Richtungsweisend für ein Individuum ist, wie der Name schon Vielen sagt, der Wunsch, sich einem der gängigen Trends anzuschließen, denn in einem solchen lesen wir jetzt den Sinn unserer Zeit! Wenn wir uns die Kompliziertheit lebender Organismen ansehen, können uns die unterschiedlichsten Gedanken kommen …
Der „Realist“ überlegt sich, wie viel er damit anfangen kann. Beeindruckende Beispiele dafür sind die Sklaverei, die Ausbeutung von Arbeitskräften auf dem „freien“ Markt, kurz: die vielgestaltige Verwendung körperlicher Existenzen zum Wohl „schlauerer“ Zeitgenossen, oder auch: der Fortgang von Ereignissen im Sinne der Evolution, die ihre Kinder nicht enden wollenden Testreihen un-terzieht.
Während sich also sensible Geister mit der Hochachtung interessanter Lebensformen beschäftigen, sie einerseits verehren oder andererseits in Furcht vor ihnen zurückschrecken, zeigen wirkliche „Intelligenzler“, wozu das Leben imstande ist. Es pflanzt sich kopf- und rücksichtslos fort, trampelt auf sich herum, bezieht sich in Vernichtungsprozesse selbst ein. Dabei bleibt es – ganz im Sinne geschäftstüchtiger Kreaturen – dann dem Schicksal überlassen, die „Spreu“ vom „Weizen“ zu trennen. Dem Klugen obliegt es lediglich, „Trends“ vorauszuahnen.
Diese „Trends“ werden von Mehrheiten bestimmt. Sie entstehen quasi von selbst aus dem brodelnden Biotop „Schöpfung“ heraus und haben weder etwas mit Einfühlungsvermögen noch etwas mit Verstand zu tun.
„Träumer“ fragen sich also folgerichtig manchmal, ob es für einen derartigen Prozess, auch in Anwendung auf einen hoch entwickelten Kulturapparat, weiterhin eine vertretbare Berechtigung gibt. „Realisten“ haben dafür sogar ein Wort erfunden. Es heißt – nein, nicht „Evolution“, sondern – Revolution“.
Dieses Wort findet jedoch leider in aller Regel erst zu seinem wahren Gewicht, wenn ihm der Pöbel (Trend) zum Durchbruch verhilft. Das bedeutet: wenn was passiert! Wenn Köpfe, die sich ansonsten nicht bewegt hätten, rollen und plötzlich allen Übrigen klar wird, daß es so wie bisher nicht mehr weitergehen kann. Nachdem aber, spätestens zum Eintritt des „Passierens“, der träumerische Verstand nur noch unwesentlich an der Entwicklung der Ereignisse beteiligt ist, sondern – im Gegenteil – wieder die „Realisten“ die Macht an sich gerissen haben, wird sich hauptsächlich an dem Umstand, daß nicht der Mensch, sondern ganz einfach das Schicksal die Regie führt, nichts grundlegend ändern.
Damit wird ein neuer Anfang gemacht …: Die „Träumer“ werden sich abermals mit Hochachtung dem faszinierenden Leben (der Schönheit, der Seelentiefe, der Gesundheit, dem Erfindungsgeist oder vielleicht auch bloß der unglaublichen Verästelung von Nerven oder Blutgefäßen) zuwenden, während sich die „Realisten“ damit beschäftigen werden, damit gewinnbringend (täglicher Brot-erwerb, Erlangung eines Geschlechtspartners zum Zweck der reinen Fortpflanzung, Gründung von Organisationen und Betrieben) zurande zu kommen – und beide werden zu einem nicht vorhersehbaren Zeitpunkt erneut versuchen, sich gegenseitig zu bekämpfen. Jeder, wie er kann …
Die Götter feiern inzwischen ihre fröhlichen Orgien auf dem Olymp – oder wir werden endlich „erwachsen“ (und schließen alle Bereiche in unsere Überlegungen mit ein!).
Kommentar:Moin Alf, nicht auszuschliessen wäre da eine 3. Gruppe die man die Neutralen nennt, die sich an den beiden andere Gruppen keineswegs orientieren, weil ihnen beide zu radikal in ihren Ansichten sind oder zu speziell und lieber in den Tag hinein leben und den einen, imaginären Übervater alles machen lassen. Däumchen drehend auf die Gelegenheit warten, um ihre ständig gefalteten Händen endlich Arbeit zu geben, in dem sie Auserwälte, kleine Geschöpfe in ihre nach außen getragenen fadenscheinliche Obhut nehmen und in einem ihrer vielen Kämmerleins es dann zum glücklichmachenden Spass ihrerseits kommt und das immer wieder. So gesehen wird sich auch der Anlauf einer eventuellen 2. Evolution, des wie auch immer genannten Homosapiens, besser noch Homoerectus nix ändern, selbst beim besten Willen nicht! Der Stärke wird sich behaupten, andere werden wegvegetieren und Kriege wird es ewig geben, weil der Herr oder Dame Natur am experimentieren ist. Die Blüten, die sie hervorbringt sind giftig bis eßbar und teilweise sehr nahrhaft sowie auch narrenhaft! Es bleibt, kurz um, alles beim Alten!!!
lg Michael
Re: Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 207. Schritt
Tage eilen in grauen Kleidern
an mir vorbei, doch ich
glaube zu schweben, eingehüllt
in einem Mantel aus Licht.
Ich habe noch viel vor
und halte die Uhren an,
doch das Leben läuft [ ... ]
Strahlend wärmt der Sonnenschein nach dürstend, finsterer Zeit.
Licht und Wärme streichelt alle Sinne, die wir haben.
Ein Märchen scheint erwacht zu sein, in einem bunten Kleid.
Des Lebens [ ... ]
Gevatter Tod, -unsichtbarer Geselle,
verbreitest bisweilen Angst und Schrecken,
stehst von Anbeginn schon vor der Tür,
gehst neben mir, trittst an des Lebens Stelle.
„Schau doch wie die Bäume blühen“
flüstert mir mein Freund ins Ohr.
„Siehst du wie die Jahre ziehen?!“
frage ich ihn voll Humor –
aber er geht nicht drauf ein,
denn er lässt [ ... ]