Wir armen Würmer

© Alf Glocker

Gestern ist auf offener Straße, ein kleiner Wurm in meinen Armen verstorben…und ich war zum Tode betrübt. Der Depp war beim letzten Regen auf den Asphalt gekrochen und er hatte nicht mehr zurückgefunden! Ich Depp hatte seine Situation unterschätzt und geglaubt ich könne noch abwarten, bevor ich ihn rette. Aber die Sonne schien unbarmherzig auf seinen Leib und trocknete ihn einfach aus. So und nicht anders ist das Leben – so und nicht anders ist die Welt! Erkenne dich Mensch, bevor es andere tun!

Ich beendete leider zuerst noch ein „wichtiges“ Gespräch mit einem Bekannten, bevor ich zur hilfreichen Tat schritt. Inzwischen hatte sich das arme Vieh ein allerletztes Mal aufgebäumt und blieb dann, verkrümmt und irgendwie „zerzaust“ liegen. Ich nahm – viel zu spät, noch ein Herbstblatt, benützte es wie eine Schaufel, sammelte die arme Seele ein und versuchte ihren Körper bis zum nächsten, nicht betonierten, asphaltierten Stückchen Erde zu befördern, das „der Mensch“ in dieser Gegend gelassen hatte.

Doch der Wurm war tot! Ich musste seine letzten Augenblicke miterleben, ohne mir etwas besonders Kluges dabei gedacht zu haben…prima!! Danach ging ich nach Hause um zu essen. Haha! Und ich komme ins Grübeln… Was denken wir uns eigentlich?! Was glauben wir wo wir leben? Im Himmelreich? Und wir sind dann jene Geisterl, die für alles verantwortlich sind? Und das auch noch, obwohl wir Hunger haben?

Unsere Geschichte ist lang und qualvoll! Einige Zehntausend Jahre haben wir uns bemüht, wir haben geackert und gekämpft, gearbeitet und geliebt, damit es immer nur „unsere Kinder“ einmal besser haben sollen als wir es hatten. Dabei blieb so manches und so Mancher auf der Strecke! Kleine Kriege wurden geführt und große Schlachten geschlagen. Dabei kam mehr als ein Wurm ums Leben.

Jeder kämpfte gegen jeden, Familien gegen Familien, Stämme gegen Stämme und Völker gegen Völker. Es wurde geschlagen, getreten, gejagt, gefoltert, versklavt und ausgebeutet – aber bis vor nicht allzu langer Zeit hatte sich dann herauskristallisiert wer quasi gewonnen hatte. Das möchten wir jetzt gerne in Frage stellen, nachdem wir, (von den Siegern aus gesehen) zu dekadenten Schwachmaten geworden sind. Wir machen uns Gedanken um alles und jeden, wir bereuen was ausschließlich wir getan haben und wir sprechen heilig was uns unterlag. Dabei vergessen wir ganz nebenbei wie alles kam und wo wir sind!

Wir leben plötzlich im Himmel und versuchen den auch allen anderen zu bereiten? Wir sagen, naiv gesinnt und frisch von der Leber weg: Alle sind gleich – vom Elefanten bis zum Wurm. Dann behaupten ein paar Geistesgrößen, nicht nur unter uns wir hätten die ganze Welt ausgenutzt um uns unseren Lebensstandard zu gewährleisten. Auf einmal gibt es niemanden mehr der uns in früheren Zeiten einmal beraubt, unterdrückt, ausgebeutet, ermordet und versklavt hat! Wir sind die Bösesten unter der Sonne, die wiederum einfach so unschuldige, kleine Würmer umbringt!

Haben wir vergessen wie wir nachgeholfen haben, daß heutzutage Leute fast auf der ganzen Welt siedeln, die praktisch genommen, aus eigener Kraft gerade mal in der Steinzeit angekommen sind? Oder, daß wir Leute unterstützen, denen es genügt hätte in Sänften, oder mit Schubkarren zu reisen und zu arbeiten und sie in den Besitz von Atombomben bringen, mit deren Hilfe sie nun tatsächlich sogar uns bedrohen? Wo ist unser Verstand geblieben?? Es ist nicht auszuhalten…

Wir bejubeln die Kinder der Mörder von einst, wenn sie, nachdem sie uns nicht militärisch besiegen konnten, frech zu uns kommen und hier nichts Besseres zu tun haben als ihre absolut antiquierten Systeme zu installieren, uns zu messern, die Frauen reihenweise zu vergewaltigen und dann behaupten wir seien sonst was, wenn wir uns lieber wehren als untergehen wollen? Was soll denn dasss sein?!

Was es sein soll wird wohl im Dunkel unreifer Miniköpfchen verschollen bleiben, denn die Regierenden der Welt befürworten den Vorgang auch noch. Sie sind sich selbst genug! Sie glauben an sich wie an Götter und sie tun was sie immer getan haben: Sie beuten das eigene Volk schamlos aus! Bevor sie auch nur einen Cent mehr Lohn bezahlen, holen sie lieber Halbaffen, Urmenschen und Neandertaler ins Land, die uns ersetzen. Sie installieren Roboter an den Stellen fordernder Staatsbürger, die nun endlich auch einmal ihren Teil vom Kuchen abhaben wollen, wobei diese – die Maschinen, von denen jede mindestens 10 Arbeiter ersetzt – nichts bezahlen, obwohl sie doch wie Menschen werkeln und wirken. Das ist jedoch noch nie ein Thema gewesen!

Denn die Ausbeuter sind in allen Regionen der Erde gleich – nur diese! Sie gehen über Leichen, sie kümmern sich nicht um die armen Würmer, die am Straßenrand vertrocknen, sie sind verlogen, taktisch versiert und mit gewissenlosen Glaubensfürsten im Bunde, die nur eines vorhaben: Dummes und willfähriges Wahlvieh heranzuzüchten, dem nichts wichtig ist, außer daß es gerade mal zum Essen, Trinken und „Lieben“ reicht. Und alle machen mit?


© Alf Glocker


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Kommentare zu "Wir armen Würmer"

Re: Wir armen Würmer

Autor: Wolfgang Sonntag   Datum: 01.11.2021 9:10 Uhr

Kommentar: Lieber Alf,
gefällt mir. Dabei hast du dir einiges gedacht. Man meint, ohh ein Tiergedicht; aber zwischen den Zeilen lese ich unterlassene Hilfeleistung der Menschen und diese ewigen Reibereien zwischen ihnen.
Liebe Grüße Wolfgang

Re: Wir armen Würmer

Autor: Sonja Soller   Datum: 01.11.2021 10:22 Uhr

Kommentar: Unsere Welt war schon immer so, jeder gegen jeden, die Leidtragenden sind auch wie immer, die Schwächsten, die, die am Ende der Nahrungskette stehen. Ob Mensch, ob Tier. Nur heute ist es noch radikaler als früher. Obwohl, wenn man es im Verhältnis sieht, stimmt das so auch nicht.
Heute werden Menschen zu Sklaven von Maschinen, DAS gab es früher nicht!
Und alle machen mit? Nicht ALLE!!!!!!! Nur, die paar Wenigen fallen nicht ins Gewicht. Schade eigentlich!!!!!!!!

Da hast wieder wahre Gedanken zu Papier gebracht !
Gefällt mir!!!!

Herzliche Grüße aus dem meinungsfreien Norden, Sonja

Re: Wir armen Würmer

Autor:   Datum: 01.11.2021 10:38 Uhr

Kommentar: Ja lieber Alf,
die Welt ist eine große Bühne und das Stück LEBEN wird seit Anbeginn gespielt. Da gibt es viele arme Würmer und nicht jeder Wurm kann gerettet werden - dann spricht man vom schlechten Karma. Echte Gleichheit und Gerechtigkeit wird es da wohl nie geben … die Menschenwürmer sind zu unterschiedlich !

Großartig und vielschichtig geschrieben, BRAVO !

LG Herbert

Re: Wir armen Würmer

Autor: Alf Glocker   Datum: 01.11.2021 11:29 Uhr

Kommentar: Ich bedanke mich herzlich!

LieGrü
Alf

Re: Wir armen Würmer

Autor: Sonja Soller   Datum: 01.11.2021 13:04 Uhr

Kommentar: Betrifft: Kommentar
Sorry, meinungsfrei (ohne Meinung) bin ich natürlich nicht, ich gehe mal davon aus, dass du weißt was ich meine!!!!!!
Liebe Grüße
Sonja

Re: Wir armen Würmer

Autor: Alf Glocker   Datum: 01.11.2021 17:45 Uhr

Kommentar: Ich denke schon...

Liebe Grüße
Alf

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