Ich will nicht trinken, will nicht essen, nicht mal atmen, doch das ist nicht leicht! Die ganz normalen Funktionen sind mir beinahe schon zuwider, weil ich zu viel denke! Ob man das kann oder nicht, ist mir völlig egal - zu viel denken. Meiner Meinung nach ist das gar nicht möglich. Denn meiner Meinung nach ist es nicht mal möglich, mehr zu tun als fressen und saufen – vom Kinderkriegen rede ich vorsichtshalber erst gar nicht!
Woraus besteht ein Leben? Das fragt sich angeblich jeder – und dann kommt jeder auf wirklich blöde Ergebnisse. Der eine kommt aufs Essen, der andere aufs Saufen. Manche sagen überdies, es sei die Arbeit oder sonst was. Die Fortpflanzung womöglich. Doch bestünde es wenigstens aus Letzterem, warum tut man dann nicht alles, um den Nachwuchs zu schützen??
Es gibt vielerlei Spielarten des Wahnsinns; ich kenne sie zum Glück nicht alle. Und „normal“ will ich auch nicht sein. Ich versuche etwas Abnormes: ich interpretiere dem Ganzen einen ihm nicht innewohnenden Sinn hinein. Daran sieht man bereits, daß ich es bin, der wahnsinnig wird/ist!
Ich möchte vielleicht nur noch fliegen – nicht mit diesen unzuverlässigen Blechkisten, die in die Luft gesprengt, abgeschossen, von Besoffenen gesteuert oder von suizidalen Massenmördern missbraucht werden. Nein, ich selbst möchte fliegen! Mit den Gedanken, den Träumen, den Sehnsüchten, in ein Niemandsland, dorthin, wo keine Leute hausen, die sich gegenseitig aussparen möchten von einer Teilnahme am Leben. Ob das dann nach wie vor „Leben“ genannt werden kann, wenn ich das tue, das weiß ich nicht.
Wahrscheinlich würden es weder ich noch die grauenhafte Überzahl der schon fast nicht mehr Zählbaren so nennen, aber mein Sicherheitsbedürfnis würde es befriedigen. Diesen abstrakten Anspruch, der in einer Welt, in einem Universum aus konfusen Bewegungen nicht erfüllt werden kann, weil dort hauptsächlich Teufelstänze stattfinden – vor Altären, in Fabriken, in Gesprächsrunden und vor allem in Ehen! Diesen Teufelstänzen darf man nicht ausweichen.
Am besten man erfindet dafür Regelungen, die sie als „von oben verordnet“ ausweisen. Von Gott am besten, denn der ist nicht greifbar und daher auch für nichts verantwortlich. Bloß wir sind das – verantwortlich für jeden Scheiß, den man sich nur denken kann.
Natürlich obendrein für den, der „ganz von selbst“, aus unseren Irrtümern heraus, entstanden ist, und den man überhaupt nicht vorhersehen konnte. Von niemandem übrigens und schon von gar niemandem, der keine Lust dazu hatte oder bestochen war.
Immer, wenn ich esse, trinke, atme, liebe, fällt mir ein, was sich dahinter abspielt und wie sehr man uns damit verarschen kann. Allein schon deshalb, aber auch, weil von diesem „Dahinter“ so ein unangenehm fauliger Geruch ausgeht, möchte ich lieber alles bleiben lassen, was anderen Spaß macht, und alles wegschicken, was mich selbst fasziniert – allein, um mich mit diesem absurden Sicherheitsgefühl zu betrügen, das keinerlei Festigkeit hat.
Das Leben isst einen dunklen Alptraum und
verdaut ihn zu einer romantischen Insel,
die man angeblich verschieden interpretieren
kann, darf, soll, nein, unbedingt muss!
Denn ungestüm [ ... ]
Wenn Macht regiert durch Angst und Schrecken,
Blutspuren manch Bürgersteig bedecken.
Mord und Totschlag den Tag „versüßen“,
Menschen mit ihrem Leben büßen.
Licht malt helle Leuchtspurbahnen
in den Alterungsprozess,
Dinge, die von weither kamen,
setzen sich in Träumen fest,
die dir längst Vergangenes bringen
und dein Hiersein noch [ ... ]
Du findest die Hose! Aber die
Strümpfe sind weg. Du suchst die
Strümpfe. Und findest das Hemd.
Und findest die Schuhe. Und den
Schal. Nur nicht die Strümpfe.
Dann setzt Du die Brille auf. [ ... ]