Die Zukunft, so sagen manche zwanghafte Zweckoptimisten, ist immer jetzt. Denn im Jetzt beginnt das Leben – was ja auch stimmt...also Letzteres: daß im Jetzt das Leben beginnt. Aber die Zukunft selbst ist, genau genommen, nur ein Phantom! Denn sobald sie beginnt nennt man sie „Gegenwart“. Sie hat sich also wieder ein ganzes Stück nach vorne verschoben, von wo aus sie uns praktisch unentwegt neckt.

So mancher Lehrer hat sie auch schon als ein Versprechen benutzt – eins, um uns Hoffnungen auf eine Verbesserung der Lebensumstände zu machen, die wohl bald eintreffen könnten, sollten, müssten. Vor vielen, langen Jahren habe ich da z.B. von einer solchen Person gehört, daß im Jahr 2000 die Anzahl der Arbeitsstunden ganz sicher auf ca. 25 pro Woche gesunken sein wird. Dies sei, so meinte der sympathische Mann, den wir alle für einen kleinen Philosophen hielten, gar nicht anders möglich, da die fortschreitende Automation Vorteile für alle erbringen werde, sollte, müsste.

Das 21. Jahrhundert, so meinte dieser beliebte Lehrer, werde auch einen weiteren Schub der Aufklärung nach sich ziehen, so daß der Begriff „Religion“ fast ganz aus dem öffentlichen Bereich verschwunden sein wird. Damals wollten wir ganz schnell altern, um dieses Wunderland „Zukunft“ baldmöglichst mitzuerleben. Es gab sogar Bildbände von einer sauberen Welt, in der kein Mensch mehr Not leiden sollte. Alle Erdbewohner würden in den Genuss des technischen und der geistigen Fortschritte kommen – so hieß es. Und alle Erdlinge würden einsehen was gut für sie ist.

Es hat richtig Spaß gemacht sich in derartigen Träumen zu verlieren! Lieder muss man heute, in dieser wundervollen Zeit „Zukunft“ angekommen, Angst haben, daß wir nicht urplötzlich, mit einem (Atom)Schlag in die Steinzeit zurück katapultiert werden, oder wir in den Sog einer vernichtenden Weltreligion kommen, über die wir früher Witze gerissen haben.

Ganz nebenbei hat die, sich eine Zeit lang sehr intensiv ausbreitende, westliche Bildung, eher Ekel und Abscheu in anderen Teilen der Welt erregt, als sie angenommen und auch verstanden wurde. Angenommen wurde nur das technische Know how, teils gestohlen, teils geschenkt. Die westliche Moral blieb jedoch unbenützt. Dafür explodierte die Bevölkerungszahl des Planeten, so daß wir uns nunmehr Sorgen um Dinge wie „Wassermangel“ oder unerträgliche Fluchtbewegungen machen müssen. Die derzeitige Entwicklung deutet auf katastrophale Folgen der Entwicklung in der Vergangenheit hin!

Dort, in der Vergangenheit, lag für uns ein kleines Hoffnungsparadies in welchem wir uns gerne aufgehalten haben, obwohl man uns wohl eindeutig etwas vorgemacht hat. Wer hat uns „etwas“ vorgemacht? Wir uns? Die Regierenden uns? Hat uns die weltweite Naivität seltsamer „Erwachsener“ gelinkt? Die Hoffenden von gestern sind heute (in der Zukunft) alle tot. Sie können nicht mehr mit ihren komischen Vorhersagen konfrontiert werden. Und ihre Nachfolger, die Hoffenden von heute sind noch um eine weitere Spur naiver geworden als es vorherige Generationen überhaupt waren.

Früher haben die Naiven Idioten Weltkriege veranstaltet, weil sie dachten an ihrem Wesen müsse eine Welt genesen – das betrifft alle Parteien!! Heute merken die Naiven nicht einmal mehr, daß der III. Weltkrieg schon begonnen hat, aber mit ganz anderen Mitteln geführt wird als alle vorherigen (wenn es nicht ein paar Vollidioten noch einfällt sich „bewährter“ Mittel zu bedienen).

Ob das irgendwie, oder sowieso, mit einem vertretbaren Jetzt zu tun hat, haben könnte, oder sollte, ist tatsächlich sehr fraglich. Sollte die „Zukunft“ immer so verunstaltet daherkommen, wie wir das bisher stets erlebt haben, dann möchte ich fast sagen: „Zukunft? Besser nicht!“ Warum sollten wir uns mit etwas herumschlagen, was ausschließlich fiktiv existiert und niemals Wirklichkeit werden kann?! Heißt „Zukunft“ von daher vielleicht einfach „vom Kurs abkommen“? Heißt es „enttäuscht werden“? Wie schön wäre es doch einmal eine Zukunft zu erreichen, in der wir glücklich sein können...also WIRKLICH und nicht bloß einer staatlichen Propaganda zufolge.

Wann die Zukunft ist

© Alf Glocker


© Alf Glocker


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