„Ich bin unbezahlbar.“, würden Sie von sich sagen? Ich auch. Wer ist nicht der Auffassung, dass das Leben eines Menschen unbezahlbar sei. Doch so einfach zu beurteilen scheint es nach jüngsten Medienberichten nicht.
Wollen wir den Wert einer Sache bestimmen, urteilen wir normalerweise nach dem Nutzen, ihrer Seltenheit oder nach ihrem Preis, den ein Käufer bereit ist dafür zu bezahlen. Nun ist der Mensch ja kein Ding, oder eine Sache. Dennoch sagen Chemiker, dass sich der Gehalt eines Menschen nach seinen Grundbausteinen berechnen lässt. Gehen wir mal davon aus, dass er zu 66% aus Wasser, zu 20% aus Kohlenstoff, zu 6% aus Sauerstoff, zu 2% aus Stickstoff und zu 4% aus Aschebestandteilen besteht, ergibt dies je nach Marktlage einen Preis von ca. 10 Euro.
Dem gegenüber steht die Meinung der Mediziner. Würde man nur mal den Wert des Insulins und der Hormone zusammenrechnen, käme man auf einen Wert von mehreren Millionen. Und die Physiker gehen sogar noch weiter. Sie weisen auf die Energie hin, die in den Atomen eines menschlichen Körpers gespeichert ist. Laut Berechnungen ergäben das mehrere Millionen Kilowattstunden, deren Nutzbarkeit einen Wert von ca. 79,2 Millionen Euro hat.
Auch die Justiz bewertet Leben in Euronoten. Zwar ist das Leben eines alten Menschen rechtlich genauso viel wert wie das Leben eines jungen Menschen, aber verliert ein Mensch durch einen Unfall, den er selbst nicht zu verantworten hat, eine Gliedmaße, so hat der Verlust, die damit verursachten Schmerzen und lebenslangen Einschränkungen einen definierten Wert, genannt Schadensersatz. Hier kommt es aber noch darauf an, welches Alter das Opfer hat. Verliert ein Kind ein Bein, wird dies finanziell höher bewertet als der Verlust eines Beines eines beispielsweise 55 jährigen Mannes. Die Begründung ist ganz einfach: Im Normalfall hat das Kind ab dem Tag des Verlustes seiner Gliedmaße eine in Jahren ausgedrückt wesentlich höhere verbleibende Lebensdauer als der 55 jährige Mann. Es muss die Schmerzen und die Einschränkungen also noch wesentlich länger ertragen. Auch sind Gliedmaße und Organe nicht gleichermaßen ´wertvoll´. Der Verlust mancher Gliedmaße wird als weniger schlimm erachtet, als der anderer.
Differenzieren wir uns einen Moment vom Mensch als Warenwert. Betrachten wir ihn als gesellschaftliches Wesen, so ist er nicht bloß „Zweck an sich“ sondern auch „Mittel zum Zweck“. In ihm steckt, je nach Bildungsstand bzw. Ausbildung, mit seinen Fähigkeiten und seiner beruflichen Aufgabe ein definierter Gebrauchswert. Ist ein Arzt, der täglich Leben rettet demzufolge mehr Wert als ein Sachbearbeiter, der über Elterngeldanträge entscheidet?
Auch die reproduktive Fitness, also die Menge und Qualität der Nachkommen eines Menschen könnte doch zur Beurteilung seines Wertes herangezogen werden. Je mehr Kinder, desto höher die reproduktive Fitness und damit ein höherer gesellschaftlicher Nutzen/Wert.
Zu Recht behaupten nun viele, dass der Mensch doch mehr wert ist als sein Körper als Ersatzteillager oder finanzieller Gebrauchswert. Die Gefühle und Emotionen als Spiegel der Seele sind doch unvorstellbar wertvoll: Die Frau/Der Mann als treusorgendes Elter; Seelenverwandte/r, Unterstützer/in, Beschützer/in aber auch Versorger/in; und die Kinder, die dem Leben vieler oft erst einen Sinn zu geben scheinen. Sie alle teilen miteinander Freud, Leid, Liebe, Begehren, Wut miteinander!
Horchen wir mal in uns hinein und stellen uns vor, was wäre, wenn man sein Leben mit Menschen verbringen müsste, die nicht in der Lage wären, Empathie zu zeigen. Kein gemeinsames Lachen, keine tröstenden Worte und keine körperliche Nähe. Oder gar der endgültige Verlust einer geliebten Person. Spätestens dann merkt man, dass Menschen unschätzbar wertvoll und weit mehr als nur die Summe ihrer Atome, Moleküle oder Gene sind. ps


© paschi80


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