Gott sei Dank gibt es keine Evolution mehr. Das ist was für Tiere. Wir haben Verstand! Wie sollten wir bloß sonst in dem Dschungel zurechtkommen, den wir uns selbst ge-schaffen haben?! Ich meine: Was könnten wir heute schon noch groß anfangen mit den Begriffen „Der-Intelligentere-setzt-sich-durch“, oder etwa „Der-Begabtere-weist-die-gangbar-sten-Wege“? Das ist alles längst überholter Blöd-sinn! Heutzutage sind kranke Charaktere gefragt, die sich im Geiz oder im Machthunger bestätigen. Wer mit ihnen klarkommen will, der muss schon zum Arschkriecher werden, wenn er überleben will. Besondere Vorzüge sind hier völlig überflüssig – im Gegenteil! Errege bloß nicht den Neid dominierender Mehrheiten, sonst bist du aufge-schmissen! Da hilft dir rein gar nichts!
Besorge dir lieber einen Pass durch das Labyrinth des Zivilisations-Urwalds und schau dich nach Alphatieren um, ohne Lachanfälle zu bekommen. Feige Schweine hät-ten früher im Erwachsenenalter eine Lebensdauer von 2 bis 3 Tagen – höchstenfalls – gehabt, heute haben sie Bo-dyguards, die dich totschlagen, wenn du sie kritisierst!
Zudem ist es jedem dringend anzuraten, sein Denken offiziell fühlbar klein zu halten. Es ist einfach nicht er-wünscht! Denke die ausgetretenen Pfade entlang und verhalte dich so lange still, bis sich definitiv eine Chance für deinen Erfolg ergibt. Wie du dorthin kommst, ist un-bedeutend! Falschheit heißt das probate Mittel zum Er-reichen deiner Ziele!
Und dann sei unbedingt rücksichtslos. Hau einfach drauf, auf die Gefühle, auf die anwendbare Logik, auf die Menschen selbst natürlich auch, und schreibe, wenn möglich, Ratgeber, die einer hoffenden Unterschicht er-klären, warum du so selbstsicher auftreten kannst. Dabei ist es unerlässlich, daß du an etwas glaubst, das absolut inkompetent sein sollte: an dich!
Solltest du es aber endlich geschafft haben, nach oben oder nach ganz oben zu kommen, dann nimm doch bitte eine feingliedrige Frau, deren Anlagen evolutionstech-nisch zu Recht Anklang finden, und die vor allem dich völ-lig richtig als für ihre weiblichen Nestbauzwecke ver-wendbar eingestuft hat. So kannst du vor anderen glän-zen. Wundere dich freilich nicht, wenn sie grobschlächti-ge Kinder bekommt. Sie sind nämlich von dir!
Aber mach dir nichts draus, denn die Grobschlächtig-keit bedeutet sowieso für alle, denen nicht viel im Leben gelang, die Rettung. An ihr, der Grobschlächtigkeit, prallt alles ab. Mit ihrer Hilfe kann man überall bestehen! Der Paranthro-pus fällt mir da ein, der Australopithecus ro-bustus auch gleich. Und das ist gut so, denn im Vergleich zu ihnen ist der Neandertaler bereits wieder ein Fort-schritt!
Der neue Neandertaler, unser unabsichtlich erstrebtes Zukunftsmodell, wird uns schon zeigen, wo’s lang geht. Die ersten Hinweise sind mittlerweile spürbar! Freuen wir uns, denn so stark waren wir schon lange nicht mehr, und seien wir damit zufrieden, daß vor den „Vulkanhöh-len“ kommender Jahrhunderte zumindest ein schöner Wagen steht. Zum Autofahren reicht‘s allemal immer!

Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 172. Schritt

© Alf Glocker


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