Vieles gibt es im Leben, mit dem man sich einfach „abfinden“ muss. Das ist jedenfalls eine Lehre, die man aus der Erfahrung zu ziehen hat, wenn man, a) nicht über unerschöpfliche Kräfte verfügt, man, b) nicht verrückt geworden ist, oder c) nicht genug Naivität aufbringen kann und unerschütterlich verkündet, daß alles grundsätzlich schön ist, egal wie es kommt.

Es kann gut sein, daß es auch dem Vorzug resignieren zu dürfen, entspricht, wenn man sich erlaubt, sich auch einmal mit etwas abfinden zu können. Mit einem leider niemals eintreten wollenden Lottogewinn z.B., der doch so vieles leichter machen würde. Ein Lottogewinn ermöglichte einem ja, daß man sich kaum noch mit etwas abfinden müsste. Aber es käme natürlich auch auf die Höhe des Gewinns an.

Superreiche brauchen selbstverständlich gar keinen Lottogewinn und sie müssen sich auch mit weit weniger abfinden, als ein normal Sterblicher. Manche von ihnen glauben sogar sich die ganze Welt leisten zu können. Damit könnte selbstverständlich auch ich mich spielend leicht abfinden. Und mit Resignation hätte das auch nichts zu tun. Andere wiederum halten die Resignation für eine natürliche Alterserscheinung...die sie nicht missen mögen??

Sich mit etwas, einem Umstand, einem Zustand, einer ungewissen Zukunft, einer besch...eidenen Regierung abfinden zu müssen ist, im Allgemeinen, jedoch schmerzhaft und „ernüchternd“, obwohl ich diesen Ausdruck an der Stelle ein wenig unpassend finde. Denn die nüchterne Betrachtung sollte eigentlich ein Grundbaustein der Vernunft und nicht die Zerstörung der Existenz sein.

Das wissen sogar schon manche Betriebe, die langjährigen Mitarbeitern die entlassen werden soll, mit einer „Abfindung“ weiterhelfen „wollen“. Das ruft bei manchen Leuten allerdings eine Art Identitätsverlust hervor – vor allem bei solchen, die sich mit ihren beruflichen Aufgaben, sowie ihrem Arbeitsplatz identifiziert hatten. Aber auch im richtigen Leben, kann das Abfinden, die Abfindung zu derartigen Randerscheinungen führen.

Bei vielen erfolgt auf die Abfindung und dem schrittweisen Identitätsverlust sogar eine Auflösung der Persönlichkeit...was sich natürlich hervorragend für den „reibungslosen“ Übertritt vom Diesseits ins Jenseits eignet. Und es scheint oftmals fast so, als sei die Realität, oder das was wir dafür halten, sehr daran interessiert, daß sich eine Persönlichkeit gegen Ende ihrer Jahre von selbst aufzulösen beginnt.

Würde man sich denn sonst mit so viel abfinden müssen? Anscheinend sind wir dafür gebaut, ganz unterschiedlich gestrickt, uns im Grunde gegenseitig nicht tolerieren zu wollen, weil das dem Vorgang der Evolution massiv widerspräche. Wir müssen schon andauernd aneinander vorbei planen, damit sich später eindrucksvoll herausstellen kann, wer von uns der größte Gauner war. Der „überlebt“ dann genetisch ganz gewiss.

Die anderen sind dazu ausersehen, zu begreifen was Leben ist, sie dürfen sich damit abfinden, abgefunden werden, sie dürfen sich im Sessel zurücklehnen und bei sich denken: aha, da war also nichts mehr zu machen. Und je öfter sie sich das denken müssen, desto mehr geraten sie in Zweifel über Sinn oder Unsinn einer Existenz, die in weiten Teilen der Abfindung, dem Abfinden anheim gegeben ist.

*

Wirrmachendes


Der Abfin-Dung,
erhält nicht jung,
nein, er macht alt,
durch die Gewalt,
die man nicht liebt -
was nicht betrübt!

Re-si-gna-tion,
was ist das schon?!
Das steckt man weg,
zum Hals im Dreck
und schaut nicht hin.
Das heißt „Gewinn“!


© Alf Glocker


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Kommentare zu "Abfindung"

Re: Abfindung

Autor: possum   Datum: 11.04.2017 0:03 Uhr

Kommentar: Du verstehst es gar ein Schmunzeln auf die ernste Lage zu zeichnen lieber Alf, Danke für deine Werke! glG!

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