Seit wir eine sogenannte „freie Presse“ haben, kommen wir immer wieder in den Genuss von Skandalberichten. Offiziell werden immer mehr Menschen als „böse“ bezeichnet oder als solche entlarvt. Wer oder was entlarvt wen und wofür?
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Die sogenannte freie Presse schreibt freie Berichte für freie Menschen. Wer oder was sind freie Menschen? Sind freie Menschen eine sogenannte oder vermutete ehrliche Mehrheit? Und wo lebt diese Mehrheit – im Fantasieland?
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Stellen wir uns einfach mal ganz dumm und sagen wir „Ja!“ Gehen wir davon aus, daß jeder, der nicht gezwungen ist, sich selbst zu überprüfen, ein ehrlicher Mensch ist. Ein Mensch, der dem Durchschnitt angehört. Dieser „Durchschnittsmensch“ hat keinerlei Auffälligkeiten …
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Er arbeitet „gewissenhaft“, er liebt aufrichtig, er sorgt sich um seinen Nachwuchs, er interessiert sich für einen ganz bestimmten Sport oder gleich für mehrere Sportarten. Er geht brav wählen, und er nimmt die Wahlergebnisse an, wie sie ihn befallen. Er beugt sich Mehrheitsbeschlüssen!
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Das ist „anständig“ – aber auch naiv! Denn, gäbe es einen solchen Menschen überhaupt, einen ohne geheime Perversionen, ohne eklige Machtgeilheit, ohne den Wunsch, sich auf Kosten anderer bereichern zu wollen, dann wäre die Welt ja in Ordnung.
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Dann könnte man Skandalberichte einfach lesen und sagen: „Gut, daß wieder mal was aufgedeckt worden ist.“ So aber ist lediglich zu befürchten, daß irgendwer der „freien Presse“ ganz zwanglos einen Tipp gegeben hat, damit freie Durchschnittsmenschen an den Pranger gestellt werden können.
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Zu befürchten ist, daß wirklich freie Menschen gar keine Mehr-, sondern eine verschwindend geringe Minderheit darstellen, die überhaupt keine Beachtung findet. Sie kümmert sich auch nicht um die Ausrichtung der Presse, sie staunt nur, wenn wieder einmal etwas „aufkommt“, was sie eh schon immer gewusst hat.
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Hätte sie es allerdings gesagt, bevor es „aufkam“, dann wäre sie, die verschwindend geringe Minderheit der freien Menschen, sofort in Ungnade gefallen, denn das wäre dann „üble Nachrede“ gewesen. Wenn jedoch wer wen nicht mehr ausstehen kann und ihn dann bloßstellt, um die eigenen Ungereimtheiten zu verbergen, dann ist das – ja, was eigentlich?
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Es ist die pure Unterhaltung! Was sonst?! Wenn der Vorsitzende einer Weltorganisation in Sachen Sport Mist gebaut hat, wenn ein Priester wieder mal gezeigt hat, daß auch Priester geheime Gelüste haben können, dann ist das doch noch lange kein Grund, das Übel an der Wurzel zu packen! Mit wem denn?
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Mit Hilfe der verschwindend geringen Minderheit wirklich freier, sprich „ehrlicher“ Menschen, deren Meinung so lange von der „freien Presse“ totgeschwiegen wird, bis wieder einmal alles Geschichte ist? Das ist lachhaft! Ebenso lachhaft, wie ein aufrichtiges Interesse an der Beseitigung von Missständen vorhanden ist!
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Ein aufrichtiges Interesse an einer Beseitigung ist dagegen überall vorhanden – an der Beseitigung von Personen, die unseren Neid erregt haben, weil sie auf unaufrichtige Weise erfolgreich sind oder waren. Daß Erfolg anders gar nicht machbar ist, wissen wir selbstverständlich auch. Wir sind ja nicht blöd! Vor allem aber wollen wir „gut“ unterhalten werden.

Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 156. Schritt

© Alf Glocker


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Kommentare zu "Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 156. Schritt"

Re: Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 156. Schritt

Autor:   Datum: 21.12.2021 11:28 Uhr

Kommentar: Die Menschen klammern sich hartnäckig an die Scheinmoral, dort fühlen Sie sich sicher. Die schwarzen Schafe bleiben außen vor und sind ein Fall für die Presse.

Sehr gut getextet, lieber Alf!

LG Herbert

Re: Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 156. Schritt

Autor: Sonja Soller   Datum: 21.12.2021 11:31 Uhr

Kommentar: Sehr aufschlussreich der Text, lieber Alf, und der Pierrot, der schweigt!!!!

Herzliche Grüße aus dem nachdenklichen Norden, Sonja

Re: Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 156. Schritt

Autor: Michael Dierl   Datum: 21.12.2021 15:50 Uhr

Kommentar: Scheinmoral, was tut man nicht alles um diese zu stützen nur Ruhe im Staate zu haben. Ablenkung ist eine andere Methode um von Wichtigen abzulenken. Es gibt Instrumente der Macht die so subtil sind, dass die meisten es nicht mal bemerken. Sehr schön/gut/weitsichtig geschrieben lieber Alf!

lg Michael

Re: Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 156. Schritt

Autor: Alf Glocker   Datum: 22.12.2021 15:47 Uhr

Kommentar: Ich bedanke mich ganz herzlich bei euch, liebe Freunde!

LieGrü
Alf

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