„Believe in your dreams“ - das las ich neulich auf meinem Klopapier, in himbeerroter Schreibschrift unter einem lustigen Einhorn, vielen bunten
Sternen und einem Regenbogen stehend.
Müsste es in dieser Situation nicht eher „Loslassen!“ heißen?
An seinen Träumen festhalten, seine Ziele unbeirrt anstreben, nicht aufgeben
allen Widrigkeiten zum Trotz, solche Appelle tönen uns schon seit zig Jahren
aus den Regalen mit den populärpsychologischen Ratgebern entgegen.
Auch im Möbelhaus prangt über der geschmackvollen Couchgarnitur:
„Träume nicht dein Leben, lebe deine Träume!“ Da erklingt das Ethos derer, die es vom Tellerwäscher zum Millionär gebracht haben. Ihre reichen Erben, die aus dem Gröbsten heraus sind, geben uns, wie Dale Carnegie den Rat: „Sorge dich nicht, lebe!“
Im gleichen Regal stehen beim Buchhändler die nicht minder beliebten „Loslassen“- Lebenshelfer. Eine Devise, die bei der Buddhismus-affinen „Entspannt im Hier und Jetzt“-Fraktion sehr gut ankommt. In die gleiche Richtung zielen Traktate mit Parolen wie „Minimalismus“ oder „Simplify your life“. Da schreibt eine stern-Redakteurin in ihrem Blatt, wie sie, nach einer Trennung, von ihren 4 Zimmern auf 100 qm in eine 25 qm-Einzimmer-Wohnung gezogen ist, ihren ganzen Plunder weggeben hat und sich jetzt richtig wohl fühlt und garnichts vermisst; sie hat gewissermaßen losgelassen, sich ihres ganzen Krempels entledigt und erlebt jetzt minimal belastet die Leichtigkeit des Seins.
Vielleicht ist es eine Frage des Alters, welcher Philosophie man zuneigt: Wie viele mittelmäßig talentierte junge 18-Jährige gibt es wohl, die von einer Karriere als Popstar träumen, wie sie es oft genug in den Castingshows vorgeführt bekommen, und die lieber heute als morgen ihre angefangene Bankkaufmannslehre schmeißen würden, ihrem pubertären Traum zuliebe? Doch mit fortschreitendem Alter legt eine gewisse Lebenserfahrung es so manchem Menschen nahe, diese Traumerreichungs-Fixierungen aufzugeben und dann ganz entspannt und ehrgeizbefreit ihren Lebens- abend zu genießen, zum Beispiel mit einem Rotwein der Edition „Loslassen“ aus Edenkoben in der Pfalz.
Schließlich muss jeder die Frage nach seinem Weg zum Glück für sich beantworten und sehen, ob und wie er am Ziel ankommt. Hier gilt der berühmte Satz unseres verstorbenen Kanzlers Helmut Kohl: „Entscheidend ist, was hinten rauskommt.“
Wenn Macht regiert durch Angst und Schrecken,
Blutspuren manch Bürgersteig bedecken.
Mord und Totschlag den Tag „versüßen“,
Menschen mit ihrem Leben büßen.
Licht malt helle Leuchtspurbahnen
in den Alterungsprozess,
Dinge, die von weither kamen,
setzen sich in Träumen fest,
die dir längst Vergangenes bringen
und dein Hiersein noch [ ... ]
Du findest die Hose! Aber die
Strümpfe sind weg. Du suchst die
Strümpfe. Und findest das Hemd.
Und findest die Schuhe. Und den
Schal. Nur nicht die Strümpfe.
Dann setzt Du die Brille auf. [ ... ]
Heute habe ich die Wahl der Qual, denn ich will mir die Zeit vertreiben, die mich vertreibt, damit ich nicht auf ewig etwas Übles anstellen kann. Soll ich mich, aus Verlegenheit, einfach [ ... ]