Glänzende Vorteile der Globalisierung

© Alf Glocker

Seit einiger Zeit bin ich außer mir vor Glück! Ich kann leben wo ich will und wie ich will. Überall erwarten mich Toleranz und Akzeptanz…von den anderen Tänzen ganz zu schweigen. Ob ich mich nun einer christlichen Gemeinde in Saudi-Arabien anschließen und in der dortigen Deutschen Schule Darwins Lehren verbreiten, oder in China eine große Europäische Kolonie gründen möchte, die nicht staatlich überwacht werden kann, ob ich in Zentralafrika eine Farm betreibe, auf der ich ausschließlich z.B. Iren anstelle, oder ob ich gleich in Afghanistan einen buddhistischen Tempel erbaue und dort, als Mönch, in das Umland zum Sammeln gehe – es steht mir alles offen!

Ich darf glauben was ich will (und auch wenn es nichts ist), tun was ich will, z.B. nackte Figuren in meinem Vorgarten aufstellen, ob es sich nun um die Kopie einer Figur von Michelangelo Buonarrotti, respektive von Bernini handelt, oder eine Synagoge in der Innenstadt Kairos errichten…alles ist gleich. Ebenso gut kann ich in Upsala eine Mosche bauen (lassen), oder in Berlin eine Koranschule eröffnen! Es steht mir frei in Australien Grund und Boden an eine chinesische Firma zu verkaufen, die dort ausschließlich Chinesen arbeiten lässt – und das auf einem Gebiet so groß wie ganz Bayern. Natürlich geht das auch umgekehrt: Ich kann in China Grund und Boden für eine australische Firma, so groß wie Bayern erwerben und dort ausschließlich Australier arbeiten lassen…Aborigines oder nicht…

In Algerien kann ich einen Nudistenclub gründen und in Italien kann ich inoffiziell eine Klinik aufmachen, in der Frauen beschnitten werden. Ich kann einfach alles machen wonach mir der Sinn steht – und zwar auf der ganzen Welt. In Amerika kann ich mich zum Messias ausrufen lassen, in Marokko zum Propheten, ich kann auf Mallorca 20 Frauen heiraten, in Indien eine Minderjährige schwängern und mich in Deutschland, oder dem Iran zu einer Frau um operieren lassen. Was ich noch kann, oder könnte: In Deutschland, Frankreich oder Pakistan, Jesus Christus beschimpfen, in Deutschland, Frankreich oder Pakistan den Propheten Mohammed beleidigen, oder in Belgien, bzw. Thailand Buddha verlachen…In Japan könnte ich Müll am Fujiyama abladen oder in Russland das Mausoleum anpinkeln.

Alle Menschen werden, nein sind Brüder – von den Schwestern gar nicht zu sprechen: Alle lieben alle und alle geben ihr Bestes, damit wir eines Tages eine wunderbare Zukunft erleben! Nehmen wir an, ich eröffne zwei Schweinswürstchenbuden gleichzeitig…eine in Istanbul, am Bosporus und eine in München, am Stachus…wo würde ich überleben? Oder, sagen wir ich predige im Londoner Hyde-Park aus dem Koran und am Tahir-Platz in Kairo aus der Bibel…wo bekäme ich mehr Applaus? In Tripolis verteile ich Kataloge für Sexartikel vor einer Moschee und in Paris biete ich vor der Kathedrale Notre Dame Burkas zum Kauf an – wo werde ich eventuell verhaftet? Richtig! Nirgends: Die Globalisierung beschützt mich – ich habe nichts zu befürchten…nirgendwo!

Ist das nicht sagenhaft? Nirgendwo würde mir groß was passieren! Überall hätte ich Freunde, denen weder mein Aussehen, noch meine Herkunft und schon gar nicht meine Gesinnung übel aufstoßen würde. Ob meine Frau in Holland ganzverschleiert aufträte, oder in Libyen, oder Peking im Bikini – man würde uns applaudieren und uns versichern, daß wir eine Bereicherung seien, ohne die die einheimische Bevölkerung der Inzucht ausgeliefert wäre. Man würde uns mit Freuden unterstützen, wenn wir arm wären und mit der gleichen Freude unser Geld annehmen…egal wo wir es reinzustecken gedächten. Wir könnten ja im Kongo Kondome herstellen und sie – so sie Verwendung fänden – mit Prämien versehen, um die Chancen auf einen besseren Lebensstandard zu erhöhen.

Dem geneigten Leser wird nicht entgangen sein, daß gerade eben die Phantasie völlig mit mir durchgegangen ist – und zwar auf unverantwortliche Weise! Interessant wäre es aber schon herauszufinden was an meiner Geschichte alles falsch, nein, sogar idiotisch vermessen war, was es in der Realität schon gibt, oder auch niemals geben kann/wird. Das sollte jeder nun für sich als Gradmesser dafür nehmen, wie gut er informiert, bzw. wie logisch er denken kann…und warum nicht?! Sicher ist unsere Welt, zu Beginn des 21. Jahrhunderts die modernste, die aufgeklärteste und die ehrlichste aller bisher vorhanden gewesenen Welten, oder? Auch dies kann aber schon wieder zu einer Art „Intelligenztest“ ausarten, den es womöglich zu vermeiden gilt. Nicht umsonst bemühen sich doch momentan nahezu alle Staatsoberhäupter der Erde um eine menschenwürdige Zukunft für ALLE! Harharr…


© Alf Glocker


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Kommentare zu "Glänzende Vorteile der Globalisierung"

Re: Glänzende Vorteile der Globalisierung

Autor: Bluepen   Datum: 14.06.2020 11:48 Uhr

Kommentar: Lieber Alf, da stimme ich dir zu. Die Frage ist nur wie oft und wie lange man das alles machen kann.

LG - Bluepen

Re: Glänzende Vorteile der Globalisierung

Autor: Alf Glocker   Datum: 14.06.2020 17:27 Uhr

Kommentar: alles bricht!

LG Alf

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