Der US-amerikanische Psychologe Stanley Milgram konnte in seinem Experiment aus dem Jahr 1962 nachweisen, dass drei Viertel der Durchschnittsbevölkerung durch eine pseudowissenschaftliche Autorität dazu gebracht werden kann, einen ihnen unbekannten Menschen zu misshandeln. Sein Ziel war es, das Problem der Gehorsamsbereitschaft der Menschen gegenüber einer Autorität besser zu verstehen. Gehören wir aktuell als Bevölkerung in facto zu den drei Viertel der Bevölkerung aus dem Experiment?

Gehorsamkeit. Wenn wir gehorsam sind schenken wir einer Autorität, welcher Art auch immer, unser Gehör und folgen ohne Widerrede. Wir folgen dem Gesagten, obwohl wir von der Richtigkeit eventuell nicht überzeugt sind. Passt dieses Wort in diese Zeit? Ich denke es ist für uns wichtig zu verstehen, dass wir nicht wissen müssen was von den Informationen die wir bekommen richtig ist und was falsch, denn das können wir nicht wissen. Was wir aber tun können ist für uns zu entscheiden, was unsere eigene Wahrheit ist, durch einen bewussten Umgang mit unserem Selbst.

Gehorsamkeit. Wenn wir in der Zeit zurückdenken, gab es zu einem bestimmten Zeitpunkt schon mal so eine ähnliche Situation? In der Gehorsamkeit ein Automatismus wurde? So finde ich, dass der Kerngedanke von Ken Jebsen, der die Feststellung formulierte, „der Mundschutz ist das neue Hakenkreuz“, durchaus ernst genommen werden sollte. Denn wie schnell werden Automatismen dieser Art zu einem Selbstläufer der Ausmaße annehmen kann, den wir nicht mehr kontrollieren können? Kann das Gefährliche dabei sein, dass er leise durch die Hintertür kommt und in der Bevölkerung lange unbemerkt beleibt? Himmler sagte zu Beginn in einer von ihm zitierten Rede: „Ehrlich, anständig, treu und kameradschaftlich haben wir zu Angehörigen unseres eigenen Blutes zu sein und zu sonst niemandem.“ Trifft das nun wieder auf uns zu? Diese Frage richtet sich momentan nicht nach ethnischen Kriterien. Sie richtet auf die ganze Menschheit und in alle Bereiche. Anders kann ich mir nicht erklären, warum der freundliche Umgang untereinander, wie in Familien, teilweise in Schuldzuweisung, Zurückweisung und Aggression gekippt ist. Warum fällt es uns so schwer Distanz einzuhalten, eine Maske zu tragen und dabei freundlich zueinander zu sein? Woran liegt es das die „Goldene Regel“, nämlich in einem friedlichen und freundlichen Miteinander zu leben, stellenweise nicht mehr möglich ist? Oder gibt es einer Weg der achtsamen Kommunikation? „Die „Goldene Regel“ ist eine ethische Grundregel, die in der griechischen Philosophie zu finden war, wie auch im Buddhismus, Konfuzianismus und im Hinduismus. In anderen antiken Weltanschauungen gibt es diese moralische Regel und in der christlichen Bibel ist sie gleich in zwei Varianten niedergeschrieben. Man findet sie im Alten Testament und im Neuen Testament.“ Sie ist der Grundpfeiler unserer Gesellschaft.

Gehorsamkeit. Zweifelsfrei ein zeitloses Wort, denn wir alle kommen während unseres Lebens in Situationen, in denen Gehorsamkeit von uns erwartet wird. Wir alle kennen sie aus unterschiedlichen Bereichen unseres Lebens. Unserem Elternhaus, der Schule, vielleicht unserem Glaube, unserem Beruf, unseren Regeln und Gesetzen. Diese Liste kann sehr weit ausgeführt werden und ist ebenso individuell. Es gibt unbestreitbar Situationen in denen „gehorsam sein“ seine Wichtigkeit und Berechtigung hat, und trotz alledem, ist es immer ein selbstzerstörerischer Akt, wenn dahinter nicht auch ein Eigeninteresse steckt. Liegt hinter dem Gesetz oder der Regel kein Ziel, dass wir selbst verfolgen, wirkt Gehorsamkeit manipulativ und ausbeutend auf unseren physischen und psychischen Körper.

Gehorsamkeit. Wir sollten uns darüber gewahr werden, denn es ist gerade in diesen Zeiten wichtiger denn je. Was passiert in uns, wenn wir dieses Wort lesen? Was erleben wir dabei, wenn wir uns bewusst damit beschäftigen? Oder was erleben wir, wenn wir gehorsam sind? Spüren wir Widerstände in uns? Oder gibt dieses Wort uns Halt? Wie fühlen wir uns? Kommen in uns negative Emotionen auf, handeln wir immer gegen unseren inneren Wunsch und gegen das was wir wirklich wollen. Das Bewusst werden darüber, ist nicht negativ zu bewerten. Es ist lediglich ein Hinweis darauf, die gegebene Situation für sich zu überdenken und gegebenenfalls zu ändern.

Gehorsamkeit. Wie sehen wir uns aktuell? Sind wir Instrumente, die die Wünsche anderer unkritisch ausführen, weil wir die Verantwortung für unser Handeln abgeben möchten? Und gehen wir, weil wir unsere Eigenverantwortung abgeben, soweit unsere Grundrechte aufzugeben? Hängt unser Verhalten von dem Zustand ab, in dem wir uns befinden? Gegenwärtig zum Beispiel der Zustand der Angst und Panik. Gibt Gehorsamkeit uns die Sicherheit, die wir uns wünschen? Oder wie fühlt sich der damit verbundene Zwang für uns an? Hängt unsere Gehorsamkeit von dem Druck ab, der hinter einem Thema steckt? Derzeitig das Thema Gesundheit, Krankheit, Tod. Liegt unsere Gehorsamkeit an unserem Umfeld und dem Einfluss auf uns? Was würde gesetztenfalls passieren, wenn wir uns von der Meinung unseres Umfelds abwenden? Wenn ich es nach der Kernfrage des Stanley Milgram Experimentes formulieren will, würde die Frage lauten: Wie lange fügen wir uns den Anordnungen der „Versuchsleitenden“, bevor wir weiteren Gehorsam verweigern?


Quellen:

Treue, Gehorsam, Tapferkeit: Rezensiert von Ernst Piper

Stanley Milgram, Gehorsam gegenüber Autorität: Goddemeier Christof

Internetquellen:

Werte und Eigenschaften, Gehorsam, Gustav Ragettli:
http://werteundeigenschaften.ch/werte-und-eigenschaften/positive-werte/gehorsam

Tagesdosis – Der Mundschutz ist das neue Hakenkreuz, KenFM:
https://www.youtube.com/watch?v=pukEScBL6vY


© Sofia Saracino


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