Meine lieben Allerwertesten

© Alf Glocker

Hallo ihr Süßen! Ich wünsche euch einen wunderschönen guten Morgen. Freuen wir uns, daß die Sonne wieder aufgegangen ist und all die wunderschönen, bunten Blümchen sprießen. Geht es uns nicht phantastisch gut? Die Menschen auf der ganzen lieben weiten Welt geben sich die Hand und singen, über sämtliche Zeitzonen hinweg: „Hosianna“. Entzückende kleine Babys werden geboren und die Liebe ist eine Himmelsmacht! Wir können beruhigt zur Arbeit gehen!

Alles wird gut! Nein, alles IST gut! Wundervoll geregelt laufen die Stunden ab. Jede Sekunde sind wir glücklich, weil wir wissen wie schön die Welt ist und wie lieb wir zueinander sind. Heute Mittag gibt es gutes Essen – wir haben von allem genug! Aber, weil wir von allem haben, dürfen wir nun auch jenen geben, die nicht ausreichend haben und gelegentlich hungern müssen. Ihnen schicken wir unsere Spenden, mit herzlichen Grüßen von uns, denn alle Menschen sind Brüder.

Wenn es irgendwo auf der ganzen, weiten Welt ein Problem gibt, dann kümmert sich eine wohltätige Organisation darum und bringt sofort alles wieder ins Reine. Dann können wir, nach einer Schrecksekunde, oder einer Gedenkminute, wieder aufatmen und uns sicher sein, daß uns niemals wirklich etwas passieren kann. Natürlich hat es immer das Böse gegeben. Das ist jetzt nicht anders als früher, denn alles bleibt immer gleich, aber dann kommt sofort das Gute und besiegt das Böse.

Das Böse besiegt man am besten durch sehr viel Liebe, denn wenn man einen Bösewicht nur lange genug ganz besonders lieb hat, dann merkt der das und ist sich auf einmal nicht mehr so sicher, daß er eigentlich böse ist und wird ganz plötzlich gut. Das schafft man nicht wenn man mit Fingern auf ihn zeigt und ruft: „Schaut her, der da war gerade böse, er hat etwas Böses getan!“ Nein, das macht alles bloß noch schlimmer! Wenn man nichts sagt und zu lieben anfängt, dann klappt alles.

Das gilt für alle Bereiche! In der Schule lieben die Schüler den Lehrer, da lieben sich die Schüler gegenseitig und die Lehrer achten einander. Der Schulrat liebt den gesamten Lehrkörper und das Bildungsministerium alle Schulräte, so wie der Präsident das Bildungsministerium liebt. Im Parlament lieben die Abgeordneten das Volk und das Volk liebt den Kanzler, die Schulräte und die Abgeordneten. Alle lieben alle, alle sind glücklich – und das merkt man in allem.

Wir leben wahrlich in einem feinen Universum, auf einem gemütlichen Planeten. Tagsüber lacht die liebe Sonne und nachts scheint der gute Mond in unsere Bettchen und die vielen Sternlein stehen an dem großen Himmelszelt. Niemand kann sie zählen – auch der Herr Professor Schlumpfberger-Klingelsack, aus der Unität Haarfort nicht, der wo doch sonst alles weiß, jedenfalls mehr als wir. Wir sind jedoch gut informiert und deshalb brav bei der Sache, wenn es um gar nichts geht.

Wir pflücken die Blumen solange sie blühen, wir tanzen zu allen Jahreszeiten und wir bezahlen unser Geld in die Bank, wo es die Manager gibt, die es dann weiter verteilen. Sie lieben uns auch, wie wir gehört haben. Deshalb verzeihen wir ihnen, wenn sie einmal etwas „gemacht“ haben sollten, was aber so gut wie nicht vorkommt, wie auch bei den anderen Chefs aus der Wirtschaft nicht, denn die wissen schon was zu tun ist. Wir würden es ja auch wissen, wenn wir es studiert hätten.

Denn was man studiert hat, das kann man auch! Das sieht man an den Erfindungen, die immer gerade rechtzeitig kommen, wenn etwas ausgeht, wie das Erdöl und andere Sachen. Der Holzfäller studiert in der Baumschule, Der Pfarrer das kleine Einmalnix, der König lernt das Regieren vom Lieben Gott und der Arzt muss den Eid des Hippokrates erst einmal leisten, bevor er sich etwas leisten kann, das dann manchmal von der Regierung genehmigt wird, wie auch die Patienten…

Alles zusammen wird von uns allen zusammen erfunden, obwohl man es gesucht hat und schließlich bekommt man gute Noten dafür. In dieser Hinsicht sind alle gleich. Keiner hat dem anderen etwas voraus, auch die Astronauten nicht, die ihr Glaubensbekenntnis zu uns, aus dem Weltraum sagen. Und überall darunter herrscht der Frieden, den man sich ausgesucht hat, indem man an das Gute glaubt und deshalb zu-frieden ist, mit dem was man nicht ändern kann und glücklich wird.


© Alf Glocker


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