Was koche ich heute?

Spätestens, wenn sie sich diese Frage stellen, rate ich ihnen: Schlagen sie im Kochbuch „Werbung“ nach. Die Auswahl ist so groß, da können sie innerhalb von fünfzehn Minuten einen zweiwöchigen Speiseplan für die ganze Familie zusammenstellen. Neben einer Palette von aller Gemüsesorten, ob eingefroren oder aus der Dose, eingebrannt oder Natur, es gibt auch alle möglichen Beilagen dazu. Von der einfachen Bandnudel bis zum komplizierten Waldviertler-Knödel. Auch für junge Hausfrauen, deren Kochkünste erst noch perfektioniert werden müssen, ist vorgesorgt. Als Starthilfe sozusagen. Es gibt die Gulaschbasis, sowie den fertigen Kartoffelteig, genauso wie die Backmischung für einen Topfenkuchen und zum Binden von Suppen und Saucen gibt es die Mehlschwitze. Wenn allerdings ihre Vorliebe der süßen Küche gilt, dann sind auch Naschkatzen keine Grenzen gesetzt. Vom einfachen Grießbrei über Kaiserschmarren oder Topfenpalatschinken bis hin zum Marillenknödel und Apfelstrudel. Ja sogar fix und fertige Torten, die nur mehr aufgetaut werden müssen, sind zu haben. Die Zeit ist vorbei, wo überraschend Gäste auftauchen und sie nichts zum Kaffee anbieten können.
Oh, sie sind im Besitz eines Mikrowellenherdes! Auch dafür gibt es eine Menge Köstlichkeiten, mit denen sie ihre Familie verwöhnen können. Wie wäre es mit Fertiggerichten? Vom Truthahnbrüstchen in Burgundersauce bis zur Pizza-Rustikana, vom Filet Stroganoff bis zu Powidl-Tascherl ist alles zu haben.
Sie sind ein Fisch- und Meeresfrüchteliebhaber? Dann rate ich ihnen zum Kapitän von der Fernsehwerbung, der allerhand an Fischgerichten zu bieten hat. Gegrillt, gebacken oder Natur zubereitet mit verschiedensten Zutaten. Selbst in der Dose oder im Glas ist Fisch zu haben. Eingelegt in Öl oder Mayonnaise und im Fasching als Heringssalat. Wer allerdings mit seiner Kochkunst brillieren möchte, macht sich eine raffinierte Bouillabaisse selbst. Sogar Meeresfrüchte gibt es frisch aus den Tiefkühlboxen diverser Supermärkte. Selbstverständlich sind alle Lebensmittel, egal ob im Fertiggericht oder als Konserve, biologisch.
Einen einzigen Nachteil gibt es allerdings, den die Werbung natürlich verschweigt. Die Zutaten enthalten zu viel Zucker, zu viel ungesättigte Fettsäuren und diverse Nahrungsergänzungsmittel und sind leider auch noch in Plastik verpackt.


© Bluepen


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Kommentare zu "MIT DER WERBUNG LEBEN - Teil 5"

Re: MIT DER WERBUNG LEBEN - Teil 5

Autor: Michael Dierl   Datum: 03.10.2020 10:31 Uhr

Kommentar: Ein kl. Statement zu Deinem Text!

Stimmt 100%! Ich weiß nicht, ob es heute noch die 5 Min Terrine gibt? Vor langer Zeit noch als ich Sorry, Werbung (Kommmunitkationsdesign), schäääääääääääm - studiert habe, war man irgendwie auch von der Produktvielfalt dieser Fertigmenüs überrascht und hat sich gleich ein ganzes Lager von angelegt. Man war auch einfach zu faul sich etwas selber zu machen d.h. auf dem Markt einkaufen gehen, Menü zusammenstellen, schauen was günstig ist etc. Außerdem war unsere Mensa-Koch ein genialer Mensch der auch aus Leidenschaft seinen Job machte. Und natürlich der unschlagbare Preis von 2 DM/Essen. Was will man dann noch zu Hause "zu Fuß" selber machen - wollen? Nix, natürlich nicht ganz, sondern Kaffee bis zum Umfallen. Heute hat sich das Blatt gewendet. Man fühlt sich für seinen Körper verantwortlich, tut was dafür, dass er länger hält, achtet auf Zutaten, wie eben dem von Dir oben genannten, verdammten Zucker der überall zu finden ist. Geht auf dem Markt in der Frühe zum Einkaufen. Früher hatten meine Großeltern noch einen Schrebergarten den meine Eltern übernommen hatten. Da war man ständig an der frischen Luft und frisches Obst und Gemüse war ständig vorhanden. Durch einen Umzug ist alles dort geblieben, das Heimatgefühl, der Hang zum Gärtnern und quasi alles was an dem Rattenschwanz Gärtnerei noch so dran hing. Heute ist man eher Konsum-Mensch aber einer der auf sich aufpasst. Der Markt ist Dreh- und Angelpunkt für gesundes Lebensmittel geworden. Man schnippelt selber die Bohnen, Karotten und sucht sich die besten Kartoffeln selber aus. Für Gärtnern hätte ich heute eh nicht mehr die Zeit. Ich weiß auch gar nicht im Nachhinein wie das meine Eltern oder auch die Großeltern geschafft haben einen solch großen Garten neben dem Beruf zu bearbeiten. Mir wird gerade mal so bewußt wie anstrengend eigentlich gesundes Leben ist. Man kann froh sein wenn es Menschen gibt die noch Ideale haben, denn Ideale ist die Triebfeder für vieles was scheinbar gar nicht ohne dieses ginge.

Gruss Michael

Re: MIT DER WERBUNG LEBEN - Teil 5

Autor: Wolfgang Sonntag   Datum: 03.10.2020 12:02 Uhr

Kommentar: Liebe Bluepen,
lieber Michael,
ein umfangreiches Textmenü. Da man dadurch mittendrin den Appetit verliert, bringe ich es mal auf den Punkt: Hunger ist der beste Koch. Und Werbung ist wie in der Wüste Staub saugen ...
Liebe Grüße Wolfgang

Re: MIT DER WERBUNG LEBEN - Teil 5

Autor: Bluepen   Datum: 03.10.2020 12:20 Uhr

Kommentar: Lieber Micha,

ich habe neben Familie und Vollzeitarbeit immer selber gekocht, gebacken und eingekocht oder eingeforen. Das mit den ungesunden Fertigprodukten ist nur Faulheit und Nichtinteresse am Kochen. Hingegen für die Produzenten eine Bereicherung mit billigen Produkten und Zutaten. Danke für deine Rückmeldung.

LG - Bluepen

Re: MIT DER WERBUNG LEBEN - Teil 5

Autor: Bluepen   Datum: 03.10.2020 12:21 Uhr

Kommentar: Lieber Wolfgang,

da stimme ich dir 100-% zu.

LG - Bluepen

Re: MIT DER WERBUNG LEBEN - Teil 5

Autor: Alf Glocker   Datum: 03.10.2020 13:02 Uhr

Kommentar: Ja, hat schon zu Anfang Apetitt gemacht - dann ist aber doch Skepsis erlaubt.
Geschickt arrangiert!

LG Alf

Re: MIT DER WERBUNG LEBEN - Teil 5

Autor: Bluepen   Datum: 03.10.2020 14:05 Uhr

Kommentar: Danke lieber Alf!

LG - Bluepen

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