Ich gefalle mir! Bin ich nicht schön?! Ich trage die Uniform eines Helden! Ich passe voll ins Konzept! Man hat mich entdeckt und jetzt kann ich total aus mir herausgehen. Das ist mein Job! Wer sollte mir das verübeln?
Natürlich – es gibt den Neid. Aber daß alles so gut geklappt hat, habe ich doch schließlich nur mir zu verdanken, oder etwa nicht?! Weil alles wie am Schnürchen lief (was nicht heißen soll, ich hätte mich nicht bemüht), habe ich mir selber als wahr erklärt, daß vor allem ich dafür verantwortlich bin. Wer sonst?!
Der Tüchtige braucht kein Glück! Er schmiedet das Eisen, solange es heiß ist. Und das heiße Eisen ist mein Leben – Betonung auf „mein“, mit dem Zusatz „was sonst?!“
Dafür könnte ich mich küssen (wenn der Spiegel nicht so kalt wäre). Und jetzt verrate ich gegen ein geringes Entgelt allen meinen Artgenossen, wie ich das gemacht habe. Nein, nicht das Spiegelküssen, sondern das Erfolghaben. Denn diese Methode passt nicht nur auf mich, sie ist allgemeingültig, sonst hätte ich sie ja nicht angewandt. Die anderen waren doch bloß zu doof, um auf diese – aus meiner Sicht – gut praktikablen Mechanismen zu kommen.
Damit muss ich ja recht haben, denn die Reaktion der Umwelt macht mich zu einer Ausnahmeerscheinung. Dazu brauche ich nicht einmal besonders herausragend begabt zu sein. Mein Gespür reicht völlig, um das Erreichbare erreichbar werden zu lassen.
Das kann jeder, sobald ich es ihm erklärt habe, er muss nicht mal alleine draufkommen. Da bin ich mir für ihn sicher! Wäre es anders, dann könnte ich gar nichts für meinen Erfolg und das ist undenkbar. Mein Weltbild käme umgehend ins Wanken.
Es ist, wie es ist, und so ist es gut! Es kann nur so sein! Hinterfrage ich das? Selbstverständlich nicht! Niemals! Warum? Weil ich eben viel klüger als andere bin, nicht begünstigter, nicht vom Glück verfolgt und nicht einfach aus heiterem Himmel lustig!
Ich bin ernst und ich gehe planvoll vor! Alles habe ich
akribisch vorbereitet – ganz aus meinem Instinkt heraus. Im Nachhinein kann ich das sehr gut beschreiben. Mit etwas Geschick erkläre ich euch nun, wie nachvollziehbar meine Gedankenwelt ist, und zwar anhand einleuchtender Vorgehensweisen.
Mir könnt ihr vertrauen, denn alle, die es auf die gleiche Weise wie ich versucht haben und gescheitert sind, haben ja kein Buch darüber geschrieben – und wenn, dann ist es nirgends zu lesen. Man kann sie also nicht befragen und ihren Fehler nachmachen – den, damit keinen Erfolg gehabt zu haben. Sie sind vollkommen inkompetent!
„Ich bin kompetent, ich bin kompetent“, singe ich, auf einem Bein hüpfend. Inzwischen habe ich eine andere Identität angenommen: Ich bin eine Fantasieperson in einer wunderschönen Fantasiewelt. Ich hüpfe und hüpfe, fröhlich wie ein Kind – bis ich an einem Spiegel vorbeikomme!
„Nanu, wer ist denn das?“, sage ich zu mir verdutzt, als mir mein reales Konterfei, seitenverkehrt, gegenübersteht. Das bringt mich zu mir! Ich hatte einen Wachtraum, aber ich erinnere mich sogleich wieder an die Erfahrungen, die ich tatsächlich machen durfte, bevor ich den Weg in den Wahnsinn antrat. Es ist alles nicht wahr, denke ich entnervt. Das darf doch nicht wahr sein, daß es nicht wahr ist!
Wenn Macht regiert durch Angst und Schrecken,
Blutspuren manch Bürgersteig bedecken.
Mord und Totschlag den Tag „versüßen“,
Menschen mit ihrem Leben büßen.
Licht malt helle Leuchtspurbahnen
in den Alterungsprozess,
Dinge, die von weither kamen,
setzen sich in Träumen fest,
die dir längst Vergangenes bringen
und dein Hiersein noch [ ... ]
Du findest die Hose! Aber die
Strümpfe sind weg. Du suchst die
Strümpfe. Und findest das Hemd.
Und findest die Schuhe. Und den
Schal. Nur nicht die Strümpfe.
Dann setzt Du die Brille auf. [ ... ]
Heute habe ich die Wahl der Qual, denn ich will mir die Zeit vertreiben, die mich vertreibt, damit ich nicht auf ewig etwas Übles anstellen kann. Soll ich mich, aus Verlegenheit, einfach [ ... ]