„Wir können uns auf die Einflüsse von außen unbedingt verlassen“, dozierte kürzlich der anerkannteste Professor auf dem Gebiet „Primatenkunde“, und so wird es uns eines Tages auch noch gelingen, Subjekten, die gerade mal sprechen können, die höchsten Weihen der Wissenschaft zu erweisen. Wir müssen lediglich daran glauben, daß alles möglich ist!

Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 283. Schritt

© Alf Glocker


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Kommentare zu "Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 283. Schritt"

Re: Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 283. Schritt

Autor: Alf Glocker   Datum: 24.06.2022 14:05 Uhr

Kommentar: Das hoffe ich...

Herzl Grü aus dem Idee-alen Süden
Alf

Re: Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 283. Schritt

Autor: Kathleen   Datum: 24.06.2022 22:20 Uhr

Kommentar: Köstlich, lieber Alf,

Liebe Grüße

Kathleen

Re: Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 283. Schritt

Autor: Alf Glocker   Datum: 25.06.2022 6:33 Uhr

Kommentar: Danke dir, liebe Kathleen!

Liebe Grüße
Alf

Re: Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 283. Schritt

Autor: Michael Dierl   Datum: 25.06.2022 10:56 Uhr

Kommentar: Hahahahaaaaaaa........gut gesehn! Ja, was jeder Mensch unbedingt braucht ist ein Banalometer, also ein Ding mit dem das Unsinnige plötzlich bemessen werden kann, denn wo kämen wir denn bei all unseren unsinnigen Errungenschaften hin wenn wir diese nicht ein- oder zuordnen können, also von äußerst wichtigen Unsinn bis absoluter Blödsinn - denn Ordnung ist das halbe Leben sagt man ja und jeder Unsinn wird plötzlich so wichtig, weil es einem Ordungsprinzip unterworfen werden kann. Somit also wieder wichtig! Gebe dem Menschen eine unsinnige Aufgabe, und er wird sie lösen oder sich auch darin erlösen - also auch wenn er selbst dadurch zu tode kommt. Zuvor sollte man sich aber einen weißen Kittel überstülpen, ein Schild worauf mind. ein Dr. steht, ein Gebäude und Raum wählt in dem eine hübsche Empfangsdame hockt und auf wichtig tut! Dann klappt auch Banales!

lg Michael ;-)

Re: Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 283. Schritt

Autor: Alf Glocker   Datum: 25.06.2022 14:41 Uhr

Kommentar: Auch das ist treffend beobachtet!
Danke dir! "Banalometer" hahahaha...erfrischend

LG Alf

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