Das große, einzig wahre und wirkliche Geheimnis des Lebens, des Daseins – oder wie immer man es nennen möchte –, lautet: „Wie kann ich es anstellen, daß ich nichts verpasse?“
Es ist deshalb ein Geheimnis, weil in diesem Satz, der eigentlich zunächst ein Frage ist, im wahrsten Sinne des Wortes unglaublich viele Möglichkeiten stecken. Wer möchte schon, unter anderem, eine real existierende Orgie verpassen oder den real existierenden Sozialismus? Wer möchte nicht in der Schlacht auf den Katalaunischen Feldern dabei gewesen sein oder im 1. oder 2. Weltkrieg? Wer möchte nicht miterlebt haben, wie die großen Seuchen Kontinente verwüsteten oder Erdbeben Städte zerstört haben?!
Wer würde nicht gerne noch einmal die Geburt seines 1. oder 25. Kindes miterleben? Den Olympiasieg von anno Tobak? Oder vielleicht gar den Einmarsch der heiligen Krieger in das gelobte Land?
Wer möchte nicht Cäsar gewesen sein, Michelangelo Buonarroti, Alexander der Winzige, Karl der Haarige oder die Putzfrau von Tutanchamun? Es gibt Abermilliarden Rollen, die zu vergeben waren, sind und womöglich noch sein werden – obwohl auch daran Zweifel erlaubt, ja sogar dringend notwendig sind, wenn man überhaupt noch Rollen vorfinden möchte.
Ob Wildsau, ob seine tatsächliche und nicht nur vorgespiegelte Heiligkeit, um des Himmels-Titels Willen, alles sucht nach dem geeigneten Darsteller, der bereit ist zu genießen, zu leiden, das Leiden zu genießen oder das Genießen zu erleiden, nachdem man es als Pflichterfüllung deklariert hat. Wer macht wo mit? Wer versucht sich wovor zu drücken? Wer kommt trotzdem nicht heil aus der Sache raus, außer er findet alles ganz toll, und wo ist der eine, der sein Schicksal aus freien Stücken bestimmt?
Freie Stücke sind schwer zu bekommen, schwer zu schreiben, schwer zu lesen, schwer zu verstehen. Manchmal erscheinen sie einem Rolleninhaber auch gewollt so kryptisch, daß er die einfachsten Hinweise nicht mehr richtig verarbeiten kann, weil sich sein Gehirn vorher gewaschen hat. Entweder mit allen Wassern, oder mit allen Teufelselixieren, die man bekommen kann: verordnet von Staats wegen oder von einem, der später sowieso an allem schuld gewesen ist.
Die Kette der tollsten Ereignisse rauscht an uns vorbei, solange wir nicht sind, die wunderbarsten Protagonisten locken mit ihrem Reiz unschuldige Seelen, die auch einmal erleben möchten, wie es ist, fleischlich zu sein für die kleine, angstvolle Ewigkeit, die verschiedenartig interpretiert sein will. Wir nennen sie, angesichts unserer Unwissenheit, einfach „Leben“.
Nichts kommt davor und Nichts kommt danach, sind wir erst einmal mitten drin, voller Ängste, Schmerzen, Träume, Sehnsüchte, Höhepunkte und Tristessen. Davon sind alle betroffen, wenn auch nicht in gleichem Maß. Da kann beispielsweise einer, der Josef Stalin ist, lange Zeit genüsslich Millionen zum Zustand Leiden verhelfen, bevor er dann endlich friedlich einschläft, während ein anderer, der – von sich oder von uns aus gesehen – nur das Beste gewollt hat, dahinsiecht, um aller Welt beweisen zu können, daß es eben keine „höhere Gerechtigkeit“ gibt.
Aber wer legt das fest? Alles Schlechte hat doch auch sein Gutes, oder nicht? Sag das einem Insassen eines Konzentrationslagers, und er würde dich erschlagen, sofern er a) noch die Kraft dafür hätte und es ihm b) gestattet wäre.
Er könnte dich natürlich auch ganz einfach, deiner maßlosen Dummheit wegen, auslachen … aber was ist, wenn du so etwas sagst, viel später geboren und womöglich zudem Psychologe bist? Dann hast du a) recht damit und bist b) unschuldig … oder etwas in der Art. Doch was du auch bist, du stellst etwas dar: den verkör-perten Wahnsinn als „Held“ deiner Zeit.
Kommentar:Lieber Alf,
da muss ich Herbert recht geben, das Leben ist ein Spiel, machmal ein riskantes; ein Geduldsspiel.
Das Vergangene kann nicht geändert werden,
aber manchmal hält die Gegenwart unerwartet positive Überraschungen bereit!!
Den Wahnsinn des Tages hast du wieder treffend beschrieben!!!!
Herzliche Morgengrüße aus dem positiven Norden, Sonja
Re: Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten 119. Schritt
Kommentar:Also, ein haufen Zeug wird hier angesprochen und mal ehrlich jetzt, ich bin ebenfalls zufrieden in meiner Rolle als der, der ich mich entwickelt habe. Ich muss kein Adolf H. sein oder Napoleon oder solch "Größen" daran habe ich mich noch nie orientiert. Vorbilder hat man schon in seiner Jungendzeit aber die waren noch zu realisieren wenn auch kein Namen mit Donnerhall daraus hervor kam. Und Neid kenne ich nicht! Es hat jeder selbst das zu verantworten was er aus seiner Rolle im Leben macht und freue ich mich eher mit wenn jemand viel Glück hatte - das Pech kommt auch von alleine! Ich muss in keine Zeitung stehen oder sonst wo bekannt sein! Dann hat man wenigstens auch seine Ruhe und hat's nicht andauernd mit seinen Fans zu tun, die immer und stetig was wollen. Es ist mir lieber unbekannt zu sein als zu bekannt. Denn schaut man doch mal in die Geschichte gibt es zu viele Neider und die können auch gefährlich werden. Neeeeee, dankeschön ich bin so ganz zufrieden oder............??? Nein, da gibt es ein Lied dessen Text so geht.............ich wollte noch mal 17 sein und ...........................tja, das hätte ich ganz gern geändert ABER, es ist so wie es ist - PUNKT!!!
Schöner Text den man gerne liest und worüber man sich tatsächlich auch mal so seine Gedanken strömen lassen kann. Was wäre wenn............nur kann das niemand beantworten aber man kann spekulieren was wäre wenn!
lg Michael
Re: Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten 119. Schritt
Gefühlsduseleien
Ein Tag brachte Enttäuschungen.
Gescheiterte Versuche,
warfen kalten Schnee auf die Gedanken.
Träume sprangen aus den Wolken,
sie brachen sich beinahe das Genick,
doch sie [ ... ]
Wir sind die Phalanx des Guten gewesen,
wir haben uns wahrhaftig um alles bemüht.
Wir waren, an der Geschichte gemessen,
Pioniere auf einem ganz neuen Gebiet.