Laut Olympischem Komitee soll es bei den nächsten Spielen im Bereich des Sportdenkens bloß noch eine Kategorie geben. Die bisher stets gepflegte Kür soll zugunsten der Pflicht ganz wegfallen. Das erhöhe die Chancengleichheit, so ein Sprecher des IOC. Ein umständliches Hin-und-Her-Denken bleibe den Athleten also in Zukunft erspart.

Das komme, meinte zumindest der Sprecher, besonders den Langstreckendenkern zugute, die nunmehr nur noch halb so viel Arbeit hätten, was wiederum den Vorbereitungen auf die Wettkämpfe nützlich sei. Das Echo auf diesen Beschluss sei, wie man hört, einhellig positiv. Gerade aus Deutschland, dem Land der undichten Nichtdenker, könne ein hoher Grad an Zustimmung erwartet werden.

Dieses Land hatte ohnehin bei den vergangenen drei Olympiaden keine denkenden Teilnehmer mehr angemeldet, da die Kür dort nicht sehr beliebt und die Pflicht von anderen Nationen, wie beispielsweise Nordkorea, weit besser beherrscht würde. Deutsche Denksportler bevorzugten schon seit langem die Pflicht.

„Darüber ist auch niemand von uns traurig“, kann man überall in den Schlagzeilen der Zeitungen lesen, „da wir uns ungerne mit Freiübungen beschäftigen.“ – Und wenn, dann drohten gleich wieder gefährliche Brüche mit der Trendmeinung. Wer wolle das schon?!

Um zu vermeiden, daß Hirn-Akrobaten immer wieder mit Zuschauern auf den vorderen Allgemeinplätzen, sprich „Prominentenlogen“, aneinandergeraten, erwägen jetzt beispielsweise auch die USA ihre Teilnahme am Denken ganz abzusagen, während die Russen diese Art Spiele sogar boykottieren wollen, und zwar egal, wo sie auch stattfinden mögen.

Saudi-Arabien, der Iran, China, die Türkei und Nicaragua haben sich dagegen als Austragungsländer zur Verfügung gestellt. Man muss ihnen das hoch anrechnen, nein, man müsste es als heldenhaft bezeichnen, da aus diesen Regionen noch niemals ein Olympiateilnehmer hervorgegangen ist. Sie sind bisher stets in den Vorrunden gescheitert, die man auch als Ausscheidungs-Wettkämpfe bezeichnen könnte.

In Schweden jedoch sind mittlerweile heiße Diskussionen entfacht worden. Man könne sich einfach nicht vorstellen, daß eine Nation, die bisher immer die Ehre hatte, den Nobelpreis vergeben zu dürfen, keine Kür-Größen mehr auf der Mattscheibe bewundern dürfe. Ebenso wurden in Italien Stimmen laut, die befürchten, Michelangelo, Dante oder Galileo könnten angesichts der neuen Entwicklungen in Vergessenheit geraten.

Der griechische Vertreter des IOC blieb dagegen gelassen. Der Kampf der Wagen und Gesänge sei doch seit längerer Zeit schon nicht mehr, was er einmal war, da käme es auf die paar Reservedenker wohl nicht weiter an. Und nachdem sich auf diesem Gebiet Dopingtests gar nicht lohnen, weil Denken nicht künstlich forciert werden könne, seien alle Disziplinen, die damit zu tun hätten, für die Industrie sowieso uninteressant und von daher auch nicht finanzierbar!

Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten 102. Schritt

© Alf Glocker


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Kommentare zu "Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten 102. Schritt"

Re: Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten 102. Schritt

Autor: Wolfgang Sonntag   Datum: 23.10.2021 11:30 Uhr

Kommentar: Lieber Alf,
kann man öfter lesen und immer wieder etwas entdecken.
Liebe Grüße Wolfgang

Re: Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten 102. Schritt

Autor: Alf Glocker   Datum: 23.10.2021 17:20 Uhr

Kommentar: Danke dir lieber Wolfgang!

Liebe Grüße
Alf

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