Es ist schon eine merkwürdige Sache mit dem Leben.
Man wird ungefragt hineingeboren und, wenn es nicht allzu schlecht läuft, auch so wieder herausgelöst aus dem Lebensstrang. Und was man zwischen diesen beiden Ereignissen macht, ist alles, worauf man am Ende zurückblicken kann.
Das meiste davon geschieht, ohne, dass wir allzu viel Einfluss darauf hätten. Und wenn ich betrachte, wie unendlich viele andere Leben neben meinem gerade aktuell sind, erkenne ich erst die wahre Dimension des Seins und die Winzigkeit des eigenen Rädchens im Getriebe des Lebens.
Und doch glaubt der Mensch seit Anbeginn seiner Zeit an seine einzelne, eigene Bedeutung. Tag für Tag, Jahr für Jahr, Jahrhunderte und Jahrtausende lang schon hat jeder einzelne die Möglichkeit, aus der Masse hervorzutreten und im großen Uhrwerk der Zeit eine Rolle zu spielen.
DAS unterscheidet den Menschen von allen anderen Lebewesen dieser Erde. In so vielen Herzen brennt der Wunsch nach einer eigenen Bedeutung, einer Bestimmung - einem Sinn für dieses Dasein.
Ich muss nicht weit suchen, um ein solches Herz zu finden. Es ist mein eigenes, dass zunehmend diese Frage stellt. Die Hälfte meiner Zeit ist bereits um. Auf was blicke ich zurück? Es ist noch einiges offen, das spüre ich genau. Und wenn es doch auch nicht gleich die Welt ist, die ich rette, was kann ich noch tun?
Erst einmal rette ich mich selbst. Ich will noch etwas erleben. Mein Leben mit Leben füllen. Neue Wege gehen. Wie das geht, muss ich noch herausfinden, aber ich weiß genau:
Wenn die letzten Krümel meines Stundenglases durch die schmale Öffnung rutschen, dann möchte ich dies gelassen beobachten können und wissen: Ich habe mein Leben gelebt.
Keine geringe Aufgabe, aber die beste, die ich je hatte.
Kommentar:Liebe Verdichter, dein Essay ist sowohl in sich abgeschlossen als es auch der Leserin/dem Leser viel an Denkweite anbietet .. schön!
Lieben Gruß,
Ikka
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