Seltsame Witze (eine metaphorische Betrachtung)

© Alf Glocker

Geht ein Patient zum Arzt und klagt über Schmerzen in der Nierengegend – sagt der Arzt: „Oh ja, das könnte gefährlich werden, das müssen wir beobachten…kommen sie bitte dreimal wöchentlich zu mir, dann machen wir das“. Der gleiche Patient erscheint ein paar Tage in einer anderen Praxis und klagt über Filzläuse. Sagt der Arzt: „Oh, ja, dagegen müssen wir etwas unternehmen – ich gebe ihnen jetzt ein Gerät, das die Läuse zählt, damit wir die geeigneten Maßnahmen einleiten können“. In einer weiteren Praxis erscheint der gleiche Patient, wo er die Vermutung äußert, womöglich an Diabetes erkrankt zu sein. Der Arzt zwinkert ihm zu und meint: „Oh, da müssen wir sofort etwas unternehmen – Bitte schlucken sie gleich einen Chip, der mehrmals im Jahr den Blutzuckergehhalt misst, damit wir, zu gegebener Zeit Gegenmaßnahmen ergreifen können“.

Bei Haarausfall empfehlen die Ärzte dem Patienten die ausgefallenen Haare zu zählen und genau Buch darüber zu führen, unter welchen Umständen der Haarverlust besonders groß ist und unter welchen weniger groß. Plötzlich reagiert der Patient allergisch auf Pollen, worauf ihm die Ärzte raten, in einem Jahr aufzupassen, ob das bei der Birkenblüte passiert, oder ob er vielleicht, in einem anderen Jahr, die Gräserpollen nicht gut verträgt. Darüber solle er dann genau Buchführen und jeweils, zum Ende eines Jahrzehnts, bei der Krankenkasse vorsprechen, damit die sich Beitragserhöhungen überlegen können. Auch die Psychiater bekommen zu tun, denn mittlerweile ist der Patient psychisch erkrankt: er sieht überall Gespenster, die für speziell ausgebildete Bürger gar nicht vorhanden sind. Hier reagiert man unmittelbar und verrät dem armen Kranken, daß er ein eigebildeter ist.

Inzwischen vollbepackt mit Messgeräten und Zählmaschinen, wundert sich der da mühselig und beladen ist, über so viel Zuwendung und schöpft auch dann weiter keinen Verdacht, als man ihn auch noch als Versuchskaninchen missbraucht. Die große Frage lautet: „Wann wird der totale Zusammenbruch des Patienten stattfinden? Was kann ihm noch zugemutet werden, bis er endlich verstirbt?“ Inzwischen hat er überall Flöhe – nicht nur im Ohr…man hat sie extra in seiner Wohnung angesiedelt, damit er sich fortwährend kratzen muss. Weil aber seine Fingerspitzen bereits entzündet sind verschreibt man ihm eine Creme, die weitere Entzündungen verursacht… Der Patient ruft daraufhin einen Geistlichen und bittet um Seelsorge. Der herbeigeeilte Geistliche (von wo er herbeigeeilt ist, ist egal, geistliche eilen immer herbei) stellt ihm entweder eine Letzte Ölung in Aussicht, oder 72 Jungfrauen.

Da sonst nichts passiert, wird der Patient endlich apathisch! Mit 72 Jungfrauen kann er als Toter nichts anfangen und die Letzte Ölung wäre ja praktisch etwas das kurz vor der Außerachtlassung sämtlicher Hoffnungen käme, also ebenfalls nur der Tod zu erwarten wäre. Was also tun? Da kommt ihm eine Idee: Sauerstoff! Leider, so eröffnet man ihm daraufhin, sei der Sauerstoff gerade nicht mehr zu haben, er könne aber, ersatzweise, aus dem Permafrostboden stammendes Giftgas bekommen. Daraufhin wird der Patient verrückt und fängt an literweise Schnaps zu saufen und Drogen zu nehmen…er möchte seine letzten Stunden wenigstens noch genießen! Dazu lädt er alle Flöhe und Filzläuse ein, holt sich die ganze Palette von Pollen, sackweise, ins Haus, verstreut alles auf dem Boden und wälzt sich darin – alle Messgeräte schnallt er ab und die Chips schneidet er aus sich heraus.

Dann fängt er zu singen an, betreibt Sodomie und sonstige verrückte Praktiken, kotzt sein ganzes erworbenes Wissen aus sich heraus (worauf er sich echt noch einmal erleichtert fühlt) und ruft die Präsidenten von China, Amerika, Frankreich, Großbritannien, Nordkorea, Indien, Pakistan, Israel und Russland an, ob sie bitte nicht endlich mal ein paar von ihren schönsten Atomraketen abfeuern könnten…worauf er einschläft und von alten Zeiten träumt, wo despotische Massenmörder ihr vergleichsweise harmloses Unwesen getrieben haben, um ihn zur Gänze zu entzücken. Denn der Patient, von dem hier gesprochen wird ist die Erde!! Auf ihr gibt es immer mehr Messstationen, Peilsender an Tieren aller Art, Forschungsschiffe und ganze Horden von Wissenschaftlern, die sich mit nichts anderem beschäftigen als den Krankheitszustand des Patienten zu dokumentieren, aber leider, leider keinen „Arzt“, der endlich einmal was gegen die Symptome unternimmt!


© Alf Glocker


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