Früher war alles besser. Früher als die Lebzeiten von Staubsauger, Waschmaschine und Co. noch fast so unendlich waren wie die Amtszeit von Präsident Putin.

Heute macht die geplante Obsoleszenz der gefühlten Unendlichkeit einen fetten Strich durch die Rechnung. Künstlich herbeigeführte Ablaufdaten, bewusst geplant vom Hersteller, setzen diversen Haushalts- und Freizeitgeräten ein zu schnelles Ende. Aber wieso?

Für all jene, die den Betriebswirtschaftsunterricht mit einem Freigegenstand verwechselt haben: Die Wirtschaft wächst, wenn es die Anzahl der verfügbaren Waren und Dienstleistungen auch tun. Je mehr Güter zum Konsum zur Verfügung stehen und in weiterer Folge auch erworben werden, desto größer die Freude der Politiker beim Verkünden des alljährlichen IST-Wirtschaftswachstums.
Je mehr kaputt wird, desto mehr wird wieder gekauft, desto besser für die Wirtschaft?

Früher: Ja. In wirtschaftlich schweren Zeiten war die geplante Obsoleszenz eine angesehene und bekannte Methode zur Aufbesserung der Wirtschaftsleistung. Heute auch noch legitim?

Ein ganz klares NEIN. Solange Europa größentechnisch mit einer Insel aus Müll konkurriert, Meerestiere elendig an Mikroplastik zu Grunde gehen und Kinder in Afrika am Weg zur Schule durch Müllberge waten müssen, sollte man sich die Frage, ob es vertretbar ist, bewusst Müll zu produzieren, gar nicht erst stellen.
Geplante Obsoleszenz ist vielleicht kein Kapitalverbrechen unserer Wirtschaft, aber eine immense Schwachstelle in unserem versuchten Bestreben nach einem besseren Klima und einer nachhaltigen Zukunft.

Der Fortschritt der heutigen Technik ist immens, überholt sich meistens selbst und hat sich weiterentwickelt in Sphären, von denen man vor 40 Jahren noch nicht einmal zu träumen gewagt hätte. Und die Werbeindustrie weiß das zu vermarkten. Das beste und neueste Gerät ist gerade gut genug, aber nur so lange, bis das Folgemodell auf dem Markt erscheint.
Und die Menschen kaufen und kaufen und kaufen.

Somit muss man ehrlicherweise zugeben, dass sich Hersteller und Konsument in Sachen Obsoleszenz oftmals gegenseitig die Hand schütteln.

Solange „Geld regiert die Welt“ Wahrheitswert genießt und ein sich sehenlassendes Wirtschaftswachstums das Nonplusultra eines wirtschaftlich florierenden Staates ist, wird uns geplante Obsoleszenz auch weiterhin über den Nacken sehen.


© LenaLoibner


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Beschreibung des Autors zu "Geplante Obsoleszenz – eine Schwachstelle unserer Wirtschaft?"

Geschrieben habe ich diesen Text vor ca. einem Jahr, im Zuge einer Hausaufgabe in Deutsch.

Mein Deutschlehrer meinte zu mir es wäre einer der besten Texte gewesen, die er je gelesen hätte, deshalb habe ich mich jetzt getraut ihn zu veröffentlichen.

Ich würde mich sehr freuen wenn ihr euch die Zeit nehmen und mir eure Anmerkungen/Kritik dalassen würdet.

Lg Lena

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Kommentare zu "Geplante Obsoleszenz – eine Schwachstelle unserer Wirtschaft?"

Re: Geplante Obsoleszenz – eine Schwachstelle unserer Wirtschaft?

Autor: Michael Dierl   Datum: 21.01.2022 13:05 Uhr

Kommentar: Hallo Lena, Dein Text ist sehr gut und läßt auch nicht viel aus. Du kommst schnell auf des Pudels kern! Kreislaufwirtschaft sagt man auch dazu, was ja, wenn man es optimal macht ja nicht schlecht ist. Nur ist der Lebens-Zyklus vieler Dinge einfach zu klein und Dinge kann man auch nicht ewig am Leben erhalten. Verschleiß ist nun mal irgendwann beim besten Material vorhanden, nur hat der Gesetzgeber eine 2 Jahresgarantie verlangt die auch schön eingehalten wird. Wenn das nicht wäre, würde man Geräte bauen die noch viel kürzer leben! Die Raumsonde Voyager sented z.B. nach 40 Jahr im All immer noch wenn man wollte, dass sie was sendet. Das wundert einem dann doch, auch weil sie erheblicher Strahlung ausgesetzt ist. Nur wäre diese Elektronik sehr wahrscheinlich nicht bezahlbar. Nur irgendwann geht eben auch sowas kaputt. Nix hält einfach ewig auch wir Menschen nicht!
http://de.scienceaq.com/Astronomie/1006060986.html
Ist eben andere Elektronik die man in die Voyager eingebaut hat - beinahe unkaputtbar, so sagte ein Freund und Elektroniker mal zu mir! Geht also wenn man will! Höre mal auf an dieser Stelle sonst schreibe ich mich in Rage!

lg Michael

Re: Geplante Obsoleszenz – eine Schwachstelle unserer Wirtschaft?

Autor: Angélique Duvier   Datum: 21.01.2022 17:00 Uhr

Kommentar: Ich kann Deinen Deutschlehrer verstehen!
L.G.
Angélique

Re: Geplante Obsoleszenz – eine Schwachstelle unserer Wirtschaft?

Autor: Hartmut Holger Kraske   Datum: 22.01.2022 9:38 Uhr

Kommentar: Hallo Lena,

guter Text! Ich hoffe, dass er viele Konsumenten aufrüttelt. Bitte damit aufhören, Wegwerfprodukte zu kaufen! Wenn unser Planet erstmal zugemüllt ist, nehmen und Musk, Bigelow & Co. nicht mit auf einen neuen Planeten. Wenn die es überhaupt schaffen sollten den Mars zu besiedeln. Angeblich mit recyclebaren Raketen.

Re: Geplante Obsoleszenz – eine Schwachstelle unserer Wirtschaft?

Autor: Michael Dierl   Datum: 22.01.2022 21:36 Uhr

Kommentar: Nochmal ich, Idee: Ich würde den Text mal an die Bildzeitung schicken oder an eine andere Zeitung. Bei Interesse springt vielleicht auch dabei was raus! Es ist auf jedenfall Öffentlichkeitstauglich!!!! :-)

lg Michael

Re: Geplante Obsoleszenz – eine Schwachstelle unserer Wirtschaft?

Autor: Faith   Datum: 24.01.2022 9:25 Uhr

Kommentar: Liebe Lena,

auch ich kann deinen Deutschlehrer gut verstehen... Das hast du wirklich grandios auf den Punkt gebracht... Wir hatten dieses Thema erst dieses Wochenende in der Familie und ich stimme dir vollends zu...Du hast großes Talent!
lg michi

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