Was ist eigentlich „gut“? Und was ist „böse“? Immer wieder steigen aus dem Zweifel Fragen auf, die jedermann zunächst zweifelsfrei beantworten kann! Denn es gibt gewisse Richtlinien dafür, was „gut“ und was „böse“ ist. Wer sich daran halten mag, dem kann nichts „passieren“, das heißt, er gerät in keinen philosophischen Hinterhalt. Und sofern er kein ausgesprochener Verbrecher ist, darf er in aller Seelenruhe von sich behaupten, er gehöre – ganz au-tomatisch – auf die Seite des „Guten“.

Weiterhin Denkende geraten aufs Eis! Aufrechtstehen fällt ihnen schwer, denn die tiefste Analyse ihres Da-Seins fördert Seltsamkeiten zutage, die sich in keine „vernünftige“ Reihenfolge mehr bringen lassen. Und so gerät das Wort, nein, der Begriff „Vernunft“, auch wieder einmal ins Zwielicht! Um Klarheit ins Zwielicht zu bringen, beginnen wir ausnahmsweise nicht gleich bei uns – denn wir wollen ja nicht alles von Grund auf zerstören.

Beobachten wir einfach die anderen … Wer von ihnen ist „gut“? Da wir hier bereits ins Schleudern kommen, fangen wir lieber noch weiter entfernt mit dem Denken an: in der Tier- und Pflanzenwelt. Hier könnte es uns vielleicht zuallererst gelingen, die beiden Worte „Gut“ und „Schön“ miteinander zu verbinden. Wir schauen! Mit Malerblicken vertiefen wir uns in Eindrücke, oder Ausdrücke, erfreuen uns an Surrealitäten und wir schwelgen vor uns hin – eine Landschaft mit vielerlei Erscheinungsformen liegt vor uns im Sonnenlicht. Das ist erfreulich!

Doch plötzlich hören wir ein Röhren und wir könnten schwören, daß wir uns daran gar nicht stören, doch dann … erfahren wir den Grund! Es geht um die Fortpflanzung! Zwei Männer treten auf den Plan, um zu kämpfen! Die Gemeinde der Frauen sieht zu – anscheinend teilnahmslos. Aber sie sind es nicht! Sie sind weder teilnahmslos noch unbeteiligt! Sie warten im Interesse ihrer Kinder auf den Sieger. Irgendwer hat nämlich beschlossen, daß diese stark und gesund zu sein haben. Ist das „gut“?

Natürlich werden wir jetzt sagen, gesunde Kinder erhalten das Leben auf dem bestmöglichen Stand. Die Landschaft soll weiter im Sonnenlicht liegen! Was würde unser Malerblick sagen, wenn dort lauter Unfähige herumstehen oder -laufen würden?! Wäre das schön? Selbstverständlich nicht! Die Verlierer beachtet man nicht! Weder die Hirschkuh, noch der Maler – sind sie nicht „gut“? Lassen wir diese Frage zunächst offen, sonst erdrücken sie uns noch, die Fragen.

„Gut“ ist der Grashalm, der stehen bleibt, „gut“ ist der Baum, der sich entfalten kann, „gut“ sind Gnu und Krokodil, solange sie im Gleichgewicht bleiben und die Natur insgesamt nicht zu Schaden kommt. Doch halt! Bringen wir hier nicht etwas sehr durcheinander? Hätten wir anstelle von „gut“ nicht besser „vernünftig“ sagen sollen? „Es ist vernünftig, das Gleichgewicht der Natur aufrechtzuerhalten.“ Mit „Gut“ und „Böse“ hat das gar nichts zu tun! Nicht wahr? Im weitesten Sinne „gut“ ist vielleicht der, der sich nicht einzumischen braucht, wenn die pittoreske Hölle tobt.

Aber einer, der sich nicht einzumischen braucht, darf sich halt nicht beteiligen! Sobald er involviert ist, gerät er ins Zwielicht zwischen „Gut“ und „Böse“, denn dann muss er sich auch direkt vor Augen halten, daß er ein Sieger zu sein hat – bevor er sich überhaupt Fragen stellen darf! Wäre er es nicht, dann würde er vor der dringend notwendigen Fragen-Stellung, im Interesse der Vernunft, weggeröhrt werden. Da beißt die Maus keinen Faden ab! Ich be-fürchte, daß derjenige, der das jetzt anders sehen möchte, irgendwo auf halber Strecke im Denkvorgang hängen geblieben ist.

Oder er ist unehrlich! Dann darf er meinetwegen alles begriffen haben, um es gezielt abzustreiten. In diesem Fall hätte er auch nicht umsonst geröhrt! Wer allerdings letzte geistige Schlüsse ziehen will, der begehe strikt weiter den Pfad der logischen Analyse. Auf diesem Pfad begegnen wir virtuellen Hinweisschildern. Auf einem davon steht: „Das Gute ist stark und sicher!“ „Wer stark und sicher ist, der darf sich erlauben, die Schwachen zu behüten – wenn er ein Mensch ist“, fällt uns dazu ein. Das ist richtig!

Das heißt aber doch ebenfalls, daß die Welt des „Guten“ eine gewisse Stärke benötigt, um die Sicherheit zu gewährleisten –? Wer sie nicht hat, wird rausgeboxt, unterminiert, hintergangen, überlistet, ausgerottet usw. Und das soll „gut“ sein? Das ist doch nicht einmal vernünftig! Eben – für Geister ist das absolut unvernünftig, nicht „gut“, also schlecht, sprich „böse“. Und für körperlich Lebende? Die sollten fragen, inwieweit sie noch involviert sind und ob sie es sich bereits leisten können, nicht mehr mitzuröhren, wenn Männer auf die Lichtung treten, um gesunden Nachwuchs vorzubereiten.

Und jetzt betrachten wir einmal unsere Freunde, Bekannten und Nachbarn, sowie Vorgesetzte, Untergebene, Ehemänner und Ehefrauen, ja sogar Kinder neu, und interpretieren wir die Begriffe „Gut“ und „Böse“. Zu welchen Ergebnissen gelangen wir dann? Vorsicht, nicht schwindeln, selbst, wenn wir jetzt schwindlig werden und Dinge wie „Sinn“ oder „Unsinn“ plötzlich mit einbeziehen möchten. Solange wir keine „Verhaltensauffälligkeiten“ feststellen, müssen wir sagen: „Alle sind gut!“ Aber irgendwie müssen wir dabei auch gleich lächeln.

Wie von selbst verziehen sich unsere Mundwinkel, denn wir werden bemerkt haben, daß alle körperlich sind. Aus geistiger Sicht wären sie nämlich durch die Bank was gewesen??? Legen wir den Schleier der höheren Diplomatie über das Geschehen, über unser Denken, und lassen wir am Leben, was leben will. Zerstören wir die Hölle nicht! Aber seien wir uns eines Umstandes gewiss: Nur wer die Wahrheit nicht ablehnt, wird eines Tages in der Lage sein, neue Strukturen zu entwerfen, aus denen sich mehr Toleranz, Schwachen
oder Gefährlichen gegenüber, entwickeln kann. Also seien wir auf der Hut! Denn das „Gute“ wird von vielen Seiten angeboten …

Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 196. Schritt

© Alf Glocker / Zeichen und Symbole Esteva Hara


© Alf Glocker


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Kommentare zu "Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 196. Schritt"

Re: Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 196. Schritt

Autor: Wolfgang Sonntag   Datum: 24.02.2022 11:53 Uhr

Kommentar: Lieber Alf,
deine Texte sind immer wieder eine Bereicherung für meine grauen Zellen.
Und wie ich über dein Kartenspiel denke, weißt du ja.
Liebe Grüße Wolfgang

Re: Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 196. Schritt

Autor: Sonja Soller   Datum: 24.02.2022 12:03 Uhr

Kommentar: Sehr lesenswert lieber Alf,

Herzliche Grüße aus dem behüteten Norden, Sonja

Re: Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 196. Schritt

Autor: Alf Glocker   Datum: 24.02.2022 16:56 Uhr

Kommentar: Vielen Dank liebe Freunde

LieGrü
Alf

Wolfgang - Adresse kommt...

Re: Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 196. Schritt

Autor: Alf Glocker   Datum: 24.02.2022 16:59 Uhr

Kommentar: Wolfgang - nein, kommt nicht... :-)))

Re: Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 196. Schritt

Autor: Verdichter   Datum: 24.02.2022 22:43 Uhr

Kommentar: Lieber Alf, also, was gut ist, weiß man ziemlich genau nach dem Lesen deiner Texte...

Gruß, Verdichter

Re: Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 196. Schritt

Autor: Alf Glocker   Datum: 25.02.2022 8:24 Uhr

Kommentar: Danke liebe Verdichter!

Gruß
Alf

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