Ich sitze ungeöffnet, an der Un-Halt-Bar, bis zum St. Nimmerleinstag und erwarte, daß mir ein Menschenmann die Nachricht überbringt, er wünsche in meinen Diensten zu stehen…worauf ich mich als gnädig erweisen würde, ihn jederzeit zu verachten, so wahr mir Gott helfe! Doch was passiert? – ich werde nur entführt!

Auf einem Bazar in Hinter Pfui Teufel finde ich mich angeboten für 3einhalb Dinare…weil man mich angeblich noch „einschulen“ müsse. Wie ich aussehe hat mir aber immer noch keiner gesagt, da es hier keine Komplimente an Frauen gibt. Hier gibt es nur Preise und ich bin eben billig.

Früher – ich weiß es noch sehr gut – war ich praktisch unerschwinglich. Alle wollten mich haben, aber die Aufgaben meiner Exzellenz, der Überprinzessin auf der Linse, die ich den heraneilenden Prinzen (für mich dumme Bauern) erteilte waren offensichtlich unlösbar…verlangte ich denn zu viel?

Zu meiner Grundausstattung – ich bin praktisch ein Gesamtpaket – gehört komischerweise auch eine Peitsche, die aber extra kostet, ein Ganzkörperschleier, für außerhalb meines Gebrauchs und Fesseln, falls ich mal keine Lust habe. Das konnte ich den komplizierten Ausführungen meines Verkäufers entnehmen.

Momentan bin ich noch nackt!! Mit irgendwas mussten sie mich ja anpreisen – mit angeborener Freundlichkeit, gefühlvollen Gesten und strahlenden Augen konnte ich ja nicht dienen. Warum auch?! Niemand hat sich bisher vor mich gekniet und mich angehimmelt. Aber interessierte Blicke gab es schon…

Daß ich aus einem Land komme, wo in Wirklichkeit die Frauen das Sagen und die Männer das Kriechen haben juckt hier keinen. Ich bin unter einer Horde Praktiker gelandet, die nur körperliche Werte beurteilen können oder wollen. Für meine kluge und schöne Seele hat keiner was übrig.

Ich verstehe diese Menschen nicht. Außerdem stinken sie wie die Böcke. Aber – ich weiß auch nicht woran das liegt – irgendwie bin ich neugierig was jetzt passiert. Wer wird WASS mit mir anstellen?? Und was mache ich dann mit meinem Stolz? Wird man den überhaupt noch zu würdigen wissen?

Die Männer in diesem Land sind nicht unattraktiv. Vielleicht kann das ihre nicht vorhandene Höflichkeit ausgleichen? Sie sollen ja unglaublich gut im Bett sein…sagen sie selbst…wie ich vielleicht sogar richtig verstanden habe, als sich zwei von ihnen, abschätzig über mich unterhalten haben.

Schade eigentlich, daß sie jetzt so ALLES von mir zu sehen bekommen. Da kann ich gar nicht mehr richtig locken und abblitzen lassen. Ich stehe da wie Fleisch in der Metzgerei – die Arme nach oben – und drehe mich höchstens, vor lauter Peinlichkeit. Wie sich die Zeiten doch ändern können.

Wie ich erfahren habe, werde ich nicht einmal die Hauptfrau sein, das Haupt-Lustobjekt schon, aber nicht die Herrin des Hauses, falls es das hier überhaupt gibt. Kann ich damit leben? Ich weiß es nicht – noch hat sich ja nichts ergeben, was letztendlich aufschlussreich wäre.

Ob ich weiterhin unangetastet Jungfrau bleiben kann scheint mir schleierhaft. Am besten ich verstecke mich erst einmal hinter meinem naiven Optimismus, so, wie ich das immer getan habe, als ich von ähnlichen Situationen hörte, die anderen widerfuhren, die ich für dumme Gänse hielt.

Wenn nicht, dann bringe ich mich wahrscheinlich um, oder ich bringe mich wahrscheinlich nicht um, denn wenn ich ein besonderes Talent hatte, oder noch habe, dann ist es das, mich der Meinung einer herrschenden Obrigkeit anpassen zu können. In diesem Fall würde ich dann wohl schwanger werden.

Ob meine Kinder dann die gleichen Rechte haben, wie die der Hauptfrau, steht in den Sternen, da sie mich „Sklavin“ nennen. Aber man soll ja die FINTE auch nicht gleich ins Korn werfen. Vielleicht kann ich den Despoten, der mich für seine Begierden erwirbt, genauso manipulieren wie die Männer zuhause…wer weiß?!


© Alf Glocker


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