Selbstverständlich müssen wir die Geschichten um die Wahrheit - wie viele Wahrheiten es wohl gibt, ob es die Wahrheit überhaupt gibt, weshalb etwas eine Wahrheit zu sein hat und wann oder warum nicht - zu Ende denken. Was aber bedeutet „Zu Ende denken?“ So, jetzt lachen wir erst einmal gründlich über den Umstand, daß man dazu überhaupt etwas erklären muss und dann sagen wir:

„Wenn es schon keine wirklich für alle gültige Wahrheit geben darf, dann gibt es doch auch keine Lüge – oder??“ Lüge ich denn, wenn ich sage, daß es einen Gott gibt, oder lüge ich, wenn ich das Gegenteil behaupte? Richtig ist zuallererst, daß ich es nicht weiß. Lüge ich, wenn ich sage, daß Religion Opium fürs Volk ist, ein Droge, die sich jeder leisten kann, oder ist das DIE Wahrheit?

Es ist durchaus zulässig, daß man etwas nicht, oder NOCH nicht weiß! Zulässig ist es nicht zu sagen: „Der behauptet hier etwas, das er nicht beweisen kann!“ Also – daß es einen Gott gibt (Zwischenfrage welches Es gibt uns einen Gott?) ist nicht zu bewiesen, denn er ist bisher noch nicht in einem Parlament aufgetaucht. Niemand hat ihn gesehen und wenn doch, ist das dann gelogen?

Daß Religion Opium fürs Volk ist – egal, ob es nun einen Gott gibt, oder nicht – ist durchaus zu beweisen. Gucken wir uns nur einmal die vielen gläubigen, verklärten, oder gar verzückten Gesichter an, in den Tempeln der Welt…wo allerdings auch manchmal (meistens vielleicht sogar) Leute aus rein geschäftlichen Gründen ihre Rituale vollziehen, um eben dabei zu sein.

Lüge ich, wenn ich meiner Frau sage, oder sie mir sagt, daß ich keine Geliebte, sie keinen Liebhaber habe, wenn das „in Wahrheit“ der Fall ist, oder drücke ich damit nur eine momentane Geisteshaltung aus, die im Augenblick noch auf einer Fortführung der Beziehung besteht? Wenn ich gut meine lüge ich nicht? Wenn nicht, dann schon? Oder wie, oder was denn jetzt??

Ich kann aber auch etwas wirklich gut meinen und gerade deshalb lügen! „Du siehst aber heute gut aus, mein Schatz!“ Das könnte sehr gut gemeint sein, auch wenn es nicht stimmt. Doch sogar in diesem Fall gäbe es eine Wahrheit, die nicht nur Ansichtssache ist. Wie auch die Geschichte mit der Mutter, die einen Mörder liebt, weil er ihr Sohn ist… Die Wahrheit ist: Der Sohn ist ein Mörder!

Was wir glauben spielt also nicht immer eine entscheidende Rolle? Doch, doch – besonders dann, wenn sie nicht erwähnt werden darf! Politische Strömungen, das Diktat von Machthabern, erfordern eine eigene, spezielle Deutung des Begriffes „Wahrheit“! Dann sind die neuen Gesetze, die vor kurzem erlassen worden sind erforderlich und der Diktator ein guter Mensch!

Denn wer etwas anderes behauptet, der kommt ins Gefängnis, wird erschossen, verbannt und dergleichen. Das sind genug Gründe die Wahrheit umzudeuten und oder sie sich pragmatisch so zurechtzulügen, daß sie ins Schema passt. Diese Wahrheit ist demzufolge unumstößlich, da alle, die sie umstößlich finden, selbst umgestoßen werden. Nichts ist real glaubhafter als das.

Und so werden auch Religionen wahr! Zuerst sind sie Opium fürs Volk, dann sind sie unumstößlich wahrhaftig und schließlich geben sie Gesetze vor, die man nicht brechen darf, obwohl ihre religiösen Hintergründe erstunken und erlogen sind. Wahr ist hierbei nicht einmal mehr, daß man auf einer „Religionsfreiheit“ zu bestehen habe, denn wenn sie auf Lügen und Gewalt basiert, dann...

darf man doch mit Fug und Recht erwähnen, daß sie mit der Wahrheit nichts mehr zu tun haben. Nein? Ist es gelogen wenn ich verkünde: „Ich bin der Messias und ich führe die Aufträge meines Gottes aus?“ Das kommt darauf an! Wenn ich die Macht habe, dies ungestraft vertreten zu dürfen und auch noch Gehör finde, dann habe ich nicht gelogen. Andernfalls ist es Blasphemie!

So sind die Grenzen zwischen Wahrheit und Lüge fließend? Ja, wenn man bereit und willens ist auf alles hereinzufallen was man uns an Schund vor die Füße wirft und wenn man vor allem überhaupt keinen Charakter hat. Denn dann lässt man den Mob entscheiden was Wahrheit zu sein hat, daß es angeblich viele Wahrheiten gibt und wir allen gegenüber tolerant sein müssen…


© Alf Glocker


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Kommentare zu "Selbstverständlich"

Re: Selbstverständlich

Autor: Wolfgang Sonntag   Datum: 15.11.2019 9:32 Uhr

Kommentar: Lieber Alf,
Wahrheit ... Lüge ... gut umgesetzt. Und manch einer hat Theologie studiert und labert nur Blödsinn. Sollten mal dein Essay lesen.
Liebe Grüße in den Tag
Wolfgang

Re: Selbstverständlich

Autor: Alf Glocker   Datum: 15.11.2019 17:03 Uhr

Kommentar: ..Tja, ich vermute, man sieht warum diese Leute Theologie studieren, oder studiert haben... des Jobs wegen: Macht und Geld...

Liebe Grüße zurück
Alf

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