Wer nach Panikland will, der muss vorher einige Voraussetzungen erfüllen…leichte Holzhammerschläge auf den Hinterkopf erleichtern ihr Vorhaben dabei ungemein. Beschrieben ist der Weg ungefähr wie folgt…

Vom Stadtzentrum Heilig-Geist fahren sie, über die Murks-Allee, 666 km geradeaus in die Absurden. Das ist die Bergkette im Äußersten Weißnichtwo. Dahinter biegen sie in den Kreischverkehr und umrunden seinen Mittelpunkt 66 Mal.

Sobald sie sich das 13. Mal übergeben haben, dürfen sie, aus ihrem Schwindelgefühl heraus entscheiden, wie es weiter geht. Vor ihren Augen wird nun alles verschwommen sein und das ist gut so. Das erleichtert ihre Verzweiflung.

Wenden sie sich nun einfach dorthin, wo sie die Goldene Mitte vermuten und seien sie sich absolut sicher, daß sie sich geirrt haben! Nun kann es vorwärts gehen nach Dummheim, Blödhausen und Deppendorf.

Diese Orte können sie gar nicht verfehlen, denn sie liegen in jeder Richtung, direkt vor ihnen – oder anders formuliert: An diesen speziellen, vermutlich angestrebten Reisezielen, kommen sie gar nicht vorbei!

So langsam sollten sie bemerkt haben, daß sich das Straßenbild verändert hat. Sie werden, außer ihnen, immer mehr Idioten entdecken. Diese bevölkern nicht nur die Gehsteige!

Sie schauen aus allen Fenstern und irgendwann werden sie einsehen müssen, daß sie auch den Verkehr regeln. Imitieren sie am besten schnellstmöglich einen sehr einfältigen Gesichtsausdruck, um nicht verhaftet zu werden.

Geben sie sich aber trotzdem den Anschein sie wüssten alles – aber eben verkehrt herum. Inzwischen dürfte ihnen so langsam aufgefallen sein, daß hier etwas nicht stimmt…pardon, daß hier einfach alles perfekt funktioniert – sie müssen jedoch ab sofort rückwärts laufen, gehen, fahren.

Fangen sie aber nicht auf einmal an laut zu schreien. Kriechen sie geduckt und beobachten sie auch Bewegungen aus den Augenwinkeln heraus. Man beobachtet nämlich auch sie…und zwar ganz genau!

Wenn sie endlich kapiert haben, daß nichts kapiert werden darf, dann haben sie es geschafft. Fahren sie noch gut 6 km rückwärts und suchen sie sich eine Parklücke, bergabwärts, in der Dös-Avenue, Ecke Brummschädelstreet. Dort ist immer etwas frei.

Sollte es zunächst aussehen, als sei dem nicht so, dann trösten sie sich: sie haben sich nämlich auch hierin getäuscht…wie durch ein Wunder, tut sich auch noch eine Nische für sie auf…wo sie sich nun problemlos abstellen können. Sie sind am Ziel und können sofort damit beginnen, namenlose Angst zu entwickeln!!

*

Fürchtet euch!


Fürchtet euch nicht, niemand ist bei euch!
Steht nicht zusammen, es gibt keine Gefahr!
Ihr seid weder jetzt, noch seid ihr gleich
bedroht, nicht in diesem, nicht nächstes Jahr.
Man passt auf euch auf, ihr seid gut behütet!
Über euch wacht ein gar gnädiger Gott –
nehmt euch nicht so wichtig, da alle Seelen
komprimiert sind in dem unendlichen Schrott,
auf der Halde des nachträglichen Erzählens,
frei von der Qual des vorher freien Wählens…

Man darf auch verfälschen wo’s noch fehlt
an diversen Ausreden, die so formuliert
sind, daß nur die Eloquenz, und nichts zählt,
was die Zusammenhänge zu Folgen gefriert,
die anschaulich eine Konstruktion beweisen,
die, logisch betrachtet, auf Absurditäten zeigt,
die in Hinterlist und Falschheit entgleisen,
der Falschheit, die sich überall dort verzweigt,
wo kriecherische Elemente das zelebrieren,
was für die Panik taugt, in der wir verlieren!

Wie komme ich nach Panikland?

© Alf Glocker


© Alf Glocker


4 Lesern gefällt dieser Text.


Unregistrierter Besucher


Diesen Text als PDF downloaden




Kommentare zu "Wie komme ich nach Panikland?"

Re: Wie komme ich nach Panikland?

Autor: Alf Glocker   Datum: 13.08.2017 10:06 Uhr

Kommentar: Das kannst Du laut sagen!

Danke

LG Alf

Kommentar schreiben zu "Wie komme ich nach Panikland?"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.