Manchmal, wenn mich der Wahnsinn wieder voll im Griff hat, suche ich nach plausiblen Erklärungen für ihn. Das lässt Vieles vermuten, doch das meiste davon ist falsch. Ich greife zum Beispiel nicht nach sogenannten „horizonterweiternden“ Drogen wie LSD oder Glauben, sondern nach dem Strohhalm der Vernunft.
Ja, ich versuche mir sogar verzweifelt zu erklären, wa-rum überhaupt irgendjemand eine Horizonterweiterung in solchen Einschränkungen sucht. Demgegenüber irre ich zwischen atemberaubenden Theorien von einem schlech-ten Gott und der Sinnlosigkeit des Universums, nein, der Schöpfung im Allgemeinen umher.
Ich eiere mit meinem armseligen Begriffsvermögen durch sämtliche Unwägbarkeiten des menschlichen Da-seins, bis ich schließlich auf die Einfachheit des Geistes und die daraus resultierenden Erfordernisse stoße.
Danach brauche ich aber keinen Therapeuten, denn ich möchte das Karussell nicht noch beschleunigen, in dem man mich völlig verwirren möchte, dann bräuchte ich vielmehr ein Wunder! Ich müsste auf einen Menschen treffen, der sich nicht verletzt fühlt, wenn man versucht, ihm seine Ausreden wegzunehmen, die ihm sein ganz per-sönliches Seelenheil garantieren.
Irrtümer – so sage ich mir – sind zwar erlaubt, sie dür-fen jedoch nicht institutionalisiert werden. Warum muss man also all jene verteufeln, die Problemlösungen im Auf-decken von Wahrheiten suchen? „Aggressivität ersetzt keine logischen Denkvorgänge“, sagt mir eine durchaus auch fundamentalistische, für mich aber völlig ungläubi-ge Gewissensstimme, die mich aus dem gewaltigen Pool freier Unwägbarkeiten heraus anspricht, um mich vor dem Schlimmsten zu bewahren: der „höheren Einsicht“ durch Glaubenssätze.
Völlig unkontrolliert versucht mich also der Wahnsinn gegen mich selbst – als einem orientierungslosen Etwas – abzusichern. „Muss ich jetzt sofort eine Lösung finden?“ Diese Frage begleitet mich durch die Wirren des Daseins, und gleichzeitig deutet sie auf etwas hin, was ich nur zu gerne wahrnehmen würde: auf eine von außen kommende Patentlösung.
Angeboten werden diese Patentlösungen durch Prophe-ten aller Art und jeder von ihnen versucht, in mir zweier-lei zu erwecken – 1. ein schlechtes Gewissen und 2. ein Gefühl von Geborgenheit! Ich genieße es, angenommen zu werden. Und schon schwanke ich in den Opiumnebeln des Lichts, das keines ist, in der Familie der Heiligen, die in Wirklichkeit eine harmlose oder verharmloste An-sammlung von Irren ist – bestenfalls. Schlimmstenfalls bin ich in eine Mördergrube geraten.
Aber wer möchte ihn denn schon annehmen, den schlimmsten aller Fälle, wenn man frei Haus schöne Er-klärungen präsentiert bekommt?! Die Versöhnung liegt also nahe. Der verlorene Dings kehrt nach Scheinheim zurück, wo er zum Schein aufgenommen wird, wenn er sich – ganz real – anpasst. Wie schön?!
Bin ich dann glücklich geworden? Oder nagt da eine seltsame Krankheit an mir, die mich oberflächlich befrie-digt, aber im tiefsten Innern aufzehrt, aushöhlt, bis ich nicht mehr weiß, wer ich in Wirklichkeit bin, da meine Wirklichkeit die der Gemeinschaft geworden ist? Einer Gemeinschaft, die nur deshalb existieren kann, weil sie sich denkbequemen Zwängen fügt.
Irritiert blicke ich mich um! Nun ja – leider muss ich jetzt auch noch zugeben: Für das, was mich umgibt, fällt mir auch keine Patentlösung ein. Aber was ist mit mir? Wie soll ich hier, in dieser Anstalt, die alles hinter ihre Gitter bringt, das nicht mit ihr konform geht, überleben, wenn sie ausdrücklich nach dem Wahnsinn verlangt? Ok, die Antwort ist klar: Ich muss einfach klein beigeben! Das ist natürlich überhaupt kein Problem für mich – Hoppe, hoppe Reiter, ich mache das und weiter, ene, mene Mäu-sespeck, eins, zwei, drei, das Hirn ist weg!
Kommentar:Der Wahsinn sucht sich selber seine Beute, bei dem einen findet er ein schönes Zuhause, bei dem anderen läuft er vor Angst weg, weil der Platz schon besetzt ist.
Du hast recht, Therapeuten sind schmückendes Beiwerk, oft selber vom Wahsinn
eingenommen.
Es wird das Beste sein, du setzt dich in eine Ecke und wartest bis der Wahnsinn dich ganz einfach übersieht und an dir vorüberzieht.
Deine Texte sind bisweilen sehr verwirrend, erst nach mehrmaligem Lesen kann man sich eine Meinung, wenn überhaupt, bilden!!!!
Herzliche Grüße aus dem verwirrten aber gutmeinenden Norden, Sonja
Re: Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten 101. Schritt
Kommentar:Tja, wie du ja weißt bin ich vom Wahnsinn umgeben.
Daß er mich eines Tages einfach übersieht bleibt zu hoffen...die Hoffnung stirbt ja ...usw.
Herzliche Grüße
aus dem vom Wahnsinn behafteten Süden...
Alf
Re: Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten 101. Schritt
Autor: Datum: 22.10.2021 19:33 Uhr
Kommentar:Ein bisschen Wahnsinn kann nicht schaden …
Lg Herbert
Re: Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten 101. Schritt
Wenn Macht regiert durch Angst und Schrecken,
Blutspuren manch Bürgersteig bedecken.
Mord und Totschlag den Tag „versüßen“,
Menschen mit ihrem Leben büßen.
Licht malt helle Leuchtspurbahnen
in den Alterungsprozess,
Dinge, die von weither kamen,
setzen sich in Träumen fest,
die dir längst Vergangenes bringen
und dein Hiersein noch [ ... ]
Du findest die Hose! Aber die
Strümpfe sind weg. Du suchst die
Strümpfe. Und findest das Hemd.
Und findest die Schuhe. Und den
Schal. Nur nicht die Strümpfe.
Dann setzt Du die Brille auf. [ ... ]
Heute habe ich die Wahl der Qual, denn ich will mir die Zeit vertreiben, die mich vertreibt, damit ich nicht auf ewig etwas Übles anstellen kann. Soll ich mich, aus Verlegenheit, einfach [ ... ]