Immer wenn ich nicht mehr weiterweiß, dann gehe ich ans Telefon! Ich lese kein schlaues Buch, dafür bin ich nicht feige genug, ich belege keinen Kurs, dazu fehlt mir der Mut...nein, ich gehe ans Telefon. Dort ist aber nicht die Seelsorge, dort ist auch keine Domina, kein Politiker und kein Rattenfänger, dort ist gar kein Telefon! Dort steht mein Bett!
Seine Decke ist der Vorhang, den ich vor die Welt ziehen kann – und dann beginne ich etwas „anzurufen“: mich selbst in einer anderen Dimension. Ich singe mich nicht in den Schlaf, ich zähle keine Schäfchen...ich warte. Wenn ich zu mir gekommen bin, dann legt sich der Schleier einer sich verselbständigenden Gedankensphäre auf meinen Geist und die Seele beginnt zu sprechen.
Sie führt aber keine Selbstgespräche, sie trifft auf Strömungen, in denen andere Seelen enthalten sind. Diese anderen Seelen geben meiner Seele keinen Rat, sie sind nur wie sie sind, denn sie befinden sich in einer Dimension, in der man Schminke nicht kennt. Ich erreiche sie durch viele graue Zimmer, deren Licht zwiedeutig zweifelhaft und unwirklich ist, oder alles Geheimnisvolle auf einmal...
Dann wird es bunt (oder ich bin nicht angekommen). Dort existieren Vergangenheit und Zukunft in einer virtuellen immerwährenden Gegenwart, von der aus betrachtet, wir in einer virtuellen Vergangenheit und einer virtuellen Zukunft existieren. Jedem ist (dort, nicht hier) alles klar: er ist wie er ist und nicht wie er gerne sein würde und ebenso ist es mit der „Welt“.
Ich brauche sie nur zu empfinden und schon weiß ich Bescheid! Dann lege ich das Telefon wieder beiseite und kehre zurück. Wieder angekommen, an einem Ort, den andere gerne als ihr „Zuhause“ bezeichnen, habe ich zwar keinen Trost gefunden, aber ich kenne mich aus – diese Gegenwart (was soll das ein?) ist ohne Trost!
Obwohl sie geschminkt ist – das ist der Trost – erscheint sie nicht unbedingt durchgängig schön...sie erscheint nur wirklich. Das zu glauben ist unsere Aufgabe! Und wir machen daraus eine Wissenschaft, die sich, von Irrtum zu Irrtum, in etwas noch Fragwürdigeres als eine Gegenwart hinein entwickelt, aus der es kein Entkommen gibt. Sie ist unwiderstehlich, diese Gegenwart.
Wer ihr ausgeliefert ist, der erkennt ihre Erbarmungslosigkeit in den nicht wissenden Gesichtern der Gespenster wieder, die sich für schreckhaft halten, aber nichts weiter als hemmungslos furchtlos, gegenüber dem sind, was sie nicht begreifen können. Das ist eine furchtbare Beschwörung!
Ich bin dabei! Ich tanze mit den Kriegern um das Feuer, ich gebäre mit den Squaws das Licht der Zeiten – und wenn ich es nicht mehr aushalte, dann bin ich weder Mann noch Frau, dann bin ich nur noch eine Telefonzelle, die überall stehen kann, wo ein Bett ist: im Kornfeld, im Niemandsland, zwischen den Ländern, oder aber wo ich gerade bin...nirgendwo!
Kommentar:Lieber Alf,
Text und Bild musste ich mir mehrmals einverleiben, um etwas zu erkennen; das liegt aber an mir. Du hast mal wieder gute Arbeit geleistet.
Liebe Grüße Wolfgang
Das Leben isst einen dunklen Alptraum und
verdaut ihn zu einer romantischen Insel,
die man angeblich verschieden interpretieren
kann, darf, soll, nein, unbedingt muss!
Denn ungestüm [ ... ]
Wenn Macht regiert durch Angst und Schrecken,
Blutspuren manch Bürgersteig bedecken.
Mord und Totschlag den Tag „versüßen“,
Menschen mit ihrem Leben büßen.
Licht malt helle Leuchtspurbahnen
in den Alterungsprozess,
Dinge, die von weither kamen,
setzen sich in Träumen fest,
die dir längst Vergangenes bringen
und dein Hiersein noch [ ... ]
Du findest die Hose! Aber die
Strümpfe sind weg. Du suchst die
Strümpfe. Und findest das Hemd.
Und findest die Schuhe. Und den
Schal. Nur nicht die Strümpfe.
Dann setzt Du die Brille auf. [ ... ]